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Donnerstag, 16. Juni 2022

Handscherkurs 2022 im Harz

Am 25./26.6.2022 gibt es einen Kurs zum Scheren mit der Handschere in Bad Sachsa im Harz.

 

Scheren mit der Handschere macht Spaß aber unabhängig davon gibt noch eine ganz Reihe von Gründen, warum man das als Schafhalter können sollte:
Der Scherer muss kurzfristig absagen und es findet sich kein Ersatz; einige Tiere müssen für die Körung bis zu einem gewissen Termin geschoren sein; man kauft ein ungeschorenes dazu, nachdem der Scherer da war; die Wolle muss aus gesundheitlichen Gründen runter; man möchte unabhängig sein, ...

 

Kursinhalte

Welche Scheren gibt es und welche ist für mich geeignet?


Wie organisiere ich mir die Schur unter meinen Bedingungen? Selbermachen bietet da einiges an Möglichkeiten, um das für sich selber und die Schafe "passend" zu machen.

Wann Scheren?

Und natürlich ausgiebig: WIE schere ich möglichst entspannt für Mensch und Schaf?


Dazu stehen uns nette Shetlandschafe zur Verfügung.

Und natürlich bekommt auch das Thema Wolle Raum! Was habe ich denn da runtergeschoren? Ist das Gartenwolle oder was für Handspinner oder -filzer? Sortieren, aufbewahren, wo und wie anbieten...


Kontakt über die Emailadresse im ersten Photo

 

Montag, 16. Mai 2022

Wann Schafe scheren - der Phänologische Schafkalender

Jahrelang... jedes Jahr wieder... habe ich im Internet Bilder gesehen von einer Skuddenzüchterin, die ihre Schafe mit der Handschere schert. Und jedes Mal dachte ich: Das ist doch vieeel zu früh! Das habe ich nicht nur gedacht sondern auch geschrieben und jedes Mal hat sie mir versichert, die ersten wären da schon so weit gewesen.

Zu früh scheren ist eine Qual! Wolle wächst nicht gleichmäßig sondern hat einen Jahreszyklus. Bei Wildschafen und Haarschafen beinhaltet der einen richtigen Fellwechsel. Bei modernen Rassen (modern in diesem Sinne: Rassen, die so ab dem Mittelalter entstanden sind) und bei alten, primitiven Rassen sieht man mehr oder weniger von diesem Fellwechsel. IN dem Wechsel bzw. ganz kurz davor schert es sich bei manchen Rassen wie durch eine Latexmatratze! Da ist viel Lanolin, Wollschweiß und einzelne Wollhaare, die sich gelöst haben und die Schicht nochmal fester machen.

Über dieser Schicht scheren - also ganz außerhalb des Zyklus - das geht. Machen ja viele, wenn sie die Schafe einstallen. Nur wenn das einmal begonnen hat, dann sollte man MIT der Natur arbeiten. Nicht zu früh!

Mit Claudia (der Skuddenzüchterin, die immer viel früher schert als ich), bin ich darauf gekommen, dass bei ihr alles früher ist. Also alles in der Natur. Alle Zeigerpflanzen, die im phänologischen Kalender die Jahreszeiten anzeigen. Die Zeigerpflanze für Schafschur ist demnach der Holunder! Ihre Schafe und meine sind schurbereit, wenn der Holunder blüht. Vier Wochen später bei mir (Ostsachsen) als bei ihr (Bochumer Ecke). Bei mir blüht da gerade mal der Flieder!


frisch geschoren Skudden unter blühendem Holunder (Bild Claudia Schulte)



Im phänologischen Kalender zeigt die Holunderblüte den Frühsommer an. (Flieder den Vollfrühling).

Viele Leute denken, Schafe würden im Frühjahr geschoren. (Und Frühjahr wäre, sobald die Sonne das erste mal rausguckt). Das stimmt nicht. 

Wir haben in den meisten Jahren in Deutschland eine meteorologische Singularität im Juni. Die Schafskälte. Die so heißt, weil da traditionell die Schafe geschoren wurden und dann in den kühlen Tagen gefroren haben. 

Ich habe für einen Zeitschriftenartikel mal die wissenschaftliche Literatur zum Thema durchsucht. Da gibt es einiges! Neuer und älter. Überwiegend aus Australien und Neuseeland, wo deutlich mehr wissenschaftliches Interesse an Schafen und Wolle besteht. (Bzw. wo mehr Geld dafür ausgegeben wird.) Die Messwerte waren in den verschiedenen Artikeln nicht gleich aber WANN im Jahr die höchsten und niedrigsten Werte erreicht wurden, war sehr ähnlich. 

Da Down Under ja auch die Jahreszeiten Kopf stehen und im September Frühling ist, habe ich mir das übersetzt in Frühjahrestagundnachtgleiche, Sommersonnenwende, usw. Daraus ist eine Graphik entstanden mit Jahreszeit auf der x-Achse und den Werten auf der y-Achse. Die unterschiedlichen Werte habe ich so normalisiert, dass ich Höchstwerte und niedrigste Werte jahreszeitlich einsortiert habe. Die y-Achse hat also keine Einheit und... öhm... ist deshalb ein bisschen "Pfusch"... aber anschaulich. Finde ich...

Wollwechsel im Jahreslauf

 

Dargestellt habe ich den Durchmesser der Wolle und das Längenwachstum. Die Schafe in den Publikationen waren Merinos, Romneys und Wiltshire Horn. Mit Wiltshire Horn (die ihre Wolle selber abwerfen) gab es nur eine Publikation.

Bei allen wird der Faserdurchmesser ab einem Zeitpunkt zwischen Frühjahrestagundnachtgleiche und Sommersonnenwende dünner. (Die Schwankung im  Faserdurchmesser ist laut einer Publikation 70-75% - beim Merino!) Am dünnsten ist er dann zur Herbsttagundnachtgleiche. Ab da muss das Fell gewechselt sein und es wird Zeit, sich einen Winterpelz zuzulegen. Faserdurchmesser und vor allem das Längenwachstum legen jetzt richtig los!

Es ist allerdings nicht nur die Tageslänge, die den Fellwechsel beeinflusst. Direkt verantwortlich ist das Hormon Prolaktin und das wird AUCH von der Tageslänge beeinflusst. Aber zum Beispiel auch durch eine Trächtigkeit. Auch Futter oder eine Änderung im Futter kann eine Rolle spielen (Weideaustrieb) und eben auch "Kleinklima" wie bei den Zeigerpflanzen.

Was das Scheren zur falschen Zeit so schwer macht, ist vor allem die "Abschwitzkante". Die Bildung von viel Lanolin und Wollschweiß wird zu der Zeit des natürlichen Fellwechsels ordentlich angekurbelt. Man kann über dieser Kante scheren oder darunter. Aber nicht darin. Sonst sieht das so aus:

zu früher Scherversuch (ich sag nicht, wer es war...)

Hinten (links im Bild) war die Wolle schon abgewachsen. Vorne keine Chance. Da konnte man nur über der Kante etwas angleichen... (Ich war das nicht! Ich hätte gar nicht erst angefangen! Aber ich hatte die Kamera parat.) So krass ist das nur bei primitiveren Rassen (hier Shetland). Bei solchen mit weniger Fellwechsel kommt man da mit viel Fluchen noch durch.

Schön abgewachsene Wolle mit einer Kante, unter der es sich schneidet wie mit heißem Messer durch Butter, sieht so aus:


Shetlandmix, abgewachsene Wolle

Oder so (Bild von Whiteadder Rare and Native Breeds, @whiteadderwoodlands auf Instagram)

Shetlandschaf, abgewachsene Wolle (Bild Victoria Hedges)

 

Hier noch ein Beispiel mit Skudde. Skudden haben etwas weniger vom Fellwechsel als Shetlandschafe aber ebenfalls eine Abschwitzkante, IN der man nicht freiwillig scheren will aber UNTER der es einfach nur Spaß macht:

Handschur Skudde (an der Schere Saskia Dittgen)

Noch was zum "Abschwitzen": Das kommt vom Wollschweiß. Wollschweiß sind Salze und alkoholische Lanolinbestandteile. Also schon so salzige Ausscheidungen aus der Haut wie unser Schweiß aber Schafe schwitzen nicht so wie wir oder wie Pferde. Also nicht zur Abkühlung bei Hitze oder körperlicher Anstrengung. Die kann man in die Sauna stecken oder Sport machen lassen: Kommt kein extra Schweiß. Der Anteil nimmt aber zur Zeit des (ehemaligen) Fellwechsels zu. Das ist auch öfters mal ein Missverständnis: "Die Schafe müssen abgeschwitzt haben!" wird zu: "Die Schafe müssen geschwitzt haben!" und DAS wird dann so verstanden, dass es zur Schur reicht, wenn den Schafen einmal ordentlich warm geworden ist. Das bedeutet das nicht!

Es macht aber schon einen Unterschied, wie warm es ist und in den Tagen vor der Schur war! Je nach Rasse gibt es viel Lanolin oder wenig, öliges oder festes. Viel festes Lanolin wird geschmeidiger, wenn es warm ist und es lässt sich angenehmer scheren. Das hat aber mit "Abschwitzen" nichts zu tun. Das wird von der Tageslänge gesteuert, von Hormonen und eben auch von der Temperatur. Über eine gewisse Zeit. So wie auch der Holunder "Daten sammelt" und dann blüht, wenn er soweit ist.


Montag, 14. Dezember 2020

Mit einer Hand kann man nicht klatschen - Wenn Schafböcke Zeug zerkloppen

Dieser Post ist eigentlich eine Wiederholung. Nur unter einer anderen Überschrift. Es war warum Böcke sich kloppen aber jetzt geht es mir mehr um: Warum machen die Zeug kaputt?

Wenn man Schafe hat, hat man einen ganz besonderen Taktgeber im Jahr. Im Frühjahr kommen die Lämmer, dann ist Schur, dann Heuzeit und im Herbst/Winter gibt es dieses Geräusch... das dumpfe Krachen, wenn Bockschädel und -hörner aufeinanderkrachen. 

Als ich noch die Skudden hatte war das ganz typisch. Tupping time. Krach Bummm! Dabei war da nur ein Bock und zwei Hammel. Einer mit einem Jahr kastriert, der richtige Hörner hatte. Für die Mädels hat er sich nie interessiert. Aber Bockkämpfe hat er gemacht! Wirkte auf mich immer, als wäre das Spaß oder als würde er dem Bock einen Gefallen tun! 

Bei den Shetlandschafen fehlt mir das Geräusch beinahe. Da hatte ich nur Vater und Söhne zusammen und die durften nix! Der Vater hat immer mal gegen eine hölzerne "Schutzhütte" gerungst. Aber die war verschiebbar bzw. war das eine klappbare A-Wand, die irgendwann zusammenklappte. 

Als der Bock dann nach Mecklenburg gezogen ist, hat er ordentlich Zeug zerkloppt. Feste Wände an Unterständen....

In einer Facebook-Gruppe über Shetlandschafe lese ich öfter den Hilferuf, der Bock würde alles kaputt machen. Manche hängen denen dann einen Box-Sack hin. Da können sie kämpfen. 

Aber ich glaube nicht, dass es um Kämpfen oder gewinnen geht. Ich bin mal über einen Artikel eines Verhaltensforschers gestolpert (denn ich mir natürlich nicht gespeichert habe... weshalb ich ich das ganz unhöflich ohne Quellenangabe und nur aus dem Gedächtnis wiedergebe):

Er oder sie hat Bighornschafe in den Rocky Mountains beobachtet. Während man früher der Meinung war, dass die dicksten Dinger den größten Macker machen weil er ja alle besiegen kann, ist man da heute offener. Ist das so? Was ihn/sie zum Zweifeln brachte war ein lütter Jährlingsbock, der sich vor einem wirklich gestandenen Bock aufgebaut hat: Willste Kloppe? Komm doch! 

Der Altbock hätte lachen können. Auf den Knirṕs auch nur eine Kalorie verschwenden war lächerlich. Oder statt lachen einfach platt machen!

Hat er aber nicht. Er ist in nen vollen "Kampf" eingestiegen. Mit viel Krawumms. Der Verhaltensforscher fand das seltsam. Wenn es um Gewinnen geht, warum macht er den nicht platt?

Wie mein Hammel mit dem Bock, bei denen ich auch nicht dachte, es wäre ein echter Kampf...


Aber dann.... nachdem mehrmals Hörner mit diesem typischen Geräusch aufeinandergeprallt waren und dass dumpfe Donnern durch die Rockies hallte... Da kamen die Mädels! Nach und nach kamen sie an und guckten... angelockt von dem Geräusch zweier Hörnerpaare, die mit Schwung aufeinanderprallen. Es geht vielleicht weit weniger um "Ich mach Dich platt" als um dieses sexy Geräusch. Und mit einer Hand kann man nicht klatschen!

Wenn ich mal nen Bock habe, der Zeug zerkloppt, werde ich mal ausprobieren, ob eine "Percussion-Installation" hilft. Meine A-Wand war sowas. Cooles Geräusch! Vielleicht noch ein hohles Metallding.... Wobei lustige Geräusche gegen Frust-Kloppe nicht hilft und Frust hat so ein Bock ja auch mal... wenn der Weg versperrt ist. Und gerade Shetlandschafe finden Lösungen! Riegel öffnen oder sich eben durchboxen. Und wenn alle Intelligenz nix nützt, muss man eben auch mal Dampf ablassen... 

Freitag, 22. Mai 2020

Bei Homer waren Schafe violett - Farbsehen und Farbbezeichnungen

(Homer = der olle Grieche, nicht Homer Simpson)

Schafe sind ja alle irgendwie so "naturfarben". Von weiß bis schwarz und allerlei beige, braun, grau dazwischen. Offiziell gibt es da auch nur sehr nüchterne, deskriptive Bezeichnungen zum Eintragen der Farben ins Herdbuch.



Diese Bezeichnungen beschreiben nur den Phänotyp (wie sieht das Schaf aus), nicht die Genetik.
Für mich ist es einfacher und logischer, die Farbe eines Schafes nach dem zu bezeichnen, was vom GENOtyp sieht...
Das geht aber nicht jedem so. Vor Jahren war ich mal auf der Brandenburger Landwirtschaftsausstellung und habe mich zusammen mit Saskia mit jemandem über Farben beim Schaf unterhalten.
"Die Farbe kann man beim Lamm noch nicht erkennen!" sagte er. Und: "Wenn man die Farbe sehen will, muss man auf die Wolle gucken, nicht auf Kopf oder Beine!"
Uns ist die Kinnlade runtergeklappt...

Zusammen mit Saskia habe ich das Buch Bunte Schafe zur Farbvererbung bei Schafen gemacht. Wir gucken also mit einem Farbgenetikblick auf Schafe. Ein schwarzes Schaf ist für uns ein schwarzes Schaf. Völlig rille, ob die langen Wollhaare in der Sonne ausbleichen. Und deshalb gucken wir gerade auf das (noch nicht ausgeblichene) Lamm oder auf Gesicht und Beine, deren derbere Haare weniger ausbleichen. Viele Muster beim Schaf zeigen sich auch nur an Gesicht und Beinen.
Da muss man sich ein bißchen "eingucken".

Und dann gibt es Varianten von Farben. In einer Gruppe auf Facebook, in der es um bunte Skudden geht, ist mir aufgefallen, dass da Namen entstehen.

Ich dachte ja immer, das liegt daran, dass vor allem Frauen das einfach gerne machen. So hübsche Namen vergeben. Für feine Abstufungen. Ist das Türkis oder Petrol? Orange oder Apricot?

Heute habe ich ein Video gesehen, in dem es um Farbsehen geht. Und in dem Video kam etwas Interessantes auf! Im 19Jh ist jemandem aufgefallen, dass Homer ganz seltsame Farbbezeichnungen verwendet. Das weinrote Meer und die violetten Schafe... Und so wie es aussieht, wurde "blau" als Farbbezeichnung lange Zeit kaum verwendet. Vermutlich erst dann, als der Mensch blau färben konnte. Und mit Begriffen scheint die Unterscheidbarkeit einherzugehen. Nicht physiologisch. SEHEN konnte man (also die meisten) das schon vorher. Aber Farbsehen hat auch eine erlernte Komponente: Einsortieren und wiedererkennen und in einer Gruppe nach und nach einen Konsens finden, dass geht mit Begriffen einfacher. Oder überhaupt...

Bei Skudden gibt es manchmal eine besondere Art von braunen Lämmern. "Diese braunen, die so a bisserl dunkler sind als die normalen aber nicht so dunkel wie die schwarzen" taugt nicht für eine Konversation. Aber auch nicht, um unser Gehirn auf das Wiedererkennen der Farbe zu trainieren!

Mit einem Namen geht das besser! Bei den bunten Skudden hat sich dafür der Begriff "havana" eingebürgert. Wie die Katzen. Oder wie Zigarren (aber nicht die hellen sondern die dunklen, die aber nicht so dunkel sind wie....)

Skuddenlamm Ruby, Züchterin Sigrid Heilmann
Im Vergleich: Ein "normal braunes" und ein schwarzes Lamm:



Ich habe übrigens bei Homers Beschreibung von violetten Schafen ein Bild vor Augen. Von einem Schaf, das wir heute vermutlich "grau" nennen würden. (Oder eines der Muster, die eine überwiegend graue Wolle machen).
Überhaupt schien man "früher", recht großzügig bei der Zuordnung von all dem gewesen zu sein, was irgendwie "blau" ist.

roses are are red, violets are blue,....

Quatsch! Violets (Veilchen) sind violett! Nicht blau!

Das man bei Pommernschafen zwischen grau, grau-blau, blau-grau und blau unterscheidet, hat seinen Urpsrung vielleicht auch in einer Zeit, als "Blau" noch nicht so festgelegt und eingeübt war... Zumindest bevor Leute mit blauen Wachsmalern aufgewachsen sind...
Für mich waren das ja erstmal alles verschieden dunkle Grautöne. Aber wenn man sich MIT den Bezeichnungen eingeguckt hat, dann ist ein dunkles Pommernschaf einfach mal blau. Auch wenn ein T-shirt in der gleichen Farbe bei mir anthrazit wäre...


Hier nun das Video (Mailab auf youtube ist übrigens generell empfehlenswert):




Für mich nehme ich da übrigens mit, dass es vielleicht wirklich stimmt: Frauen können im Allgemeinen mehr Farben sehen. Ohne tetrachromatisch zu sehen - einfach nur durch die Auseinandersetzung damit und der Verwendung von mehr Bezeichnungen....

Montag, 4. Mai 2020

Die erste Wolle des Jahres

Die ersten Wollbüschel des Jahres... mit denen spiele ich immer besonders lange...


Hantilags heißen diese rumfliegenden Wollbüschel in Shetland. Hagalagða in Island. Ich habe mir sagen lassen, das käme von Wiese/Weide und legen.
Was die Schafe einem auf die Wiese legen...

Wie jedes Jahr sind "Happy und Familie" diejenigen Shetlandschafe, die als erstes Wollbüschel verteilen. Als allererste Joy...


Shetlandschaf gulmoget


Jeden Tag ne handvoll... mit recht extravaganten Frisuren zwischendurch:


Shetlandschaf


Diese Wolle sieht schon mal ganz nett aus... insgesamt ein (sehr) gutes Pfund... mal schauen, was daraus wird...

Shetlandwolle


Von zwei anderen Schafen habe ich auch schon erste Büschel gesammelt. (Anfangs kommt ja auch nix weg, wird alles in beschrifteten Papiertüten gesammelt...)
Interessanterweise haben diese beiden "eigentlich" die gleiche Farbe. Katmoget auf braun. 
Die beiden Pröbchen wirken von der Art recht unterschiedlich. Links mit deutlicher sichtbarem Crimp. Ob da eine feiner ist als die andere, kann ich nicht sagen. 

Shetlandwolle katmoget

Also habe ich die Lupe rausgeholt. 9x vergrößert kann ich immer noch keinen Unterschied sehen...
Da der parallele Crimp der linken Wolle dabei durcheinander geraten ist, sehen beide (für mich) identisch aus. 

Shetlandwolle unter der Lupe

Man sagt ja - so als Faustregel, dass eine Wolle ganz gut in der Fadenstärke gesponnen werden kann, die ihrem Crimp entspricht. Also wenn eine Stricknadel mit 2,5mm in eine Crimpbiegung passt, dann ist "Spinnen für Nadelstärke 2,5" ein guter erster Anhaltspunkt. 
Das ist extrem grob und wie gesagt nur ein Anhaltspunkt, wenn man so gar keine Idee hat, was man mit einer Wolle als erstes ausprobieren soll. 

Bei Fasern mit einer Kräuselung, die durcheinander ist, sieht man das natürlich nicht so gut. 

Crimp und Nadelstärke







Dienstag, 11. Februar 2020

Schafe und Wolle in Europa - das Buch zu unseren Schafrassen


Es ist soweit!
Es gibt ein Buch zu den Schafrassen Europas und ihrer Wolle! Geschrieben von der niederländischen Schaf- und Wollexpertin Betty Stikkers. 
Ich habe es ja schon angekündigt und nun ist es "fertig" (fertig wird es nie!)

Bekommen kann man das Buch in Deutschland über mich. Am besten eine Email schreiben an books@driftwool.de

Wollbuch
Schafe und Wolle in Europa
Schafe und Wolle in Europa hat insgesamt 220 Seiten in Ringbindung und kostet 39,50 plus Porto.
Auf den ersten 61 Seiten gibt es einen Einblick in die Geschichte der Schafe, Hintergrundinfos zu Wolle, Vliestypen, Schur, zum Waschen und Verarbeiten. 


Informationen zu Wolleigenschaften

Vliestypen und Rassen, bei denen man sie findet 
 Anschließend werden 134 Schafrassen (und gängige Kreuzungen) sowie andere Wollträger (wie Alpaka, Angorakaninchen, Yak,...) in Porträts vorgestellt mit besonderem Augenmerk auf ihre Wolle und deren Filz- und Spinneigenschaften. 


Wollbuch
Schafrassen im Porträt

Vorwort zur deutschen Übersetzung


Schafe. Die sehen alle gleich aus, sind ein bisschen blöd und Wolle kratzt?
Mitnichten! Sie sind unsere ältesten Nutztiere, die es in einer unglaublichen Vielzahl an Rassen und regionalen Schlägen gibt.
Wolle ist nicht nur ein nachwachsender Rohstoff, sondern eine Faser mit unglaublichen Eigenschaften, an die keine Kunstfaser herankommt.
Durch die Vielzahl verschiedener Schafe gibt es Wolle in ganz verschiedenen Ausführungen. Jede für eine andere Art der Verarbeitung und für andere Produkte geeignet.
Dieses Buch ist ein umfangreicher Ratgeber, der Lust macht, die verschiedenen Wollsorten auszuprobieren und der hilft, die richtige Wolle für ein bestimmtes Projekt zu finden.
Vorab bekommt der Leser Informationen zu Schafen in Europa, zu ihrer Geschichte und zu Wolle an sich. Woraus besteht die Faser? Wie wird sie gebildet? Was sind Stapellänge und Kräuselung? Welche Vliestypen gibt es?

Die Mitarbeit an der deutschen Übersetzung war faszinierend! Wie sagt man auf deutsch? Da gab es bestimmt mal Begriffe, aber die sind teilweise verloren gegangen. Deshalb gibt es in der Übersetzung Begriffe, die ich in alten Quellen gefunden habe und solche, die sich ganz modern im Internet durchgesetzt haben. Und manchmal einfach die englischen.

Noch faszinierender waren die inhaltlichen Diskussionen mit Betty. Stimmt die Zeitangabe? Sind das wirklich verschiedene Rassen? Ist das wirklich dieselbe unter verschiedenen Namen?
Wir wissen so vieles nicht über unsere ältesten Nutztiere. Vieles sind Annahmen, Hypothesen und manchmal einfach Mythen.

Ich hätte verstanden, wenn Betty zu meinen Anmerkungen gesagt hätte: Ich lass das jetzt so stehen, stand ja auch so in Quelle XYZ. Es gab auch einen Punkt, an dem ich dachte, ich frag jetzt nicht nach. Wird schon passen.
Dann schrieb mir Betty, dass sie das Buch der Erinnerung an einen guten Freund widmet, der viel für seltene Schafrassen in den Niederlanden getan hat. Und mir wurde klar, dass dieses Buch mehr ist als ein Ratgeber für verschiedene Wollsorten. Es ist eine Hommage an die guten Hirten; die vor uns da waren, mit uns da sind, nach uns da sein werden. In der Vielfalt der Schafrassen steckt das Herzblut von 10.000 Jahren!
Dieses Buch wird nie vollständig sein. Es wird Fehler haben. Aber keinen, weil es egal war!

Die Begeisterung und der Perfektionismus, mit denen Betty bei jeder meiner Anmerkungen recherchiert, war mitreißend! Sie hat Experten in den Heimatländern der Rassen befragt und Wissenschaftler, die sich mit DNA Analysen beschäftigen, hat Quellen überprüft und sich weitere Wollproben besorgt.

Wenn ich schreibe, dass ich in der Zusammenarbeit mit Betty viel gelernt habe, ist das untertrieben. Danke Betty!



Mittwoch, 20. November 2019

Auf den Spuren der Wikingerschafe - das Buch

Schafe - vor allem die nordischen - finde ich ja ganz interessant. Warum gibt es die überhaupt noch, die alten Rassen? Wie sieht es da aus, wo sie zu Hause sind? Warum hält man die noch? Wer tut das?
Gehe ich doch mal gucken.

Das war so die Überlegung, bevor ich mich für ein halbes Jahr auf die Reise gemacht habe. Mit Pocketcamper, Hütehund, Schafschere und Flute.

Einfach mal gucken. So ist auch dieser Blog entstanden (mehr in der Kategorie Reise)
Ich hatte Spaß, ich hab viel gelernt und ich schreibe gerne. Mache ich doch ein Buch draus!



Das habe ich tatsächlich gemacht. Ein Buch über die nordischen Schafrassen, die ich in ihrer Heimat besucht habe. Ich habe viel recherchiert zu Domestikation, zur Geschichte der Schafe (die unsere weit mehr beeinflusst hat, als man so denkt), aktuellen Forschungen über ihre Genetik, ...
und dann habe ich gemerkt, dass ich mich selber damit langweile!

Ja: Das war eine Reise zu den Schafen. Und eine Reise in unsere gemeinsame Geschichte. Aber was es eigentlich war, war eine Reise zu den Menschen!

Menschen auf abgelegenen Inseln vor allem in Schottland (und später auch in Norwegen). Eine Reise, auf der der "Arsch der Welt" zum Mittelpunkt wurde. An dem die Menschen ihre Türen öffneten, um mit leuchtenden Augen über Schafe zu reden.

Also habe ich das Buch neu konzipiert, so wie es "richtig" ist. Für mich.
Es ist eine Reise. Zu Menschen, zu Schafen, in grandiose Landschaften und auch zu mir selber.
Ich hab alles umgeworfen und es so gemacht, wie es für mich "rund" ist.






Von Agenten habe ich tolles Feedback bekommen aber leider auch gehört, dass es dafür keinen Markt gibt. Schafe sind ja eher ein Nischenthema und die Mischung mit Reisegeschichten macht es nochmal schwieriger. Das kann man nicht so einfach in den Buchladen stellen, weil es dafür nicht EIN Regal gibt.
Reisebuch oder Sachbuch Schaf?

Es ist beides und es MUSS beides sein. Man kann Schottland und seine Inseln nicht wirklich erleben, wenn man nichts über die Schafe weiß. Man kann die Schafe nicht verstehen, wenn man nichts über die Landschaft weiß, aus der sie stammen, über deren Geschichte und die Menschen dort.

Für die großen Verlage ist das keine sinnvolle Investition.
Selber verlegen? Klingt einfach aber da gibt es ein paar Haken. Selber verlegen bedeutet selber machen bzw. sich die Expertise besorgen, die man braucht. Lektorat, Buchsatz, Cover...
Das geht. Aber: Es gibt kein Team, keine Deadline die man nicht nach Lust und Laune verschieben kann, kein Feedback, keinerlei Vorgaben oder Erfahrungswerte, keinen Tritt in den Hintern und kein Lob für Erreichung von Zwischenzielen. Keine Bestätigung, dass das richtig ist und gut und wichtig.

So wie es jetzt ist, stecken da schon Jahre drin! Mit Zeiten, in denen ich euphorisch recherchiert und geschrieben habe und langen Pausen, in denen der Berg zwischen erstem Manuskript und fertigem Buch unerklimmbar schien. Immer mit der Hoffnung, vielleicht doch einen Verlag zu finden, der das Buch darüber trägt. Ich habe mein Exposé aber gar nicht weiter an Verlage geschickt... und von alleine klopfen die einfach nicht an meine Tür...

Jetzt ist die Entscheidung gefallen: Ich mach das. So wie es sein muss!
Und ich werde darüber immer mal hier berichten. Ich sehe das als eine Art crowdfunding. Nur nicht mit Geld sondern mit Motivation und Begeisterung, die sicherlich auf dem Weg immer mal knapp werden.


Montag, 21. Oktober 2019

Schafstassen / Rassetassen - making off

Angefangen hat das mit einer Infographic... Ich wollte eine machen zum Eintragen von Farben bei Shetlandschafen. (In UK und US)
Nur sahen die Schafe nicht wirklich wie Shetlandschafe aus. Warum? Wie so ein Polizeizeichner kam ich mir vor. Die Augen etwas kleiner und weiter nach oben, die Ohren tiefer....

typische Schafgesichter - erster Versuch

Als ich dann ein Shetlandschaf getroffen hatte, wollte ich wissen, was an einer Skudde denn anders ist. So vereinfacht gezeichnet...

Wer sehen will, muss zeichnen!

Im Biologie-Studium haben wir ständig gezeichnet. Und zwar exakt das, was wir sehen. Mit allen Details.
Hier ist es andersrum. Mit wenigen Strichen, mit "Punkt, Punkt, Komma, Strich" die Essenz einer Rasse darstellen!
Die Struktur der Wolle, die Hörner, Körperform, Gesichter! Vor allem die Gesichter! 

Tassen mit Schafrassen

So kommt dann eine Rasse zur anderen.

Making of Rassetasse 


Ich erstelle die Graphiken in Inkscape. Einem Vektorgrafikprogramm. 
Rassen die ich gut kenne, zeichne ich aus der Erinnerung. Denn dort sind die genau so abgespeichert, wie ich sie brauche. Nicht als Cartoon oder Vektorgrafik aber eben "die Essenz". 

Jetzt wurde ich gebeten, doch eine Tasse mit einem Manech á téte noir* zu machen. Oha!
Ich bin immer wieder erstaunt, wieviele Schafrassen es gibt, von denen ich noch nicht gehört habe! Geschweige denn, dass ich auch nur eins davon je persönlich getroffen habe!

Ein paar Bilder habe ich dazu bekommen. Irgendwie ein wenig wie Heidschnucke. Und wie Tiroler Steinschaf. Tiroler Steinschaf steht noch auf meiner Warteliste also habe ich mir ein Krainer Steinschaf genommen. (Die sehen natürlich anders aus als die Tiroler und Montaforer Steinschafe aber für den Anfang muss es reichen.)

Heidschnucke, Krainer Steinschaf

Auf den Photos haben mich die Augen und auch das Gesicht ein wenig an Milchschafe erinnert. (diese baskische Rasse wird auch tatsächlich gemolken). KleineAugen, recht weit oben. Tief angesetzte Ohren, lang, nicht stehend, nicht so hängend wie beispielsweise beim Karakul. Das Gesicht eher lang und schmal (im Profil mit mehr oder weniger Ramsnase). Daraus entsteht ein erster Entwurf: 

Heischnucke, Krainer Steinschaf, ostfriesisches Milchschaf - erster Entwurf

Dann die Hörner. Und zwar solche, die für mich zu den alten alpinen Rassen gehören. Oder zu süd-/osteuropäischen. Walachenschafe haben solche Hörner. (Bei Waldschafen gehen die auch ein klein bißchen in die Richtung aber sind doch eher wie die der nordischen... das nur so am Rande.)

erster Entwurf Manech á tète noir und Walachenschaf

Ich habe nicht genug Bilder mit Hörnern - also google Bildersuche. Da gibt es einige beeindruckende Böcke zu sehen! Hörner mit großer Biegung und kleiner, weit ausladend und weniger ausladene. Die von meinem Walachenschaf passen nicht ganz zu dem, was ich da als Essenz raus ziehe. Also wird als nächstes an den Hörnern geschraubt:

rumschrauben an Schraubenhörnern

Dann ist die Farbe dran. Schwarzer Kopf (und Beine) und grauer Körper. Was schwierig ist, denn ich kann den Kopf nicht wirklich schwarz machen. Dann sieht man Augen und Nase nicht mehr. Daher mache ich schwarze Köpfe je nach Rasse sehr dunkel braun oder sehr dunkel grau. Auf dem leuchtenden Computerbildschirm sieht man den Kontrast besser, als auf der fertig bedruckten Tasse. Beim Pommernschaf (ebenfalls grau mit schwarzem Kopf) musste ich nachbessern. Deshalb habe ich das jetzt als Vergleich genommen. Habe den Kopf aber trotzdem etwas dunkler gemacht.  

Anpassung der Vliesfarbe und Hörnerwindung

Den Kragen vom Steinschaf habe ich entfernt. Aber so richtig stimmt die Struktur der Wolle / der Gesamteindruck des Vlieses noch nicht... 

welche Version gibt die Vliesstruktur besser wieder?
Auf einer französischen Seite über die Rasse rate ich mir zusammen, dass die Wolle besonders lang ist. Bis 30 cm. Also doch eher wie die Heidschnucke. Allerdings sind die Schafe nicht so schmal und mit weniger zierlichen Beinen... 

Fertig! Oder doch nicht? Manech á tète noir? Nicht ganz...

Das stimmt immer noch nicht... die Hörner ... die Ohren sind auch noch falsch... knapp vorbei...
Passt schon ganz gut. Allerdings heißen die Manech tête noir!
So schon eher.... Ich lasse das erstmal sacken. Dann google ich nochmal (ohne vorher meinen Entwurf anzugucken).


Tassen mit Rassen kann man übrigens kaufen. Mehr zu Schafstassen hier (driftwool.de).


* Korrektur: Die Rasse heißt Manech tête noir! Zum Glück war diese Tasse eine Spezialanfertigung und meine falsche Schreibweise wurde noch rechtzeitig korrigiert!

***


Dieser Blogbeitrag wurde zusammen mit der roten Henne (aka der rote Raptor) geschrieben:






Sonntag, 11. August 2019

Sheep can heal hearts - social competence in small ruminants

I heard the other day that the Navajo say that sheep heal hearts.
Sheep are social animals. That's not news. What many people don't know is that their leadership skills surpass those of primates (including humans).
One of my favourite topics: if you want to be an exceptionally good leader, don't lead like a lion. Lead like a sheep!
More about that and some research and anecdotes behind that later. And probably as a book.
Just now I... want to contemplate a thought I had. In English because I hope for lots of feedback and stories that people might be willing to share.

Let me start with a little background for readers who are not 'half sheep'...
Sheep are social. Sheep are flock animals. Which means they don't only need 'a mate'. They need a flock. Some people say three sheep are minimum, some say 15. I say: it depends. Every sheep needs to see other sheep. At all times. Or at least know that one is over there. Some sheep and some breeds of sheep (like Shetland sheep) are brave and clever and content. Others are flighty and easily scared (and often extremely clever too - to escape dangers!)
So an average sheep, as a flock animal, grazes with a little distance to others. They have good peripheral vision but a predator stalking them could still creep up. Every sheep looks out for them while grazing. To feel calm and safe a sheep wants to see other sheep being calm. Knowing that they are watching out too. Put simply: the more calm sheep (who are all constantly watching out for dangers) are in one individual's field of vision, the safer the world is.
If one sheep in a flock is suddenly alert but lots of others are still calm, one individual who sees the alert sheep will not panic. But if a critical mass of others stop grazing and look up, it will look up too. (In case the first one sees danger that nobody else sees, she will give a warning whistle!)

OK. So that's sheep behaviour in a nutshell to set off what I was wondering about the other day.

To go and sit with my sheep is soothing. They ground me with routines I do and they go with the seasons. That connects me. They are good for heart and head. Lambs having fun are great to watch. Sheep are good for calming the mind. Most animals are. A dog will come and try to make you smile. Dogs often seem to apoplogise when we seem sad or angry. Sheep don't do that.

On a normal day when I sit with my sheep they do what they do. Graze or chew cud or bounce over the pasture. But when I am really, really sad and the world gets too much they... come and lie at my side. They lie down close by and chew cud and are as relaxed as only sheep can be. Not just one. Enough to be a critical mass.
And the place I sit down is not one they normaly lie.

Sheep are extremely good at reading other species' thoughts. Neighbours cat out walking? Fine. Neighbour's cat in hunting mode? Whistle. A dog on a walk? Fine! Sheepdog? Stand to attention! Same with me when I have a knife in my pocket to trim feet. I can't pretend innocence enough to fool a sheep! Lying to a human is comparatively easy, lying to a sheep impossible. Sheep can be lead with heartfelt confidence but not with insecurity in a pretend shell. Watch a real shepherd with a huge flock!

So this is what I thought the other day: it is not a coincidence! Sheep are not only soothing because they give structure to a day and force us out from under the blanket where we would love to hide. It is not only soothing because we watch gentle creatures being content and chew cud. I am convinced they do this on purpose. When I am sad and feel lost they make it so that I see as many of them as possible being content and calm. Not trying to cheer me up. Just saying - very clearly -  that all is well for now!

Sheep can heal hearts

Maybe there's a lesson here for us.


Any anecdotes or moments you are willing to share: please do so! Either as a comment here or drop me an email.
books(at)driftwool.de

Donnerstag, 13. Juni 2019

Warum Böcke sich kloppen...

Der mit den dicksten Dingern ist der Boss?


Die Verhaltensforschung hat ja so einiges überdacht im  Laufe der Zeit. Mein Lieblingsbeispiel ist der kluge Hans. Erst hat man dem Pferd menschliche Fähigkeiten zugestanden (Rechnen können) und dann war man extrem enttäuscht, dass das Tier gar nicht rechnen kann. Über diese Enttäuschung hat man die wirklichen Fähigkeiten lange Zeit übersehen.
Und auch sonst wurden Tiere aus einem seltsamen Blickwinkel betrachtet. Zum einen sehr menschlich / anthropozentrisch und zum anderen abgrenzend zu uns. Gefühle, Liebe, Spaß oder Fähigkeiten, die wir für besonders gut halten, können die nicht haben. Dafür aber Ambitionen, die wir wiedererkennen. Die vielleicht vor allem die überwiegend männlichen Verhaltensforscher wiedererkannt haben...
Dominanz. Der Stärkste hat Zugang zu Ressourcen. Der stärkste Bock mit den größten Hörnern deckt die meisten Zibben. Der prügelt sich seinen Weg zum Sex. Die Hörner sind Waffen! Je größer, desto besser.
Darwin selber hatte da eine andere Idee. Die selbst von seinen Anhängern ignoriert wurde. Die Evolution der Schönheit. Die besagt, dass die Weibchen eben nach Schönheit selektieren. Das passte lange nicht ins Weltbild und so wurden absolut übertriebenen Merkmalen "Fitnessmerkmale" zugeordnet. Wer mit so irrem Gefieder überleben kann wie so mancher Paradiesvogel, muss ja besonders fit sein. Oder: Diese Phänotpyen sind bestimmt genetisch mit besonderer Fitness gekoppelt und deshalb kommen sie bei den weiblichen Tieren so gut an.
Kann sein. Dass die Kämpfe von Böcken doch überwiegend rituell sind, ist ja klar. Die bringen sich nicht um. Eine Beobachtung fand ich besonders spannend:
Ich weiß leider meine Quelle nicht mehr aber es ging um Bighornschafe. Die wurden in ihrem "Kampfverhalten" beobachtet.
Da war ein gestandener Altbock. Und ein pupsiger Winzling, der ihn aufforderte. Der Alte hätte ihn ignorieren können, wenn es um "gewinnen" ginge. Oder von der Schulter wischen wie einen Fliegenschiss. Er hätte ihn auch mit einer Kopfbewegung wegschleudern können. Hat er aber nicht. Er ist drauf eingegangen. Und das hat zum Glück den Wissenschaftler fasziniert!
Es gab also einen ungleichen Show-Kampf. Mit viel Krawumms. Und dann... kam eine Zibbe um die Ecke. Und noch eine. Angezogen von dem Geräusch.


Mit einer Hand kann man nicht klatschen!
Ohne den pupsigen Lammbock hätte der Altbock niemanden anlocken können!

Und wie immer komme ich auf eine gedankliche Tangente... während so ein Altbock ganz schick rituell seinen "Kampf" vorführt und beschäftigt ist, hat so mancher Winzling seine Chance... Und DAS erinnert mich an einen Freund... Der konnte toll Gitarre spielen und singen. Uih! Was waren die Mädels angetan! Nur... er wusste nicht so recht, was er nach dem Spielen machen sollte. Also hat er weiter gesungen. Bis dann alle Mädels mit einem der anwesenden Jungs abgezogen sind...


Der weiße ist übrigens ein Hammel. Null Interesse an weiblichen Schafen. Aber diese rituelle Krawumms-Nummer fand er gut! Oder er hat seinem Bock-Kumpel den Gefallen getan...



Dienstag, 28. Mai 2019

Schafe und Wolle in Europa - das Buch in der Vorschau

"Gibt es eigentlich ein Buch, in dem die Wolle der verschiedenen Schafrassen beschrieben ist?"
Ja
"Auf deutsch?"
Nö. Aber bald!
Ich freue mich sehr, das hier schon mal vorstellen zu können:

Wolle europäischer Schafrassen
Mit der niederländischen Autorin bin ich durch die Shetlandschafe in Kontakt gekommen. In Zusammenhang mit dem Buch hatte ich angeboten, dass ich ja mal drübergucken könnte... nicht, dass in der Übersetzung Fachbegriffe falsch (oder "ungewöhnlich") übersetzt wurden.
Also: Ich hab mal drübergeguckt! Und glaube, dass wird eine echt nützliche Ressource für all die experimentierfreudigen Spinner und Filzer (und bestimmt auch für Schafhalter), die Interesse an der unglaublichen Vielfalt der Schafe haben!

Betty war so nett, mir einen Text über sich und die Idee zum Buch zu schreiben, den ich für den Blogbeitrag übersetzt habe.
Eine Beispielseite gibt es auch, allerdings auf niederländisch:

Wollbuch - Beispielseite Texelwolle

Betty Stikkers, Schafe und Wolle in Europa


Mein Name ist Betty Stikkers. Ich wohne in dem wunderschönen Dorf Oijen, an der Maas. Zusammen mit meiner Freundin Linda züchte ich seit 25 Jahren Shetlandschafe.
Außerdem züchten wir Sherinos. 75% Shetland und 25% Merino. Schöne Schafe mit toller Wolle - die allerdings sehr fein ist und nicht jedem Spinner liegt.
Wir haben angefangen, die Sherinos mit Longwools zu kreuzen. Das gibt wunderschöne Tiere mit klasse Wolle. Sehr vielfältig!

Die Frage “Wieviele Rassen gibt es und wie ist deren Wolle?” war der Auslöser dafür, Bücher über Schafe und Wolle zu schreiben. Das sind vor allem Nachschlagewerke mit vielen Bildern und vielen Informationen. Zuerst gab es eine Niederländische Version. Wir haben viele Schafrassen hier. 69 Wollrassen. Immer mehr Menschen begeistern sich für das Spinnen und Filzen und suchen Informationen zu diesen Rassen.

Dann habe ich angefangen, über einen weltweiten Wollführer nachzudenken. Aber Veranstalter von Wollkursen hier und im Ausland haben mich zuerst um eine englische und Deutsche Version gebeten.
Glücklicherweise habe ich die Zeit dazu und kann das Buch selber erstellen, was die Kosten unter Kontrolle hält.

Von all der Wolle die ich bekommen, lasse ich den Mikronwert testen. Dann teste ich eine Probe: filze 20g und weitere 20g werden von Theres Akkermans versponnen, die eine sehr erfahrene Spinnerin ist.
Gefilzt wird die Wolle aus dem rohen, ungewaschenen Vlies. Alle zur gleichen Göße ausgelegt und gefilzt in der Waschmaschine unter gleichen Bedingungen (2x bei 60°, 1,5h).
Natürlich kann man Wolle wunderbar mit der Hand filzen aber mir geht es darum, eine Einschätzung abzugeben, wie gut die Wolle filzt, wie stark sie schrumpft, etc.

Theresa geht mit ihrer Erfahrung ähnlich vor.
Besonders wichtig in dem Buch sind die Bilder! Sie sollen die Eigenschaften und den Charakter der Schafe wiedergeben aber sie sollen auch einfach schön sein! Das hat besonders lange gedauert. Es gibt wunderbare Bilder im Internet, die hervorragend geeignet wären. Dazu muss man “nur” den Fotografen ausfindig machen und die Nutzungserlaubnis einholen.
Geplant ist, dass die englische und die deutsche Version Ende Juni erhältlich sind!


Update

Es ist erhältlich! Mehr hier