Montag, 31. Oktober 2016

Happy Halloween

Hope you are all playing lovely, not too scary tunes tonight - wherever you are!

We had our little costume party yesterday - so as not to really attract any ghosts and monsters. And because it's a holiday here today - but not tomorrow.
Think tonight I'll be rereading lots of my  blog posts..... I got this lovely email today - and reread my email it responded to. Well - it wasn't too bad but I think it said things I didn't write... I thought I wrote about meeting people and how much I enjoy sharing passion for music. I think it reads ... differently. Not embarrasingly so but enough to make me wonder ... how much of what I write is understood? Or understandable... (And how many typos plus autocorrect changes do I miss?)... I sometimes check what google translate does to my writing to make sure it doesn't do too funny things...

Anyway - passion for music and meeting people and .... having a few tunes! So many people I'd love to have tunes with and every now and then we succeed in luring a few to our house!
Some are unsuspecting strangers, others are regulars. Like Conny who keeps coming back. Even if she has to dress up as tune!


I am pretty sure that she only comes back to pick up the stuff she left behind the last time around. Vicious circle. My favourite so far: "Forgot her shoes when she left". When Conny leaves we have a little guessing game. We never ask IF she left something behind. Only how much and how weird. (Sweet Jona got taken home and her dog, too!)

I put the camera down after a few warm-up pictures and only picked it up again much later.... the only one in full costume at that time was Lori  - I think she is "pigeon on the gate"....


Most of the other stuff got abandoned before I had it on camera. Like the most important accessories for our group costume "geese in the bog"...



Isa is still "out on the ocean" but I think she should be "sailor on the rock" and I most definately need to learn that tune!


By the way: I forgot the set "the moon and the seven stars" was in... I think I picked it up from some of the Hannover musicians with.... "sunnyside" and "Michael McGoldricks"..?.. or maybe I didn't. Have to relearn Michael McGoldrick's anyway. 



I have no picture of "Mrs Brennans psychological problems"! And just realise we didn't play that one! Jeez! Come back here! I can think of some more tunes we didn't play!

It was a lovely evening! Thanks for coming over!


Samstag, 29. Oktober 2016

finders, keepers?

Ich mußte gerade echt googlen, wie man das auf deutsch sagt! "Wer's findet, darf's behalten"... mmmhhh....

dahinten - gefunden!
Wir haben heute was gefunden. Eigentlich wollte ich den ziemlich bekloppten, amerikanischen "hug a sheep day" begehen. Statt dessen haben wir drei Ostfriesen-Jungböcke eingefangen, die mit meinen Zibben ihre ganz eigene Version von "hug a sheep" im Sinn hatten!
Die sind NICHT schön - diese Milchschafe! Und mit Lippengrind so gar nicht das, was ich heute knuddeln wollte!

Mit einem mal waren sie da - losgezogen, um das Glück zu finden. Nur konnten sie sich dann nicht zwischen dem Glück mit meinen kleinen Bunten oder dem Glück mit Nachbars Coburgern entscheiden. War dann eigentlich ganz witzig... so "im Rudel" jagen. Vier Leute, drei Böcke!

Zum Glück waren es Milchschafe und keine Kameruner (oder Skudden) - die kleinen alten Rassen denken einfach schneller und können viiiieel besser Absichten erkennen. Bei Milchschafen hat man ne recht gemütliche Chance! Interessanterweise kann man Milchschafe auch besser festhalten! Ich hab mal versucht, nem Suffolk den Weg zu versperren. DAS war ein witziger Ritt! Die größeren von meinen Lütten sind ein viertel von 'nem Suffolk und können einen nicht mit reiner Masse und Volumen überwältigen. Aber bei Kraft geht es ja nicht nur um Masse. Da war ja auch noch was mit Geschwindigkeit. So'ne Skudde zappelt in einer ganz anderen Geschwindigkeit!
Milchschaf nicht! Zum Glück. Die versuchen es nur mit Kraft und dazu waren diese Bubis dann doch noch zu klein!

Es lohnt sich übrigens, auch als Erwachsener immer ein bisserl Strick dabei zu haben. Am Besten Kälberstrick für ein Behelfshalfter. Und ganz besonders hilfreich am "hug a scabby mouthed frisian sheep day".

Als wir die Jungs bei der Nachbarin im Netz hatten, habe ich dann über "finders, keepers" nachgedacht..... und darüber, wie man reestit mutton macht.... und darüber, daß ich so gar keine Lust auf Milchschaf X Shetland Mixe habe und auf Orf erst recht nicht. Also lieber eine frische Batterie holen und dem Zaun ordentlich Wumms geben.

Tja - die Jungs hatten da noch was auf ihrer Wunschliste.... "hug a sheep day". Notfalls geht man da auch DURCH den Zaun. Hat glücklicherweise bei meinem nicht geklappt - einen Stecken hat's zerlegt. Also noch mal 'ne lustige Runde gedreht.... und dann mit dem mittlerweile gefunden Besitzer ab nach Hause. Dank Kälberstrick. Und hoffentlich bleiben sie dann auch da!




Wer auch am hug a sheep day nicht einfach mit jedem x-beliebigen Schaf knuddeln mag, für den gibt es eigentlich genug Auswahl.....für jeden Geschmack was dabei... wie mir heute beim Durchgucken meiner Bilder mal wieder aufgefallen ist. Schafe von Astrid Nutztierarche Stocksee

Schafknuddeltag


Dienstag, 25. Oktober 2016

Ein Hoch auf Mobiltelefone - Reiseerinnerungen "von früher"

Ich hab ja noch nicht sooo lange ein Mobiltelefon.... Drei Jahre glaube ich. Ausschlaggebend war, daß man dann nicht mehr ein Stimmgerät UND ein Aufnahmegerät dabei haben muß! Plus Batterien für beide. Außerdem waren Minidisks dann doch etwas umständlich.
Mittlerweile schaffe ich es sogar ab und zu, mit dem Ding auch zu telefonieren!
Manchmal starre ich es nur an... und überlege, was ich gerne schreiben würde...

Was aber auch schön ist: Man knipst immer mal ein Bildchen und kann das sofort jemandem schicken. Und später - später erinnert einen Google daran, was man vor der und der Zeit fotografiert hat. Heute war das mal nicht "heute vor einem Jahr" sondern "heute vor zwei Jahren". Das war durchaus witzig vor zwei Jahren. Und gruselig....
Ich war da mit drei Kollegen für ein paar Tage in Colorado unterwegs. Nach einer Konferenz in Denver.
Die Konferenz war gut aber Denver ist sowohl langweilig als auch ....gruselig halt! Eine der aufregendsten Sehenswürdigkeiten war das Geldmuseum. Da hat jeder der Besucher zum Abschied eine Tüte geschredderte Dollarscheine bekommen. Als Entsorgungskonzept ziemlich cool....
Gruselig waren diese Klichee Gangster, von denen einer mit blutendem Loch in der Stirn auf der Straße lag.
Ebenso gruselig die Busfahrt zur irischen Session... Da saßen NUR Gestalten im Bus. Am schrillsten war die dicke, bärtige Frau, die in ihr Telefon brüllte, daß es ihr sch...egal ist, ob "er" bei den Hells Angels ist und sie im auf jeden Fall ... irgendwas antut, für das ich bei meiner irisch katholischen Au-pair Familie nicht das Vokabular gelernt habe....

Die Fahrt in die Rocky Mountains war dagegen beschaulich und friedlich!


Wir waren auf ganz fürchterlich vielen Höhenmetern und haben im "Schnee" gespielt....


Außerdem haben wir uns gebildet und sind zu einem Museum gefahren, in dem man die älteste versteinerte TseTse Fliege angucken kann. Keine Ahnung, ob das beeindruckend ist...der Eintritt war uns zu teuer....also haben wir uns draußen die versteinerten Baumstümpfe angeguckt! 

Ich freu mich, daß google mir heute Anlaß gegeben hat, mich an die Tage zu erinnern. Die Autofahrten waren super! Johanna ist gefahren und wir drei haben ihr lauthals widersprüchliche Anweisungen gegeben. Der einzige, der das Navi im Blick hatte und damit halbwegs einen Plan, hat SEINE Anweisungen auf österreichisch gegeben. Nach ein paar Tagen war Johanna echt gut darin, " da mußt auffi" genauso richtig zu interpretieren wie "ummi!"
Viviane und ich haben derweil hinten das Mietauto vollgekrümelt  und immer mal "rechts" oder "links" nach vorne gebrüllt. Eher wahllos.... die Hälfte der Zeit lagen wir richtig... nie gleichzeitig....

Dann gab es noch dieses tolle YMCA Familien-Dorf mit schnieken Holzhütten! Wir haben uns das so schön vorgestellt... Bären und Berge und Pumas und wir abends am Lagerfeuer.... singend: "La La lala Y M C A..." War aber alles ausgebucht.
Statt dessen waren wir im Motel des Grauens!
Mein Zimmer war ewig weit weg von dem der anderen. Das war schon gruselig genug. Dazu kam, daß das Zimmer nicht gemacht war! Wieder zu dem ... seltsamen... Besitzer zu gehen und zu bitten, daß ich ein frisch bezogenes Bett bekomme, war mir genauso unangenehm wie das benutzte Bett.... Zum Glück kam der Besitzer zu mir, entschuldigte sich und schickte die Putzfrau.... Während die sich gekümmert hat, bin ich ans andere Ende der Anlage zu den anderen gegangen. Helle Aufregung, weil Johannas und Vivianes gemeinsames Zimmer nicht gemacht war. Ich dachte, ich kann die beiden beruhigen, daß die Putzfrau gleich kommt aber die Situation war etwas... schräger. Das Zimmer voll mit Crystal Meth und Klamotten und einem Geruch, als ob der Besitzer seit Tagen tot im Bad liegt! Geräusche hat er aber gemacht aus dem Bad und wir waren nicht sicher ob er sich freut, daß wir sein "Angebot" gesehen haben..... SO stellt man sich Motels im Wilden Westen vor! Check!

NICHT das Motel des Grauens sondern ein wirklich nettes Motel.... irgendwo in Colorado
Ebenfalls Abgehakt: Touri Ausritt mit Cowboy Hank. Da ist mir aufgegangen, daß Tiere tatsächlich einen fiesen Sinn für Humor haben können! Ganz am Anfang der Runde, die diese Pferde täglich mit blöden Touris langlatschen, standen Bäume am Weg. JEDES Pferd weiß natürlich genau, wo Pferd aufhört und "Reiter" beginnt. Und JEDES Pferd hat versucht, genau so nah am Baum vorbeizugehen, daß Pferd vorbeipaßt, Knie vom "Reiter" aber nicht!


Wir waren in den paar Tagen echt dufte Kumpels. Muß mal gesagt werden! Spätestens jetzt, zum zweiten Jahrestag! Johanna, Viviane und ich haben Gerhard die Ehre überlassen, auf "kleiner Donner" zu reiten!
Gerhard und ich waren total dufte Kumpels, weil wir dem schnuffeligen B&B zugestimmt haben (weil Johanna und Viviane nach dem Motel des Grauens sooo gerne in dem Luxuszimmer mit Badewanne schlafen wollten....) obwohl es für uns nur je die halbe Abstellkammer gab!


Herrlich unamerikanisch - das britische B&B, deren Betreiber zu ihren Armeezeiten in meiner Heimatstadt Rinteln stationiert waren.


Herrlich amerikanisch: Das Gespräch, das Gerhard und ich mit einer überzeugten Kreationistin hatten.

Die drei waren natürlich auch voll dufte Kumpels für mich! Die haben mich in Colorado Springs zur Session gefahren! UND wieder abgeholt!

Session in Colorado Springs
An Colorado Springs habe ich heute schon gedacht, bevor Google mich erinnert hat. Da gab es nämlich einen riesigen Kostümladen, der so kurz vor Halloween Hochbetrieb hatte. DA wär ich doch heute gerne mal shoppen gegangen!

Colorado Springs
Ist ja nicht so, daß ich mich ohne mein Telefon nicht daran erinnern würde aber vermutlich nicht gerade heute. (Eigentlich doch - wegen dem Kostümladen). Der amerikanische Piper, der in der Schweiz deutsch gelernt hat und Östereichisch besser verstanden hat als Johannas und mein Hochdeutsch und Vivianes .... Hochsächsich.

In meiner Flute-Tasche fliegt noch ein Stadtplan von Denver rum mit draufgekritzelten Tune-namen. Hab ich neulich wiedergefunden und sogar schon drüber geschrieben.... (keeping track of tunes) Einige sind gar keine Tunes sondern Namen von Farmen, die Shetland-Schafe züchten! Der letzte Samstag im Oktober ist nämlich in den USA nationaler "hug a sheep" day und ich wollte ein paar Anlaufstellen haben. Vorsichtshalber....

kein Schaf und nicht umarmt und der letzte Samstag im Oktober war es auch nicht....


Weil ich gerade in den Erinnerungen meines Telefons wühle .... eines meiner ersten Telefon-Reisebilder... DIESES Meer war übrigens echt kalt! Ich habe mich nur deshalb Ende September auf den Lofoten ins Nordmeer gestürzt, weil ich sicher war, daß es NICHT kälter sein kann, als der Pazifik in Californien im Juli! Brrrrrr! Pelikane und Bibbern!


NICHT VERGESSEN! Sagt es Eurem Telefon: Kommenden Samstag ist "hug a sheep day"! 


Und nicht bis Halloween warten!


Samstag, 22. Oktober 2016

Sessionbilder - und gute Vorsätze (vielleicht)

Ich dachte mir, ich schreib mal was leichtes. Also wenig. Mit Bildern.
Hier warten mehrere Beiträge mit "Inhalt" - das bedeutet leider, daß ich mal wieder total ins Faseln komme und noch einiges editieren nötig ist. Jedesmal, wenn ich mich da ranmache, werden die Beiträge einfach nur länger!
Außerdem erinnert mich google fast täglich daran, welche Bilder ich "heute vor einem Jahr" gemacht habe und dann fällt mir alles ein, was ich außer knipsen noch so gemacht habe.... heute vor einem Jahr. Im letzten halben Jahr waren das fast täglich Reisebilder und Reiseerinnerungen.
Heute vor einem Jahr war ich auf der Fähre nach Amsterdam und ich habe geschrieben. Unter anderem, daß ich einen bestimmten irischen Tune wohl noch ein Weilchen einzählen werde. Das mache ich immer noch....

Und weil ich das immer noch mache und weil manche Tunes an manchen Abenden mich so glücklich machen, wollte ich auch mal Dresden Session Photos machen. Davon habe ich viel zu wenige.
(Die wollte ich eigentlich auf dem Flowing Tide Blog teilen aber .... naja....Paßwort vergessen....)

Also erstmal nur hier... Neulich in der Zapfanstalt:


Leider kann ich gar nicht gut photographieren. Mit Autofokus sollte doch eigentlich irgendeine Stelle im Bild scharf sein! Muß aber gar nicht. Verrutschter Fokus kann aber auch schick sein. Mir gefällt dieses Bild total gut. Die Frau im Hintergrund und der rote Stuhl haben irgendwie was....


Ich hätte ruhig auch die Musik aufnehmen sollen. Da waren echt hübsche Sachen dabei! Aber spielen, knipsen UND aufnehmen war dann doch zu viel....


Unbewegte Objekte kann ich übrigens fast scharf ablichten! Deshalb hab ich viele Bilder von Flaschen und Gläsern....


Musikerbilder gibt es auch - leicht unscharf.


Da war die Kneipe noch leer. Später wurde es echt voll und wir wurden um Mitternacht mal wieder gefragt, ob wir "Happy Birthday" spielen. Peinlicherweise können wir das nicht.... aber wie immer haben wir uns die größte Mühe gegeben.... Jeder in seiner Lieblingstonart!



Nichtmal das Banjo ist scharf. Dabei wackelt Stefan beim Spielen fast gar nicht!





Von mir gibt's kein Bild. Schade eigentlich - wo Conny doch heute gefragt hat, ob meine Haare so kurz sind, weil ich 'ne Wette verloren haben!

Und jetzt zu den guten Vorsätzen: Ich krieg den Hintern hoch und den Kopf frei! Ab jetzt! Ich editiere diese Blogbeiträge und dann wird endlich was aus dem Büchlein über Farbgenetik bei Schafen und .... anderes... größeres... ich hab da so ein paar Träume.....

Und dieses Jahr werden wir tatsächlich eine musikalische Halloween Party machen, bei der sich alle als "Tune" verkleiden müssen! Yay!! Eine lange Nacht mit irischen tunes (und dem ein oder anderen schottischen), lecker Essen (gammel-Hammel = reestit mutton und norwegischer Trockenfisch und karamell Käse). 

Viel Zeit bleibt nicht, um ein Kostüm zu basteln. Es gibt irische Tunes, die sind einfach... "bag of spuds" (der Sack Kartoffeln) zum Beispiel. "Last night's fun" bietet echt viel Spielraum für Phantasie (dunkle Augenringe sind immer dabei). "Flowing down her back the colour of her golden hair was black" ist da schon schwieriger.....
"Red haired lass" ist eher langweilig - es sei denn, beide Banjo Spieler verkleiden sich so. Und "Superfly" wäre irgendwie ein cooles Kostüm für den Piper....

Schöne Momente muß man sammeln! Und wir alle, verkleidet als "behind the haystack" könnte einer davon werden!

.... will always "have been"

Sonntag, 9. Oktober 2016

Mal was über Wolle von der North Atlantic Native Sheep and Wool Conference

Vielleicht kürze ich das jetzt einfach ab... NANASW....

Wie schon das ein oder andere Mal erwähnt: Auf dieser Konferenz treffen sich Leute, die eigentlich alle am Ar.... der Welt wohnen und immer noch ihre alten Rassen halten. Die sind kleiner, die Wolle am Weltmarkt eher nicht beliebt, die Schlachtkörper zu klein für die großen Verarbeiter und außerdem macht die Lage es verdammt schwierig, Zugang zu Märkten und Händlern zu bekommen. Bei der eher traditionellen Haltung in meist kleineren Herden hat man es als Produzent eh schwer.

Es geht also darum, sich auszutauschen über "wie macht Ihr das?" Wie kann man seinen Wettbewerbsnachteil ein wenig ausgleichen oder wie kann man ihn sogar in einen Wettbewerbsvorteil wandeln?

Trifft man in einer "Schafswelt" auch Leute, die damit nichts zu tun haben (die aber oft Wollenthusiasten sind), dann kommt früher oder später das große Erstaunen: "Wie? Die Wolle ist nichts wert? Wird einfach entsorgt? Aber..."

Besonders beeindruckend letztes Jahr auf Fair Isle. Da waren viele Freiwillige auf der Insel, die beim Abtrieb und der Schur geholfen haben. Ein paar Stunden schwitzend über den Berg rennen, bis die Schafe im Pferch sind und dann losschnipseln. 'Ne Stunde pro Schaf hat das oft gedauert. Die meisten hatten den Eindruck, sie hätten jetzt tatsächlich einen wertvollen Beitrag für die Insel geleistet (haben sie auch!), der sich auch finanziell auszahlt (tut er nicht!). Die Erkenntnis, daß zu der Arbeit noch der Transport zur Fähre, die Fahrt auf's Mainland und ein weiterer Transport zum Händler dazukommt und man dann weniger als 2 Pfund pro Vlies bekommt, war schon ernüchternd. Dabei sind die 2 Pfund ein verdammt guter Preis!

Das kann doch nicht sein!

Viele Produzenten verkaufen Vliese direkt an Handspinner oder lassen Strickwolle spinnen und verkaufen die. Internet sei Dank kann man heute auch von der abgelegensten Insel aus seine Kunden erreichen. Ob die im wollverrückten Japan sitzen oder in Hipster Brooklyn. Das funktioniert aber nur in kleinen Mengen. Dafür ist es etwas, was man auch als Einzelkämpfer oder kleine Genossenschaft in Angriff nehmen kann. Beliebt sind da auch Stricksets. Ein nettes Strickmuster mit allem was man braucht, um sich das Teil zu stricken.

Sockenstrickset aus norwegischer Wolle

Manx Loaghtan Schafe
Alles, was man für eine Mütze aus Manx Loaghtan Wolle braucht - in einer witzigen "Whiskeyflaschen-Verpackung"
In größeren Mengen wird es schwierig. Was nicht daran liegt, daß kein Markt da wäre. Es ist keine "Industrie" da, die aus der Wolle fertige Produkte produziert und die vermarktet. Und für den Verbraucher - dem ja gerne die volle Verantwortung für die Entwicklung der Landwirtschaft übergeben wird - gibt es kein "Rankommen". Erst recht gibt es keine Möglichkeit zu wissen, was man da jetzt tatsächlich kauft. "natural fibres, ethical products, cultural heritage, environment" - das alles hat einen Wert. Der ist nicht grenzenlos aber Leute sind bereit, dafür mehr zu zahlen. Wenn man das wirklich bekommt.
Einer der ersten Vorträge der Konferenz ging daher um das Thema Verarbeitung von Wolle und Labeling.

Ich fand es auffällig, daß Norweger tatsächlich viel, viel Wolle tragen. Sowohl Segler, die ich letztes Jahr in Shetland getroffen habe, als auch Farmer in Norwegen. Und ich war erstaunt, daß es in den Läden soviele Wollsachen gibt. (Läden in die ich gehe, sind allerdings eine Klasse für sich. Feedstore, Landhandel, Byggemarked,... wie auch immer die heißen. Da gibt es Arbeitsklamotten und Werkzeuge und Angel- und Jagdbedarf und so was.) In Norwegen trägt man Wolle. Pullis, Socken, Unterhosen, Handschuhe, alles! Und fast alle Wollsachen in diesen Läden sehen so aus, als wären sie in Norwegen produziert.

In diesem ersten Vortrag über Labeling habe ich dann eine Faustregel gelernt: Je mehr norwegische Landschaft auf dem Label ist und je mehr norwegische Flaggen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, daß das Teil in Norwegen produziert wurde!

EIN einziges Qualitätssiegel - ob Herkunft oder "Bio" oder sonstwas ist da schön und gut aber macht die Sache noch komplizierter. Nehmen wir mal Shetland und "Bio" bzw. "organic": Um das Endprodukt so zu kennzeichnen, muß JEDER Schritt den Anforderungen genügen. Sonst wäre es ja auch Beschiss. Mir persönlich ist es aber egal, ob die Spinnmaschine zwischendurch für "nicht-Bio-Wolle" benutzt wurde und ob die Strickerin, die nachher den Pullover daraus strickt, ein Biosiegel hat. Um aber dieses umfassende Siegel zu bekommen, muß man die Wolle x-mal durch die Weltgeschichte schicken. Zur Wäscherei mit Siegel und dann zur Spinnerei, Weberei, zum "finisher" und zum Schneider.
Gerade auf den Inseln kann man nicht erwarten, daß die ganze Produktionskette vor Ort aufgebaut wird. Man kann aber auch nicht "made in Faroe" draufschreiben, wenn nur die Wolle von da kommt. Also geht das Verkaufsargument verloren.

Wolle Faroe
Wolle von den Färöern
Der Vortrag hieß übrigens "Enhancing local value chains" und wurde gehalten von Ingun Grimstad Klepp, die in einem Institut für "Konsumforschung" arbeitet. Sie hat sich vor allem mit diesen Fragen beschäftigt: "Was können wir sinnvoll vor Ort machen?" "Was können wir genausogut (oder erstmal) anderswo machen lassen?" Und "wie könnte ein Label aussehen, das dem Kunden genau das mitteilt?" Wolle aus Norwegen, Spinnerei in UK, Weberei in Estland, Schneiderei wieder in Norwegen.... sowas. Was sie da mit netten Pictogrammen und Flaggen entworfen haben, war echt gut. Und gar nicht "erschlagend".

Eine weitere Rednerin war von ... irgendnem Modelabel. Die haben mit Wolle alter Schafe (und Seide) ein paar Kleidungsstücke produziert, die auf archäologischen Funden beruhen. Super elegant. Zumindest, wenn so eine super elgeante, große Modefrau wie Tone Tobiasson die anhat! Sie erzählte zwischendurch von einem Gespräch an einem Londoner Flughafen auf dem Rückweg von einer Modemesse. Es ging darum, daß Norweger gerne und viel Wolle tragen. Ihr Gesprächspartner fand das ganz interessant. RICHTIG fasziniert war er aber erst, als sie sagte "Bei uns ist alles aus Wolle, dies und das und.... Unterwäsche!" Da war wohl erstmal Ruhe und irgendwann hat er erstaunt gefragt "What does that do to your sex life?"

Auch bei einigen anderen Vorträgen ging es um die Produktionskette. Und wie weit man (sinnvoll) kommt. Auf den Färöern ist man jetzt soweit, die Wolle vor Ort zu sammeln und zu sortieren und zum Verkauf anzubieten. (Sollte also jemand gerade 180.000 kg Rohwolle brauchen - ich weiß, wo es welche gibt!). Auf Uist gibt es mit Uist Wool ein größeres Projekt, bei dem es bis zum fertigen Garn geht bzw. bis zum Tweed, der auf der Nachbarinsel gewebt wird und der dadurch das Siegel "Harris Tweed" tragen darf. Es gibt mittlerweile auch fertige Kleidungsstücke - die dienen vor allem zur Präsentation des Produktes "Uist Wool". Ansonsten können die da auf ihrer Insel hocken und hoffen, daß irgendwer aus irgendwelchen Gründen an genau diesem Garn besonderes Interesse hat. Die Bilder dazu waren echt toll! So im Hipster Schick aufgenommen - im "Schuppen" auf Uist, mit viel Ausstrahlung und tollem Bezug zum Ursprung. Mit nem Horn und 'nem Hirtenstab. Minimalistisch und einfach edel.

Produkte aus Uist Wool - zimelich schick präsentiert. Kommt hier leider nicht so rüber
Uist Wool - fertig zum Anziehen

North Ronaldsay hat seine eigene Spinnerei und gar nicht genug Schafe, um über weitere Produktionsschritte nachzudenken. Die gesponnen Wolle ist jedes Jahr ratz fatz ausverkauft.

North Ronaldsay Wolle


Dann gibt es noch ein paar Produkte, die nicht vollständig vor Ort produziert werden aber die Publicity bringen. Im Weißen Haus liegt zum Beispiel Teppich aus Wolle alter norwegischer Schafe. Wie man sich denken kann, gab es zur Auswahl des Fußbodenbelags ein Kommitee mit Experten und hohe Qualitätsanforderungen. Da hat die norwegische Wolle einfach mal am Besten abgeschnitten.
David Beckham hat ein Bett aus Shetlandwolle. Und dieses Modell wurde mal im Rahmen der Campaign for Wool von Prince Charles angezündet. Sollte zeigen, wie toll Wolle ist und daß sie nicht brennt.
Wahrscheinlich bin ich da alleine aber mich amüsiert die Vorstellung, daß der Prince of Wales so ein Bett ankokelt - wie ein Staubsaugervertreter, der erstmal 'ne Tüte Staub auskippt....

Bett aus Shetlandwolle - in so einem schläft David Beckham und Prinz Charles hat's angezündet

Der Ausflug in die Textilindustrie war spannend. Näher dran am Schaf war da die Schurdemonstration zur Lofoten Food Fair mit anschließender Versteigerung der Wolle.

Vorführung Schafschur auf der Lofoten Food Fair. Mir wäre dieser Moderator furchtbar auf den Senkel gegangen aber der Scherer hat ganz entspannt geanwtortet UND geschoren

kleine Schafe, kleine Vliese - die Wolle der Schurvorführung wurde anschließend versteigert

Beim großen Wollaufkäufer der Lofoten waren wir auch und haben uns das Sortieren angeguckt. (Die Wolle geht übrigens zur weiteren Verarbeitung bzw. zum Weiterverkauf fast komplett nach UK, nur ein Teil kommt zurück - meist gesponnen)

Rohwolle auf den Lofoten

Klassifizierung norwegischer Wolle - der Norsk Ullstandrad

Kaufen wollte ich eigentlich auch was. So einen ganz typischen Pullover mit diesen Metallhaken. Den kann man auch für viel, viel Geld im Internet bestellen. Aber da ist kein Label dran, das mir sagt, ob das nun wirklich aus norwegischer Wolle ist.... Tja - meine Hoffnung, daß es sowas Vorort gibt, hat sich nicht bestätigt. Gab es nur zum Angucken in einem "Museum"....

So einen wollte ich - den hinten mit dem grauen Filz und den schnieken Haken



Samstag, 8. Oktober 2016

Schafe - wo kommen sie her?

Weiter geht's mit den Klugschwätzbeiträgen zu Schafen

Wo kommen die Schafe her? Wie hängen die zusammen? Kurzschwanzschafe, Langschwanzschafe, Dickschwanzschafe, Haarschafe, Wollschafe.... Wer hat die "verteilt"?

Ganz kurz zusammengefasst für alle Leser, die keine Lust auf den langen Text haben: Das asiatische Mufflon ist der Urvater (und die  Urmutter). Schafe waren die ersten domestizierten Nutztiere und ein wichtiger Bestandteil der frühen, neolithischen Landwirtschaft. Sie verbreiteten sich über Europa, einige verwilderten wieder. Später gab es eine "zweite Welle" und die Nachfahren der ersten Nutztiere blieben (fast) nur am nördlichen Rande Europas erhalten. Anderswo wurden sie von den "modernen" Schafen verdrängt, bei denen der Fokus zunächst auf viel und feiner Wolle lag. So! Das war's in kurz. In etwas länger geht das dann so:

Das meiste hat die Archäologie herausgefunden. Sowohl aus Knochenfunden (meistens in alten "Mülleimern") aber auch durch die Untersuchung früher Textilfunde. Aber es gibt auch ein paar genetische Untersuchungen. (Da sollte es viel mehr geben!)
Ihr bekommt hier zu lesen, was ich aus all dem verstanden habe und wie ich das in Zusammenhang setze mit eigenen Beobachtungen. Ich denke dabei vor allem an die verschiedenen Kurzschwanzrassen. Der Rest sind "big white sheep". Oder fettschwänzige Haarschafe, oder..... "die anderen".
Daran ahnt man schon, daß die Morphologie einem sehr wichtige Hinweise geben kann. Dazu auch noch das typische Verhalten. Beides kann einen aber auch in die Irre führen.
NUR die Genetik kann einen aber ebenso in die Irre führen (gilt vermutlich genauso für die anderen Disziplinen).

Schafe - ein kleiner Ausschnitt der Vielfalt
Was haben sie gemacht, die Biologen? Ein Paper (von Miika Tapio) beschäftigt sich mit Sheep Mitochondrial DNA Variation in European, Caucasian, and Central Asian Areas.
Mitochondrien sind die "Kraftwerke der Zelle". Man glaubt, sie sind ursprünglich als Endosymbionten entstanden. Also sowas wie Bakterien, die eine Zelle befallen und dann mit ihr Arbeitsteilung gemacht haben zum gegenseitigen Nutzen. Das ist alt. Alle Lebewesen, die höher entwickelt sind als die Bakterien, haben ein Mitochondrium. Das kann alleine nicht überleben aber es hat noch eigene DNA. Die wird bei der Zellteilung einfach weitergegeben. Das Mitochondrium kommt nämlich von der Eizelle (als deren "Kraftwerk") und mit ihr weiter gegeben. Damit fallen für diese DNA einige Möglichkeiten weg, mit denen die "normale DNA" neue Vielfalt kreiert und existierende immer neu mischt. Mitochondriale DNA kommt von der Mutter und der Mutter der Mutter und immer so weiter. Damit kann man die maternale Linie zurückverfolgen. Alles, was sich daran verändert hat, liegt an Mutationen in der DNA Sequenz. Die Mutationen unterliegen so gut wie keiner Selektion und passieren zufällig - eine pro Zeit X (plus minus). Daß zufällig exakt die gleichen Mutationen unabhängig voneinander passieren, ist eher unwahrscheinlich.

Was hat es jetzt für einen Vorteil, sich ausgerechnet diese DNA anzugucken?
Zum Einen betrachtet man keine Gene, die selektiert wurden. Würde zum Beispiel bei Haltung im Gebirge ein lila Fell einen Überlebensvorteil bringen, dann würde man die Gene dafür bei allen Gebirgsschafen finden, ganz unabhängig davon, wie sie miteinander verwandt sind. (OK - das ist jetzt arg vereinfacht!)
Außerdem: Der Bock ist die halbe Herde! Angenommen, vor hundert Jahren hätte jemand einen ganz exotischen Bock auf eine abgelegene Insel gebracht, dann würde man seine Gene bei allen Nachkommen finden. Der Einfluß ist groß und kann in wenigen Generationen alles überschatten. Bei der mitochondrialen DNA dagegen sieht man deutliche Veränderungen erst dann, wenn sich eine größere Gruppe weiblicher Tiere ändert. Unabhängig von züchterischer und natürlicher Selektion.

Archäologische Funde legen nahe, daß Schafe zuerst im Nahen Osten / im Kaukasus domestiziert wurden. Um das zu unterlegen, kann man sich nun die Varianten in der mitochondrialen DNA angucken und diese "auf eine Landkarte legen". Die ersten Mutationen sollte man "überall" finden. Die mit den gleichen Mutationen sind verwandt. Die mit (zusätzlichen) Mutationen sind später aus ihnen entstanden.
Dieses Paper untermauert vor allem die Theorie, daß Schafe eben im Kaukasus domestiziert wurden und daß es KEINE unabhängige Domestikation in Europa gab.

Ein anderes Paper hat einen anderen molekularbiologischen Ansatz. (Revealing the History of Sheep Domestication Using Retrovirus Integrations, Bernardo Chessa et. al.) Der ist ziemlich cool. Ganz einfach gesagt: Es gibt Viren - endogene Retroviren - die Teil der Wirts-DNA geworden sind. Alle Viren nutzen ihren Wirt, indem sie ihre DNA in die des Wirtes einbauen und den dann neue Viren machen lassen. Bei endogenen Retroviren landet die DNA in den Keimbahnen und wird Teil des Wirtsgenoms. Sie wird dann weiter vererbt, als ob sie die ursprüngliche DNA des Wirtes wäre. Wie bei der mitochondrialen DNA gilt: Das zwei mal genau das gleiche komplett unabhängig passiert, ist unwahrscheinlich. Gibt es Variante 1+2 und Variante 1+2+3, dann stammt letztere vermutlich von ersterer ab.

Kombiniert man das mit archäologischen Funden und ganz einfachem "guck sie Dir doch an", dann ist die ganz einfache Version diese:

Schafe wurden domestiziert aus der damaligen Version des asiatischen Mufflons. Schafe und Ziegen waren die ersten Nutztiere. Im Neolithikum schon DIE Nutztiere und ein wichtiger Teil der frühen Landwirtschaft. Ihr Nutzen bestand vermutlich vor allem im Fleisch. Die Tiere verbreiteten sich über Europa. Irgendwann - so vor 5000 Jahren, wurden dann Sekundärprodukte wichtig. Vor allem Wolle - aber vermutlich auch Milch. Ich bin gerade zu faul nachzugucken, seit wann Menschen als Erwachsene Milch verdauen können.  (Die Zeitangaben sind immer sehr verwirrend. Da geht es immer um Spannen von tausend oder zweitausend Jahren. Außerdem wird das angegeben in "years before present" und das bedeutet nicht etwa "vor heute" sondern vor 1950, als Radiokarbondatierung erfunden wurde)

Auf jeden Fall: Es gab eine erste Welle. Diese Schafe kamen nach Europa und von denen gibt es nur wenige "Überbleibsel". Ein paar sind gleich wieder verwildert. Das sind die euorpäischen, mediteranen Mufflons.
Die letzten Nutztiere dieser Welle sind die Soays vom St. Kilda Archipel westlich von Schottland. So ganz doll am Rand der Welt. Abgeschnitten von allem. Aber selbst dort hat man irgendwann modernere Schafe gehalten. Die Borerays. Entstanden aus Soays und "hebridean Blackface".
Boreray auf einer Auktion in Schottland
Nur auf einem kleinen Inselchen des Archipels überließ man die ganz, ganz alten Soays mehr oder weniger sich selbst. Man fuhr dort hin zur "Ernte". Winzige, wilde Schafe. 1930 ging es nicht mehr weiter für die Bewohner von St. Kilda. Die Inseln waren zu weit weg und das Leben zu gefährlich. Die Bewohner beschlossen, ihre Heimat zu verlassen. Ausschlaggebend war der Tod einer Bewohnerin durch eine Blinddarmentzündung und die viel zu lange Zeit die es brauchte, bis Hilfe kam. Die Hauptinsel wurde zu einem Militärstüztpunkt (und plötzlich war es kein Problem mehr, die Kommunikation mit dem Festland sicherzustellen!) Die Borerays hat man mitgenommen (oder geschlachtet) und die ganz alten Soay Schafe wurden auf die Hauptinsel Hirta gebracht. Seitdem leben sie dort wild. Beobachtet von Biologen, die regelmäßig Daten sammeln. Seeehr spannend! Aber das wäre mehrere eigene Beiträge wert!

Castlemilk Moorit - eine relativ neue Rasse aus Soay, Shetland und Mufflon

Zurück zu Lück: die älteste Verwanschaft besteht zwischen den mediterranen Mufflons, die quasi gleich nach der Domestikation wieder verwilderten und den Soays.
Ein weiterer "Rest" aus der ersten Welle der Schafe findet sich heute noch am Rande Europas: Die kurzschwänzigen Heideschafe.
Anderswo wurden sie verdrängt. Durch eine Welle "neuer" Schafe. Die  hatten ihren Siegeszug durch den Fokus auf feinere Wolle. Diese Schafe eroberten Zentral Europa. Die "modernen" Schafe. Vom alten Zaupelschaf zum Kassenschlager Merino. Diese Schafe haben mehr Schwanzwirbel, 20 oder mehr statt der "alten" 13. Ob das Zufall ist oder Absicht?

Die ganz alten, kurzschwänzigen blieben aber erhalten. Am Rand. Eine Theorie besagt, sie blieben in den abgelegenen Gebieten. Weil es da keine Handelsverbindungen gab.
Das stimmt vermutlich für die Anfangszeit. Aber vor 1000 Jahren hatten die Wikinger Handelsrouten von Island bis ans Schwarze Meer. Die Wikinger brauchten Wolle. Viel davon! Ein Segel eines Wikingerschiffes brauchte mindestens 100 Vliese. Die Kleidung der Mannschaft nochmal so viel. Wolle war die Hauptnutzung der Schafe. Für Fleisch waren Schweine wichtiger. Schafe waren vor allem Wollhammel plus ein paar Zibben und Böcke für den Nachschub. Während anderswo die alten Schafe von der nächsten Welle verdrängt wurden, blieben die Wikinger den alten Schafen nicht nur treu, sondern verbreiteten sie auch in Gebiete, die bisher "weiße Flecken" auf der Landkarte waren. Wie Island. Die Handelsrouten der Wikinger wurden später von anderen grandiosen Händlern "übernommen": Von der Hanse. Trotzdem blieben die kurzschwänzigen Schafe dort erhalten.
Die kurzschwänzigen Schafe sind also genau da, wo besonders viel Handel getrieben wurde über verdammt große Entfernungen! Aber zu der Zeit hatten sich die Schafe dort "etabliert". Sie waren perfekt für die Art der Haltung und Nutzung. Vielleicht waren die Menschen dieser Regionen einfach schon immer besonder sturköpfig. Vielleicht stimmt es aber einfach, was mir auf den Lofoten gesagt wurde: Die Wikinger wußten, was gut ist!
Mit Sicherheit haben sie die Schafe in ihrem Einflußgebiet "verteilt", haben einen besoders schönen Bock mitgenommen, wenn sie einen auf ihrer Reise gesehen haben. In den alten Schafen Norwegens findet man DNA von Schafen, die man an der Wolga findet!
Old Norsk - Villsau
Erst im 18.Jh. begann richtige "Zucht" im modernen Sinne. Robert Bakewell kreierte in England seine modernen Leicester. Er setzte zum ersten Mal Lininezucht und Inzucht ein (und überhaupt gezielte Zucht mir Trennung weiblicher und männlicher Schafe mit Zuchtgruppen) und erschuf ein wirklich modernes Schaf, das die Welt eroberte. Letztendlich wurde daraus das sehr erfolgreiche Suffolk. Der Wendepunkt von der mittelalterlichen Nutzung mit Fokus auf Wolle zum Fokus auf Fleisch.

Derweil blieb man in den "klimatischen Randgebieten" bei den bewährten kleinen Schafen in extensiver Nutzung. Aber die neuen Schafe hatten Einfluß. Ein bißchen größer, ein bißchen moderner wollte man seine Schafe durchaus haben....In einigen "rauheren" Regionen Großbritanniens entstanden "Mischformen" - größer als die alten Schafe aber immer noch mit primitiven Eigenschaften, die sie perfekt für die rauhen Bedingungen und extensive Haltung machen.

Herdwickschafe - mit langem Schwanz aber (wie der Name suggeriert) sehr viel "Wikinger-Erbe" in ihrer DNA
Was bei den Papern schade ist: Da wurde einiges zusammengeworfen, was nicht zusammen gehört. Für Deutschland z.B. hat man eine Gruppe gebildet. Mit typischen alten Rassen. Ostfrisiesches Milchschaf und Heidschnucke. Getrennt hätte das deutlich mehr Sinn gemacht. In Norwegen hat man Feral Sheep" (=Villsau) und Old Spael zusammengeworfen. Einige der "moderneren" Einflüße kommen da evtl. von den Old Spael. In Island haben sie allerdings die "normalen" Schafe von den "Leadersheep" getrennt und man sieht, daß die Leadersheep den anderen Nordatlantischen ähnlicher sind und daß die moderneren Icelandics ein wenig mehr Gemeinsamkeiten mit den verbesserten britischen Rassen des 18.Jh. haben (von denen man auch ein paar eingeführt hatte, zur Verbesserung. Was nicht nur Vorteile gebracht hat.

Wir haben also die ganz, ganz alten Schafe, die noch viel Ählichkeit mit dem asiatischen Mufflon haben: Die früh wieder verwilderten mediteranen Mufflons und die Soys. Die auch als "keltische Schafe" beschrieben wurden und die vermutlich auch der alte Schafstyp der schottischen Highlands waren. Dann gibt es die "nordischen", die Wikingerschafe. Auf North Ronaldsay hat mich ja die Ähnlichkeit zu den Skudden beeindruckt. Vor allem im Verhalten. North Ronaldsays sind älter als die Wikingerzeit. Aber "Wikingerschaf" soll nicht heißen, daß die Wikinger sie gebracht haben. Sie haben sie vermutlich "verteilt" und durchmischt. Als ich die kleinen Schafe dort gesehen habe dachte ich: "Vielleicht haben sie sie von hier geholt?" Interessanterweise stechen die North Ronaldsays in der Untersuchung auf endogene Retroviren heraus: Sie haben überwiegend gar keinen Retrotyp! (Retrotyp = Gesamtheit der gefunden Spuren von endogenen Retroviren im Genom). Nicht mal den des Mufflons und Soays! Das findet man in kleineren Anteilen auch bei den anderen Wikingerschafen.

Schafe auf North Ronaldsay - frische Luft und gute Aussicht - viel mehr haben sie da nicht zum Leben! 
Die neueren Schafe - "die anderen" - fasse ich für mich als "römische Schafe" zusammen. Wie bei den Wikingerschafen waren die alten Römer nicht die "Erschaffer" aber sie haben für die Verteilung in ihrem Einflußgebiet (und darüber hinaus) gesorgt. Auch da gibt es noch Weiterentwicklungen aber die haben mich nicht so interessiert...

Schafe Herkunft
meine Karte - ganz doll vereinfacht. Grün = da gibt es noch die alten "Wikingerschafe", rot = modernere " Römerschafe", gelb = die ganz alten: Mufflons und Soays (die "Keltenschafe")
Welche Rasse noch ganz spannend herausfällt, sind die Jakob. Sie sind anders als die anderen britischen Rassen. Sie haben nur einen einzigen Retrotyp, der zu den Schafen aus der Türkei, Syrien, Israels paßt. Die Legende besagt, daß sie die Schafe der Bibel sind. Jakob hatte mit seinem Schwiegervater eine Abmachung, nach der jedes gefleckte Schaf aus Schwiegervaters Herde seins war. Das waren anfangs fast keine. Aber Jakob ist der erste erfolgreiche Züchter von dem wir wissen: Innerhalb weniger Generationen hatte er eine beachtliche Herde an gefleckten Schafen!

Beachtlich finde ich auch, daß sich auch "im Osten" Spuren der Wikingerschafe gehalten haben. Weit weniger isoliert als die Inseln im Atlantik ist es erstaunlich, daß sie nicht "untergegangen" sind. Die Skudden und Romanovs und einige Rassen/Schläge Estlands und Russlands, über die ich viel zu wenig weiß. Bei ihnen war die Isolation weniger geographisch als kulturell. Ich habe kurz mit einer Wissenschaftlerin geschrieben, die sich mit alten Nutztieren, Getreidekultivaren und Landwirtschaftsformen im östlichen Baltikum beschäftigt. Sie sagte, sie hatte auf ihren Exkursionen ab und an den Eindruck, eine Zeitreise von 200 Jahren und mehr zu machen.

Und schon bin ich unterwegs auf einer anderen Tangente.... Herrjeh! Da liest man was über Schafe und googelt das nächste und besucht ein paar Leute und die ein oder andere Ausstellung und ständig fallen einem Dinge auf: Pommernschafe haben schwarze Zungen ... und ein paar Agouti-Allele als "Fehlfarbe", die sich eigentlich nur unter ihrem grau verstecken können, wenn sie einen genetischen Faktor tragen, der sie mit Bakewells Zuchterfolgen im 18. Jh. in Verbindung bringt. Was Sinn macht. 
Dann liest man mal was über Wolle in Deutschland im Mittelalter und daß alle Wolle abgegeben werden mußte. Das einfache Volk durfte nur "Halbzeug" aus Wolle und Leinen tragen. Die einzige Wolle, die man behalten durfte, war die "olle" vom Schwanz. Hat das dazu beigetragen, daß die langschwänzigen Schafe beliebter wurden? Ich hab keine Ahnung, wo ich das gelesen habe. Ich hätte solche Quellen wohl doch notieren sollen.... aber ich hatte nie vor, darüber mal was fundiertes zu schreiben. Also das Caveat am Schluß: Ich kann nix belegen und vielleicht hab ich da was falsch in Erinnerung. Ich lasse mich da liebend gerne korrigieren!


Nachtrag: In einem anderen Paper (Genetic Structure of European Sheep Breeds, Lawson Handley et. al.) tauchen doch tasächlich auch mal Skudden auf! Die Auswertung der Mikrosatelliten DNA ergab, daß es bei den "südlichen" Rassen (bei mir die "römischen") mehr Durchmischung gab als bei den nördlichen.
Die "Wikingerschafe", die hier betrachtet wurden, fallen dadurch auf, daß sie "anders" sind als alle anderen. Und zwar nicht als Gesamtgruppe sondern auch untereinander. Die Rassen: Soay, North Ronaldsay, Islandschaf und Skudde. Alle einzigartig. Wobei die Skudde näher am North Rondalsay dran ist als an den anderen (und als die anderen am north Ronaldsay). Cool, was?

Zwei Rassen fallen auf: Heidschnucke als die einzige "Wikingerrasse", die nicht "einzigartig" ist und - Überrasschung: Ostfriesisches Milchschaf. Die sind keine Wikinger aber etwas ganz besonderes! (Sie werden hier übrigens der Gruppe der "rat-tailed sheep" , den rattenschwänzigen Schafen zugeordnet. Klingt passend!)