Mittwoch, 20. März 2019

Spieglein, Spieglein an der Wand....

Über Schafe gibt es spannende Forschung. Die Sache mit der Gesichtserkennung ist ja schon ein alter Hut.
Einige Publikationen klingen erstmal langweilig. Und wenn es um Neurologie geht, klingen sie auf den zweiten Blick ganz schön kompliziert. Aber in fast jedem Paper finden sich Schätze. Z.B., dass Schafe sich aus diesen und jenen Gründen als Modell für neurologische und psychiatrische Störungen eignen. 
Psychiatrisch?
Das ist ein weiter Weg von Descartes, der einen Hund an ein Scheunentor genagelt hat um zu demonstrieren, dass das Tier KEINEN Schmerz empfindet sondern rein mechanische Laute von sich gibt.
Und es ist auch ein weiter Weg vom "klugen Hans". Das Schreckgespenst der Verhaltensforscher: In die "kluger Hans-Falle" zu tappen! Wer den klugen Hans nicht kennt: Das war ein Pferd. So um 1900. Das gehörte einem Lehrer der meinte, ALLES und JEDEN unterrichten zu können. Also hat er seinem Pferd beigebracht, zu rechnen. Erfolgreich! Hans konnte rechnen! Er hat mit dem Huf die Antwort geklopft. Die Menschen waren begeistert! Und Hans konnte richtig schwierige Sachen ausrechnen. Jeder dachte, das wäre ein Trick. Pferde können sowas nicht. Der Besitzer gibt doch heimlich Zeichen! Aber auch, wenn der Besitzer gar nicht dabei war und ein völlig Fremder die Aufgabe gestellt hat, hat er richtig gerechnet! Eine Sensation!
Irgendwann kam man dahinter, dass das gar nicht stimmt. Wenn NIEMAND der Anwesenden die Lösung wußte, wußte Hans die auch nicht. Der hat einfach nur geguckt, wann jemand so guckt, als wäre DAS der spannende Moment zum Aufhören! Nix Rechnen! Der Besitzer war so enttäuscht! Ich glaub sogar, er hat das Pferd geschlachtet. 
Nun ja: In diese Falle dürfen wir nicht tappen! Glauben, dass ein Tier mehr kann, als es kann. Uns täuschen lassen. Falsche Schlüsse ziehen! Bloß nicht in die "kluger Hans Falle" tappen!
"Die Wissenschaft" war peinlich berührt, diesen Fehler gemacht zu haben. 
Und ist darüber in die wahre "kluger Hans Falle" getappt: Sie haben völlig übersehen, WAS das Pferd konnte! Es konnte die Erwartungshaltung einer anderen Spezies lesen. Dazu reichte ein einziger Mensch in einer Menge, der das Ergebnis kannte. Immer neue Menschenmengen, unklar, wer der Signalgeber ist und wie seine/ihre individuellen Signale aussehen. 
Zur wahren kluger Hans Falle gehört auch, dass Berichte von Tierhaltern nicht ernst genommen wurden. "Der versteht jedes Wort". Vermutlich nicht aber: WAS tut er? Ist das vielleicht viel cooler, als "Wörter verstehen"? Border Collie Rico hat mit seinem Wetten, dass? Auftritt eine Revolution ausgelöst. Was kann der wirklich? Und wie macht er das? Wie können wir das herausfinden, ohne in Fallen zu tappen?

Was ist mit den "dummen" Tieren? Was können die? Wie machen die das? Was ist in ihrer Welt wichtig? Das ist ihre Intelligenz. 

Ich liebe es, den Versuchsaufbau zu lesen. Bei Schafen ist das auch die Sache, dass sie eben Herdentiere sind. Das sind wir auch. Nicht so sehr aber auch wir bekommen Angst, wenn die meisten rings um uns rum Angst haben. 
Es gab da mal einen Fall in London, da hat in der U-Bahn einer jemanden angepöbelt. Der hat zurückgschubst und die Leute ringsum sind nen Schritt zur Seite gegangen. 
Zur rush hour wurde das ganz schnell zu einer Massenpanik! Dank Twitter und Co wurden daraus binnen Minuten Schüsse im Einkaufszentrum über der U-Bahn-Station! 

Schafe haben das "eingebaut" auf die anderen zu achten. Das macht Einzeltests schwieriger. 

Schafe im Spiegel

Aber jetzt endlich zum Spiegel: Ich habe ein Abstract gefunden, in dem Spiegeltests gemacht wurden. Können Schafe ein Spiegelbild zur Orientierung nutzen? Ich habe den Artikel noch gar nicht aber der Abstract war vielversprechend. Die Schafe konnten Schüsseln mit Belohnungen finden. Ein Teil der Schafe wurde mit Spiegeln vertraut gemacht, die scheinbar eine Zeit lang einfach da standen. Ein anderer Teil kannte keinen Spiegel. Beim Test konnten sie dann die Schüssel im Spiegel sehen aber ohne Spiegelbild konnten sie sie nicht sehen. Es ging darum herauszufinden, ob ihnen das Spiegelbild einen Vorteil bringt und sie die Schüssel schneller finden, als sie das ohne Spiegel tun. Spoiler: Nö! 

ABER: Es waren verschiedene Rassen im Test und die haben sich bei der Spiegelgewöhnung deutlich unterschiedlich verhalten! Black Welsh Mountain haben viel mehr Zeit vor dem Spiegel verbracht als Norfolk Horn!

Wie gesagt: Ich habe den Artikel noch nicht. Aber die Unterschiede sind spannend! Kommen die verschiedenen Schafe der gleichen Rasse aus der gleichen Herde mit der gleichen Geschichte?Aber egal wie: Es gibt da Unterschiede und es gibt Gruppenunterschied e. Schafe sind rassistisch. Das hört man als Anekdote immer wieder. Aber warum? Was läßt sie ihre Bezugsgruppe erkennen? Aussehen? Körpersprache? Da finde ich "bunte Schafe" wieder sehr spannend! Für uns Menschen ist ein weißes Schaf erstmal was anderes als ein schwarzes. 
Lass jemanden, der keine Schafe kennt, eine graue und eine weiße Heidschnucke und ein graues und weißes Shetlandschaf sortieren in zwei Gruppen: Die meisten werden weiß zu weiß sortieren. DAS machen Schafe nicht! Trotzdem war von meinen ersten zwei Shetlandschafen das, das farblich besser passte, auch schneller akzeptiert. Aber die hat auch einen anderen Charakter. Kann also sein, dass auch die Farbe eine Rolle spielt, muss nicht. 
Überwiegend weiße Border Collies haben es schwer. Braune auch.

Schafe SIND unser Spiegelbild. Aber wie im Spiegelkabinett ist nicht alles so, wie es scheint! 
Shetlandschafe im Spiegel

Ich habe gestern einen Spiegel mit rausgenommen, um für diesen Beitrag ein Bild zu machen. Boah! Ist das spannend!
Mein klügstes und mutigstes Schaf (Gan Ainm) war begeistert. Ich wollte ein schickes Bild und nicht wirklich die Reaktion beobachten aber das werde ich nachholen! 
Gan Ainm wirkte freudig. Und dann irritiert von der Reaktion des Spiegelbilds. 
Ich habe von netten Menschen Videos bekommen, wie Schafe sich kennenlernen. 
Ich kann mich recht gut erinnern an "neues Schaf in Herde". Aber nicht gut genug. Wenn die aufeinander zugehen, tun die das gleichzeitig? Oder geht eins, während das andere steht und dann andersrum? Wirkte Gan Ainm erschrocken, weil es ein Geräusch gab, als ihre Nase den Spiegel bwrührte? Weil sie ein anderes Gefühl oder einen anderen Geruch erwartet hat? Oder eine andere Reaktion? 

Die dicke Dörthe schien eher selbstverliebt. Aber sie ist auch gegenüber echten fremden Schafen ruhig, offen und tiefenentspannt. 

Und ich überlege jetzt, ob ich den Spiegel hinter einer Horde (gegen Verletungsgefahr) aufstelle. Mit Webcam drauf. Nicht wirklich wissenschaftlich aber interessant!


Käpt'n Mini Moi im Spiegel

Mittwoch, 13. März 2019

Genau die richtigen Worte finden...

... ist eine Kunst! Dies ist der Anfang eines Buches über Wissenschaft. In dem es darum geht, dass dieses wissenschaftliche "Auseinandernehmen" der Welt ihr nichts von ihrem Zauber nimmt. 

“We are going to die, and that makes us the lucky ones. Most people are never going to die because they are never going to be born. The potential people who could have been here in my place but who will in fact never see the light of day outnumber the sand grains of Arabia. Certainly those unborn ghosts include greater poets than Keats, scientists greater than Newton. We know this because the set of possible people allowed by our DNA so massively exceeds the set of actual people. In the teeth of these stupefying odds it is you and I, in our ordinariness, that are here.We privileged few, who won the lottery of birth against all odds, how dare we whine at our inevitable return to that prior state from which the vast majority have never stirred?” 
― Richard Dawkins, Unweaving the Rainbow: Science, Delusion and the Appetite for Wonder


Mir fällt da nur ein: Hammer! Wow! Wie macht er das? Ist das nicht schön? Und: DAS will ich können!

Montag, 4. März 2019

der Geruch des Nordlichts....

Das hier... ist der Geruch der Hjaltland. Der Fähre nach Shetland.

Nordlicht - Mirrie dancers

Schon witzig, wie Erinnerungen funktionieren und Zeug miteinander verbinden!
Ich hab es mir neulich gemütlich gemacht, hab mir die Flute genommen und in Erinnerungen geschwelgt. Mal gucken, welche Tunes mir einfallen, wenn ich an alle möglichen Orte und Menschen denke, an und mit denen ich Musik gemacht habe.
Toronto, vor vielen, vielen Jahren hat "the thing that I saw is gone" und die Erinnerung an einen sehr sympathischen (und gutaussehenden) Box-Spieler.
An meinen Radio-Auftritt! Was war ich aufgeregt! (Ich hab da "nur" gesprochen aber das reichte!)
An ein deutsches Lied aus den 20ern, das ein Engländer gesungen hat, der gar kein deutsch kann. Hat er sich rausgehört. Witziges Lied! In meiner Erinnerung ist es "Tante Erna liegt im Bett und ißt Tomaten". Google sagt, dass wäre Tante Paula gewesen.
Dann sprangen die Erinnerungen nach San Francisco und zu einem Tune, den wir "den San Francisco Slide" nennen, obwohl es ein schottischer Jig ist und weiter nach St. Andrews und ... irgendwie auch Charlie Chaplin. Weil mich ein Freund aus San Francisco mal besucht hat und ich ihn in Potsdam auf einer Session abgeholt habe, die in einem Hotel stattfindet, in der Charlie Chaplin mal Gast war. Wir hatten die Idee, mal alle Tunes zu spielen, die mit Bauernhoftieren zu tun haben. Das sind echt viele! In St. Andrews hat die Flute Spielerin vorgeschlagen, wir könnte doch mal alle Tunes mit "Schaf" im Namen spielen.

So schnell, wie sich Erinnerungen vernetzen, kann ich gar nicht spielen!

Wroclaw verbindet sich mit Shetland, Orkney mit Barcelona und das Nordlicht auf den Lofoten mit Northumberland und dem Geruch eines Schiffes!
So riecht aber auch sonst keins! Doch, die anderen Schiffe auf der Linie riechen genauso aber sonst keine. Und ich war ja durchaus auf vielen Fähren unterwegs...

Ich hab das gar nicht gemerkt. Erst letztes Jahr. Bis dahin dachte ich, das wäre das Waschpulver einer Freundin, die mir Swifts Hundedecke gewaschen hat. In Northumbria. Dieser Geruch ging aus der Hundedecke gar nicht mehr raus. Da hingen ganz besondere Erinnerungen dran. Und bei unserer ersten Begegnung hat sie ein Tunebuch rausgeholt und wir haben zusammen was draus gespielt. Starry nights in Shetland. Zweistimmig. Klang total nett und wir haben überlegt, ob das in Shetland wohl jemand kennt oder ob das ein Tourist in Erinnerung geschrieben hat... Und DAS habe ich dann auf den Lofoten gespielt und das Nordlicht hat dazu getanzt. Sehr cool!
Die Erkenntnis, dass der Geruch von der Fähre kommt, hat das alles verknüpft und jetzt riecht das Nordlicht wie ein Walzer aus Shetland klingt und lässt mich an Fransje und Peter denken.

War ne lange Nacht mit schönen Erinnerungen!