Donnerstag, 20. Dezember 2018

Stricksack: Regionale Wolle, tolle Mütze

Beim Thema Wolle ist bei mir das Schaf im Fokus: Gute Haltung und tolle Wolle am Schaf.
Von "um die Ecke", über die Isle of Man, Fair Isle und die Hebriden bis auf die Lofoten habe ich mit Schäfern und Wollproduzenten, Textildesignern und Strickern geredet und viel gelernt über Schafe und Wolle.

Und dann habe ich Susanne getroffen, die Wolle von meinen Schafen verarbeitet hat. Susanne ist "Tüftlerin". Welche Wolle wofür? WIE verarbeiten, um das Beste aus dem Material herauszuholen? Sowas...

Daraus ist ein spannender Austausch geworden! Wir haben beide einen sehr hohen Qualitätsanspruch. Vom Schaf bis zum Produkt. Und siehe da: Man kann das kaufen! Regional produzierte Strickwolle, die hervorragend ist und aus sehr guter Tierhaltung stammt! Man muß nur wissen, wo! Und ne Idee haben, was man draus macht. Und das Werkzeug dafür haben.

Und genau das haben wir zusammengepackt. Im Stricksack!


Stricksack: Regionale Wolle, besonderes Design


Regionale Wolle, Werkzeug, Strickanleitung. In einem Paket verschnürt, mit dem man sofort mit dem Selbermachen loslegen kann.

Jeder Stricksack kombiniert die Region, aus der die Wolle stammt, mit einer anderen Region: Die, aus der die Stricktechnik stammt. Die Vielfalt unserer Welt und die Besonderheit des Regionalen!

Der erste Stricksack enthält Wolle aus dem Erzgebirge (Schäferei Drutschmann) und der Oberlausitz/Niederschlesien (Rieger).
Da denkt man an Lausitzer Karpfen und buntzlauer Keramik. Und daraus ist das Mützen-Design für diese Wolle entstanden:

Fair Isle trifft Buntzlauer! Und Karpfen!

Stricksack Sachsen: Der Nischelwärmer! 

Den Stricksack gibt es regional in ausgesuchten kleinen Läden und bei Cara Sheep.


Wer in der Ecke ist ist und wissen will, warum gerade diese Wolle im ersten Stricksack ist: Einfach mal bei Schäferei Drutschmann vorbeischauen! 
Kennengelernt habe ich die, weil ich dort meine Wolle kardieren lasse.  Ich hatte verschiedene Schattierungen von Grau. In Kleinstmengen. Da war klar, daß das zusammengeworfen wird. Was ich zurückbekommen habe waren ... Schattierungen von Grau! Weil  Frau Drutschmann davon genauso begeistert war wie ich. Da finden sich technische Möglichkeiten!
Diese Achtung vor dem Rohmaterial (und den Tieren) merkt man auch an der Strickwolle, die man von Drutschmanns Herde kaufen kann! 
Die Hautpherde sind Merinolandschafe und Gebrauchskreuzungen, die Landschaftspflege im Erzgebirge betreiben. Daneben eine kleinere Herde Skudden. Schäferei mit kontrolliert biologischer Tierhaltung, Wollscheune mit interessanten Workshops und ein schnuffeliger Hofladen.

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Ist Wolle wirklich was Schlechtes?

In diversen Medien stolpert man immer wieder darüber, daß Wolle schlecht ist. Schafhaltung überhaupt. Die Tiere werden mies gehalten, bei der Schur gequält, auf grausame Transporte geschickt und für's Klima sind sie das Letzte!

Aufrufe zum Boykott von Wolle kommen nicht nur von Organisatonen, die kein vernünftiger Mensch ernst nehmen kann, sondern auch von welchen, die eigentlich einen guten Eindruck machen. Die Albert Schweitzer Stiftung finde ich da besonders enttäuschend.
Leute: Wo habt Ihr Eure Informationen her?
Ich bin ja nun viel unterwegs in Sachen Schaf und kenne viele Betriebe. In Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien, Norwegen, Schottland, England, Irland,....

Wie kommt es, daß ich ein ganz anderes Bild habe?

Edit: Ich wollte eigentlich was anderes über Wolle schreiben und bin abgedriftet... Dabei habe ich für den anderen Blogbeitrag extra ein Bild geknipst. Ich war zum Tag des offenen Handwerks auf einem Hof (Schäferei Drutschmann, die für mich immer die Wolle kardieren) und mußte einfach Strickwolle mitnehmen und ausprobieren. Die Wolle ist super! Die Mütze ist von der Shetland Wool Week vor ein paar Jahren . Die ist auch gut. Und mein Fotomodell posiert auf einem Schaffell aus Brandenbug und einer Wolldecke aus Norwegen. Wer das Ensemble nachbauen will: Das Kissen ist frei Schnauze gestrickt, das Sofa Massenware von Ikea, der Hund einmalig.) 




Zurück zu Lück:

Fachinformationen zu Klima, CO2-Bilanz, Produktionsbedingungen etc. findet man im Internet. Die Fachartikel und offiziellen Statistiken bestätigen mein Bild.

Natürlich gibt es schwarze Schafe - auch unter den Schäfern.

Unfair wird es, wenn in den Medien solche Vorkommnisse als globale Normalität präsentiert werden. Noch schlimmer, wenn in den Artikeln eine andere Information angehängt wird, die damit gar nichts zu tun hat. Ein Beispiel: Ein Bericht über miese Tiertransporte. Und im Anschluß die Information, daß täglich soundsoviele Tiere von Schottland nach Nordirland gebracht werden. Da beschließt die Fährgesellschaft schnell mal, daß sie das nicht mehr macht. Öffentlicher Druck. Man tut was für's Tierwohl.
Wirklich? Ich finde es sinnlos, Tiere sonstewieweit zu transportieren, um sie dann DORT zu schlachten. Es gibt Tiefkühltruhen. Aber was ist mit Jungtieren, die auf Irlands grünen Weiden wachsen sollen? Was mit Zuchttieren? Hat der miese Transport aus dem Anfang des Berichts irgendetwas zu tun mit den Tieren auf der Fähre? Außer, daß es um 'Tiere unterwegs geht'? Das ist schlechter Journalismus. Billige Stimmungsmache, die niemandem etwas bringt.

Unsere Gesetze in der EU sind realitv streng. Die dürfen gerne noch strenger werden. Aber darum geht es in solchen Artikeln nicht. Es geht um Stimmungsmache und als 'Verbraucher' beschließt man dann, dieses oder jenes nicht mehr zu kaufen, weil man Schlechtes gelesen hat. Manchmal hat man Schlechtes über was ganz anderes gelesen aber wurde manipuliert...

Natürlich gibt es Länder, in denen die Tierschutzstandards viel zu niedrig sind.
Will ich mit dem Kauf meiner Klamotten kein Tierleid verursachen, was bleibt mir? Ich kann auf Wolle verzichten. Aber was dann?

Kunstfaser-Textilien sind nicht sooo weit hinten in der Statistik zum Plastikverbrauch (der weitaus größte Teil wird für Verpackungen und Baumaterialien verwendet). Wenn es um Mikroplastik im Wasser geht, sind Klamotten weit vorne. Bei jedem Waschen geht davon einiges ins Wasser. Aus Umweltgesichtspunkten also auch nicht super.

Dann ist da Baumwolle. Monokulturen, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, manchmal auch von Entlaubungsmitteln, Aufbereitung und Färbung mit giftigen Stoffen... dazu in einigen Ländern niedrige Standards zum Gewässerschutz vor diesen Stoffen und erst recht niedrige (oder gar keine) zum Schutz der Arbeiter. Und das sind oft Kinder, die da in der Giftbrühe stehen. So pauschal besser wirkt das nicht.

Seide: Die armen Seidenraupen! OK, das Argument ist nicht meins... die werden nachher Hühnerfutter und die Hühner ernähren eine Familie... Seide ist nun aber nicht gerade das Material, aus dem man sich eine warme Wintermütze macht.

Leinen und Hanf: Da findet man tatsächlich wenig Schlechtes. Überwiegend scheint Hanf und Leinen unter ordentlichen Bedingungen produziert und verarbeitet zu werden.
Bei Klamotten aus Leinen und Hanf hat man eine gute Chance, keine Umweltsau zu sein. Auch ohne so ganz genau hinzugucken.

Ansonsten kann man das nicht so pauschal sagen.

Wolle als Faser ist genial. Würde das jemand erfinden, würde er sich mit dem Patent eine goldene Nase verdienen. Oder zwei. Wärmt auch, wenn es nass ist. Macht perfekten Temperaturausgleich, stinkt nicht gleich...
Wollklamotten halten lange und danach sind sie recyclebar (nur 1,3% textiler Fasern sind Wolle aber beim Anteil an recycelten Fasern macht Wolle 5% aus) oder einfach biologisch abbaubar. Man muß Wollzeug nicht so oft waschen und wenn, dann wird da kein Mikroplastik frei.

Der "Anbau", wenn gut gemacht, erhält nicht nur artenreiche Habitate, die mehr CO2 binden als durch die Schafhaltung freigesetzt wird: Schafhaltung kann solche Habitate sogar erschaffen!
Weidehaltung von Schafen und Rindern verdient eine bessere Berichterstattung! Man könnt ja meinen, pupsende Kühe wären unser größtes Klimaproblem. "Die Rinderhaltung" sind nicht (nur) Mastbetriebe/Feedlots mit Rindern, die mit genmanipuliertem Futter von abermillionen Hektar überdüngter und gespritzter Monokultur gefüttert werden. Nicht mal in den USA ist das so und bei uns erst recht nicht! Klimaneutral und klimapositiv (also mit negativer CO2 Bilanz) ist nicht nur möglich sondern auch gut etabliert!

Die Schafhaltungen, die ich kenne, sind tiergerecht und umweltfreundlich. Einige Betriebe stechen da nochmal heraus, weil sie besonders gut sind, besonders wichtige Habitate pflegen und/oder alte Rassen erhalten.

Fjordlandschafe. Spaelsau auf Sylt. Sie erhalten u.a. Küstenheide und Salzwiesen.

Es gibt viele, viele Betriebe, mit deren Wolle würde man rundum Gutes tun. Für die Umwelt, für die Artenvielfalt, das Klima, traditionelle Landnutzung, Erhalt von Kulturerbe und Naturerbe,...

Aber auf dem Wollpuli im Klamottenladen steht das nicht drauf. Es gibt Siegel. Gibt es auch bei Baumwolle. Aber was bedeuten die? Da gibt es immer zig verschiedene und alle klingen toll...

Was bleibt mir übrig beim Klamottenkauf? Ich gehe ja nicht gerne einkaufen. Ich gehe nicht mal gerne Schokolade kaufen! Der schnelle, billige "Kick" eines neuen Teilchens ist nicht so meins aber rein unter den Gesichtspunkten Tierwohl, Umwelt, Nachhaltigkeit:

Kunstfaser für Klamotten, die man lange behalten wird und besonders für solche, die nicht ständig gewaschen werden müssen. Diese tollen, superwarmen Jacken mit Hohlfasern, die so gut wie nix wiegen und irre teuer sind! Die sind leider nicht hart im Nehmen. Ein Hoch auf moderne Kunststoffe, Klebstoffe und Flicken!


 Ebenfalls unverzichtbare Kunstfaserklamotte: Der gute alte Friesennerz!

Funktionswäsche aber lieber aus Wolle oder mit Wolle. Von Firmen, die einen Anspruch haben. Ortovox zum Beispiel. Die haben auch Tencel entwickelt. Die einzige (?) Kunstfaser, die unter Umwelt- und Nachhaltigskeitsaspekten entwickelt wurde.

Baumwolle: Keine Ahnung. Es gibt da ein Biosiegel. Und Fair Trade. Ob das was aussagt? Besser als ohne Siegel vermutlich...

Wolle: Funktionszeug gibt es von Firmen "mit Anspruch'.  Im großen und im Kleinen. Ich glaube, man hat bessere Chancen halbwegs nachhaltig zu handeln, wenn man Wolle kauft. Irgendwelche. Im Vergleich mit "irgendwelcher Baumwolle" oder "irgendwelcher Kunstfaser". Aber gerade bei Wolle geht es "richtig gut"!

Mein Anspruch ist da natürlich besonders hoch. 

Mittwoch, 5. Dezember 2018

Geschichten "richtig" erzählen

Es gibt Nachrichten, die sind unterhaltsam. Einfach gut erzählt. Andere sind unterhaltsam aber wirken ein klein wenig ... überspitzt. Manchmal berichten Journalisten die Fakten und übersehen den Witz. Und manchmal ist es andersrum.

Eine dieser Geschichten ist die von einer Brücke in Bremen. Das war ein Brüller! Die Brücke ist nicht mehr ganz so gut in Schuß, wie sie sein sollte. Nicht für den Verkehr, der da täglich zweispurig drüber fährt. Da mußte die Stadtverwaltung etwas unternehmen. Den Verkehr etwas eindämmen, damit die Brücke nicht bricht. Für sowas gibt es ja Vorschriften. Die Brücke hat zwei Fahrspuren in jeder Richtung und zur Hauptverkehrszeit sind die voll. Mit schweren Autos und noch schwereren LKW. Außerdem gibt es eine Fußgänger- und Radspur unter der Brücke.

Was tut nun die Stadt Bremen, um zu verhindern, daß die alte Brücke einstürzt? Sie halbiert diesen Fuß-/Radweg! Nicht etwa eine Ampel für den Autoverkehr oder die Sperrung einer Spur: Nein, halber Fußweg!
Abgesperrt mit Gittern, die mehr wiegen als hunderte Fußgänger. Beobachtet man, wieviele Radfahrer und Fußgänger die Brücke nutzen, ist sie nun deutlich schwerer als vorher!


Ein Schildbürgerstreich! Mal wieder ein Beispiel für sesselpupsende, realitätsferne Beamte!

So ging das durch's Internet.
Hahaha!
Diese Dödel!
Einmal kurz gelacht und dann die abstruse Nachricht geteilt.

Aber EIGENTLICH.... ist das eine Geschichte von ziemlich coolen Mitarbeitern in... was auch immer für einem Amt!

Alte Brücke. Nicht mehr ganz fit. Sicherlich eh nicht für unseren heutigen Verkehr konstruiert. Die besteht nicht mehr alle Sicherheitstests. Fast - aber nicht ganz.
Im dümmsten Fall ist die Brücke mal komplett voll: Würde man ALLES, was auf die Brücke passt, gleichzeitig draufstellen dann könnte es sein, daß sie nicht hält...
Auch eher unwahrscheinlich, weil solche Grenzwerte ja immer auf der sicheren Seite sind. Aber der berechnete Wert wird gaaaanz knapp überschritten. Und manchmal kommt es dumm auf dumm.... die Bremer Version der Love Parade auf dem Fußweg und oben ist gerade eine zufällige Häufung von LKW und in der Gegenrichtung ein Schwerlasttransporter.

Die eigentliche Geschichte ist die von einer Maßnahme, die völlig bekloppt wirkt (Gewicht auf der Brücke sparen, indem man einen von zwei Radfahren hinter statt neben den anderen zwingt. Wow!) aber in Wirklichkeit verdammt clever ist! Diesen extrem unwahrscheinlichen Fall, daß ALLES voll ist und die Brücke um ein paar kg über den Grenzwert kommt: DIE muß man verhindern!

Brücke zu schwer: Autospur sperren! Das würde man erwarten. Gibt täglich Stau und genervte Leute...
Oder: Halben Radweg sperren. Da fahren so wenige Leute, daß sie überhaupt nicht behindert werden von einer halbierten Spur. Aber es passen auch nicht mehr soviele drauf, daß das theoretische "worst case scenario" erreicht werden kann. Katastrophe verhindert. Ohne, daß irgendwer behindert wird. WOW!

Diese Nachricht von den Bremer Schildbürgern kommt mir immer mal wieder in den Sinn. Man kann sich so herrlich amüsieren - oder aufregen - über Nachrichten, die ins Weltbild passen. Witzig. Lächerlich. Diese Deppen!
Dahinter steckt fast immer MEHR. Manchmal muß man tief graben.

Wußte ich's doch, das sind Deppen ist ein Hinweis dafür, daß man zu wenig Ahnung hat.