Samstag, 24. November 2018

DAS IST MEINS! Tiere und Besitz

Meine Schafe haben ja nach diesem Sommer nichts mehr zu Fressen auf der Weide. Also gibt es Heu. Und weil Heu auch knapp ist, gibt es auch Luzerne-Pellets. Finden sie klasse.
Die eiweißreichen Luzerne-Pellets füttern, um das Heu zu strecken, ist schon etwas schräg aber die Schafe sind begeistert.
Und jeden Tag denke ich dabei an "Tiere und Besitz". Bei mir gibt es Schüsseln und Tröge mit Luzerne und täglich ein hektisches hin- und her, weil immer geguckt werden muß, was es anderswo gibt.

Also: Tiere und Besitz. Und Neid. Und Eifersucht.

Ich fange mal an mit einem Film, der vor Jahren durch's Internet ging:



Ich finde den witzig aber was mich besonders fasziniert: Die Hunde haben Respekt vor fremdem Besitz. Ganz sicher halten die diese Handpuppe nicht für einen anderen Hund. Sie wissen nicht, WAS das ist aber sie wissen ganz genau, daß der Knochen diesem Plüschtier gehört. Den Knochen zu nehmen, könnte Ärger bringen. Das antizipieren sie. Sie wissen, daß sie stehlen!
Nur der niedliche Welpe nicht. Der ist da noch ganz unbedarft.

Und daß der Hund, der am Ende den Knochen klaut, ein Labrador ist, ist auch witzig.

Meine Hunde würden nicht wagen, an den Napf des anderen zu gehen. Mit Swift habe ich geübt, daß Menschen an Näpfe gehen dürfen. Ich bin an ihren Napf gegangen und habe etwas HINEIN getan. Wenn sie mir etwas Fressbares gegeben hat, hat sie etwas Besseres dafür bekommen. Swift hätte man auch so alles wegnehmen können aber es kostet ja nix, ihr den Napf halbvoll hinzustellen und immer mal was nachzulegen. Swift glaubt ernsthaft, daß Menschen nicht stehlen!

Hunde wissen, was ihres ist und was jemand Anderem gehört! Sie haben auch einen Gerechtigkeitssinn. Nicht in dem Sinne, daß sie Gerechtigkeit für alle Hunde fordern. Denke ich mal. Sie wissen aber, wenn sie selber weniger für gleiche Leistung bekommen. Dazu gibt es Versuche. Der benachteiligte Hund wird immer unmotivierter.

Schafe haben eine andere Gesellschaftsordnung. Und ihre Intelligenz setzen sie anders ein. Das wirkt auf uns manchmal dumm. Weil wir Intelligenz daran messen, was UNS wichtig ist und was wir für schwierig halten. Es gibt da eine Primatenforscherin, deren Name mir leider gerade nicht einfällt. Was ich jetzt nacherzähle, ist auch von mir und meiner Erinnerung gefiltert aber im Prinzip: Der fiel auf, daß wir die Intelligenz-Latte dahin hängen, wo sie für uns ist. Tiere, die Werkzeuge benutzen oder den Weg aus einem Labyrinth finden, sind clever. Sie hat sich überlegt, daß man die Intelligenz daran messen muß, was für die Tiere wichtig ist - nicht für uns!

Deshalb hat sie sich statt mit Affen mal mit Tieren beschäftigt, die ganz anders ticken als wir. Und die als dumm gelten: Schafe!
Eine ihrer Erkentnisse war, daß Schafe uns in punkto Führungsstärke um Welten überlegen sind.
Zu Fragen aus dem Bereich Dominanz und Hierarchie hat sie auch Versuche gemacht. Sie wollte wissen, welches Dominanzverhalten mit knappen Ressourcen zu tun hat und hat ihrer kleinen Herde Schüsseln mit Futter hingestellt. Und zwar eine Schüssel mehr, als sie Schafe hat. Darüber habe ich nur aus zweiter Hand gelesen und ich habe keine Ahnung, was sie damit herausgefunden hat.

Meine Schafe bekommen weniger Schüsseln aber zusammen mit den Trögen hat jeder gut Freßplatz. Es gibt zwei lange Tröge und vier Schüsseln. (Die Schüsseln deshalb, damit ich eine Chance habe, mit dem Eimer bis zu den Tröge zu kommen!) Ich habe da noch keine großartigen Erkenntnisse aber es ist spannend, welche Tiere Schüsseln besetzen, welche mit an die Schüssel gehen (abhängig davon, wer da schon frißt) und wer sich ganz frech eine besetzte Schüssel erobert und für sich selbst beansprucht.
Die drei großen Weißen schubsen einfach die anderen weg. Das kann reine körperliche Überlegenheit sein. Es gibt aber auch einen kleinen Hammel, der immer eine Schüssel für sich hat. Der droht anderen mit einer Kopfbewegung und die bleiben weg. Aber die anderen sollten wissen, daß er kein Prügler ist und gar nicht stark. Er haut auch niemanden. Das ist einfach Ausstrahlung. Der will das nicht. Wirklich nicht.

Was ebenfalls interessant ist: Respekt für anderer Schafe Schüsseln gibt es nicht! Anders als bei den Hunden in dem Film. Kein Schaf nähert sich vorsichtig, beobachtend. Man geht zu Schüssel oder Trog und versucht, seine Nase ins Futter zu stecken. Man läßt sich davon abhalten aber ich sehe da keinen Sinn für "anderer Schafe Besitz".
Was ich sehe: Neue Schüssel, neues Glück. Ich kann die Schüsseln ja nicht gleichzeitig hinstellen und die Tröge gleichzeitig füllen. Eingeweichte Luzernepellets sind wohl ziemlich geil. Aber "der Spatz in der Hand" reicht nicht! Die andere Schüssel könnte besser sein. Es gibt ein ganz schönes Hin- und Hergerenne, um alle Schüsseln zu inspizieren. Obwohl sich um die neuen Schüsseln mehr Schafe drängeln! (Von daher glaube ich nicht, daß "eine Schüssel mehr" bedeutet, daß es keine Ressourcenknappheit gibt. Es könnte ja in jeder Schüssel was anderes sein!

Eimer auslecken ist auch immer sehr beliebt! DER EIMER! Quell alles Guten!

Hätten Schafe nicht die Grundeinstellung, daß alles Essen für alle Schafe ist, würden sie das vermutlich nicht machen. Dann würden rangniedrigere Schafe lieber bei der Schüssel vor'm Maul bleiben. Was man hat, hat man. Hat man aber nicht und etwas Besseres ist immer verlockend. Was die Anderen machen, ist auch immer verlockend!

Schafe stehlen nicht. Sie haben nicht wirklich einen Sinn für Besitz. Das ein Schaf verteidigt, was es hat, ist etwas anderes als die Erkenntnis von Unrecht oder Gefahr, den die Hunde in dem Video haben. Wenn sie sich dem fremden Besitz nähern.
Sogar der Labrador hat das!

Die alte Lilly - 10Jahre lang unnahbar, jetzt ein Kuschelschaf und verrückt nach Walnüssen. Dazu braucht sie mich. Sie kann die nicht selber knacken....

Schafe können aber Lügen! Spatzen auch! Wenn mich jemand daran erinnert, erzähle ich das auch mal...

Freitag, 23. November 2018

Der em-dash ist mein liebster Dash! Oder: Die 80:20 Regel

In einem früheren Leben bin ich ja oft in den Genuß von Management-Trainings gekommen.
Da lernt man wirklich spannende Sachen über Menschen! Und hört die ein oder andere steile These!
Einiges ist gar nicht mal schlecht aber wird gerne falsch aufgefasst.
Die 80:20 Regel zum Beispiel!
Die besagt, daß man 80% der Arbeit in 20% der Zeit erledigt und für die restlichen 20% viel mehr Zeit braucht. Nämlich 80%.
Das wird sehr gerne so ausgelegt, daß man doch gar nicht auf 100% gehen muß. Kann man doch mit 80% gut sein lassen. Da schafft man 5 mal soviele Projekte in der gleichen Zeit!

Aber das stimmt so nicht!

Wenn man ein Projekt plant, dann legt man fest, wann es erreicht ist. Perfekt wird es selten und besser geht immer aber so ungefähr sollte dieses Ziel auch das Ziel sein.

Das bedeutet, daß man sehr schnell sehr weit kommt. Und das man dann Ewigkeiten damit verbringt, den Kleinkram in Ordnung zu bringen.

Oft ist es das Qualitätsmanagement, das 100% seiner Zeit auf diese letzten 20%  verwendet. Und damit allen auf die Nerven geht. Weil doch alles eigentlich so gut wie fertig ist...

Krümelkacker! (So werden sie dann gerne mal gesehen. Als ob ohne dieses Leute irgendwas fertig würde!)

Ich sitze gerade an diesen 20%, die so verdammt viel Arbeit machen. Satz und Layout von der englischen Version von Bunte Schafe.

Und da geht es um einen Millimeter zwischen Grafik und Text und um Gedankenstrich oder Bindestrich. Hyphen, En-dash oder Em-dash. Der Em-dash ist mir der liebste Dash. Der ist so schön lang! Aber der gehört niemals an den Zeilenanfang. Wenn das Programm das falsch macht, muß man da ein geschütztes Leerzeichen davor setzen. Oder gar keins? Was ist im englischsprachigen Raum üblich?

Kluge Dinge hübsch aufschreiben ist eine Sache. Die gut zu präsentieren, eine andere: Komplizierter Inhalt braucht viel Platz. White Space. Locker. Lustige Grafiken. Erzählender Inhalt dagegen möchte im Fluß präsentiert werden.

Ich bin nicht sicher, ob das mit den 80:20 so stimmt. Den Inhalt bereitstellen mag wie 80% der Zielerreichung wirken aber meist ist das ein falscher Eindruck. Was nützt die beste wissenschaftliche Arbeit, wenn man die nicht darstellen kann? Die beste Story, wenn man sich verhakelt?

Oder im Fall des Farbgenetikbuches: Toller Text, tolles Konzept. Da hab ich Saskia und mir schon nach 20% der Arbeit ganz doll auf die Schulter geklopft! Und wir dachten, wir wären "fast fertig"... Aber Testleser haben genau da eine Pause machen müssen (da wurde es zu schwer) wo der Layout-Profi bemerkt hat, daß die Optik zu dicht wird. Dichte des Inhalts und Luftigkeit des Layout abstimmen dauert ein bißchen....

DAS übertragen auf einen Text in einer anderen Sprache, deren Konventionen ich noch recherchieren muß, und in ein anderes Buchformat: Puh!

Angeblich ist dieses Format ja auch DAS übliche Buchformat. Ich habe mal im Bücherregal geguckt: Da ist mehr als die Hälfte englisch und nur ein einzige Buch hat dieses Format! Das ist aber eines meiner liebsten Sachbücher zum Thema Schaf und von daher bleibe ich bei dem Format.



Also wer zufällig ein Buch sucht zur Schafhaltung als Neu-Einsteiger / Hobbyhalter: Living with sheep ist toll! Nicht alles, was für die USA gilt, kann man übertragen aber die verschiedenen Optionen der Schafhaltung und warum Schafe überhaupt so toll sind, erklärt dieses Buch einfach mal am Besten!

Die beiden Bücher darunter sind auch toll! Sheep von Philllip Armstrong ist auf Englisch. Bunte Schafe demnächst auch....


Samstag, 17. November 2018

Der Preis von Wolle -1814 in Schottland

Ist jetzt nicht wirklich nen Blogbeitrag wert aber ich vergnüge mich gerade mit nem alten Report aus Schottland. Interessanterweise liest sich der Text gar nicht altmodisch. Man muß aber dauernd Kopfrechnen!

When the snow is so deep as completely to cover the herbage, about two stones avoirdupois of hay are allowed to a score of sheep daily

Wieviel Heu bekommt ein Schaf pro Tag?

it appears that the medium price of white (unsmeared) wool, for a number of years past, may be about 8s. 8 d. per stone,” of 16 lb. of 23 ounces, or 4½ d per pound avoirdupois

Wenn man das jetzt noch umrechnet in heutigen Geldwert bezogen auf Löhne, kommt man auf ca. £38 pro Vlies vom Scottish blackface. Man kann aber auch anders umrechnen auf heutigen Geldwert und landet zwischen £4,40 und £124. Da ist es auch egal, wieviel Geld pro wieviel Gewicht das damals war...

Shetlandwolle - einfach, damit hier ein Wollbild ist

Auch interessant:

These sheep were first introduced into the West Highlands of Scotland, about the year 1762, and were soon found far more profitable than cattle for the higher parts of the country. It does not belong to this part of the work to give any account of the change which this stock produced upon the population of the Highlands, [...] One thing is indisputable; a much greater value of mutton and wool, than of beef, was speedily obtained from the higher grounds. The best interests of the nation at large, as well as of proprietors, were therefore promoted by this change.

Das klingt ja schon so, als ob der Autor zumindest bemerkt hat, daß da ganze Landstriche entvölkert wurden... darüber zu schreiben traut er sich nicht... Das ist ein Report an die Regierung. Und vorsichtshalber betont er noch, daß das ja zum Besten der Nation und der Landbesitzer ist...


General Report of the Agricultural state, and political Circumstances, 1814


Wie man damals kastriert hat schreib ich jetzt nicht. Aber küssen wollte man so nen Schäfer vermutlich nicht an den Tagen...



Sonntag, 11. November 2018

Rassestandard Skudde - großartige Neuigkeiten!

Eine gute Skudde hat keine falsche Farbe mehr!

Warum ist das eine wichtige Neuigkeit? Was sind überhaupt Skudden? Was bedeutet so eine Änderung und warum freue ich mich darüber?

Die Fakten: Der VDL - der Verband deutscher Landesschafzuchtverbände - hat Anfang September 2018 beschlossen, den Rassestandard der Skudde zu ändern. Es sind nun alle Farben zugelassen.

Es liegt nun an den einzelnen Verbänden, ob sie diese Änderung übernehmen. Oder nicht. Der Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg beispielsweise hat die Änderung im Oktober übernommen.

Der erste gekörte Bock in einer "Sonderlackierung":
Atilla, aus Herdbuchzucht in Sachsen. Gekört in Brandenburg mit 8/7/7 (Wolle, Bemuskelung, Erscheinung). Light Badgerface

Skudde light badgerface
Light Badgerface, Skudde, gekört 2018


Skudden

Skudden sind die kleinste deutsche Schafrasse. Ursprünglich in Ostpreußen zu Hause, sind sie heute beliebte Schafe bei Hobbyhaltern und in der Landschaftspflege. Sie sind eine alte Rasse. Das Schaf des kleinen Landmanns und vermutlich auch eines der Schafe der Wikinger.
Und schon tausende von Jahren vorher gab es Schafe dieses Typs.
Sie sind Kulturerbe und als alte Rasse eine wichtige Genreserve.
Daß sie so klein sind bedeutet nicht, daß sie eine Zwergzüchtung sind. Sie haben einfach noch die Größe, die Schafe früher (ganz früher) hatten.
Daß sie klein sind bedeutet aber, daß sie als Fleischrasse unwirtschaftlich sind. Ihre Mischwolle ist für industrielle Verarbeitung nicht interessant.
Dadurch sind sie selten geworden. Sie sind eine gefährdete alte Nutztierrasse und in einigen Bundesländern wird ihre Haltung gefördert.

bunte Skudde im Herdbuch
Rehlein. Im Vorbuch eingetragen


Der Standard

Der Standard der Skudden ist relativ jung. So ca. 50 Jahre ist er alt.
Mit der Erstellung eines Standards können verschiedene Züchter gemeinsam auf ein Zuchtziel hinarbeiten. Vereinfacht gesagt: Man einigt sich, was man will und hat ein definiertes gemeinsames Ziel.  Geschulte Leute der Verbände überprüfen die Tiere und bewerten sie danach, wie nah sie diesem Idealbild kommen.
Die Zucht nach Standard und im Verband ist generell eine eher neue Erfindung. Die frühesten Standards stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Ein Standard beschreibt ein Ideal. Ein Ziel. Er beschreibt nicht, was existiert. Sonst müßte man nur einfach Schafe vermehren und nicht gezielt züchten.
Bei "neuen" Rassen sind das meist wirtschaftliche Ziele. Da will man mehr Fleisch, feinere Wolle, mehr Lämmer pro Muttertier... Man legt also Ziele fest, die man zukünftig erreichen will.
Bei alten Rassen ist das etwas anderes. Da will man etwas Altes bewahren. Trotzdem spielen da Ziele mit hinein. Manchmal versucht man zu erraten (oder aus Quellen abzuleiten), was die früheren Züchter dieser Rasse wohl für Ziele hatten.
Standards sind wie gesagt Zielbeschreibungen. Manchmal müssen die angepaßt werden. Zum Beispiel, weil die Beschreibung der Ziele nicht eindeutig ist.
Bei Skudden stand früher im Standard, daß sie kleine Ohren haben. Jetzt sind die Ohren laut Standard mittelgroß.
In Punkto Farbe hat der Standard weiße und ungescheckte, einfarbig  braune und schwarze Tiere zugelassen. Wohlgemerkt als ZuchtZIEL. Nicht als Beschreibung der existierenden Farben.
Jetzt läßt der Standard alle Farben zu!

bunte Skudde im Herdbuch
Ophelia, im Vorbuch eingetragen mit gekörtem Deckbock

Vorteile der Änderung

Meiner Meinung nach sollten bei einer alten Rasse - Kulturerbe und Genreserve - auch alte Farben erhalten werden.
Das war im Herdbuch bisher nicht möglich. Die Freunde "bunter" Skudden haben außerhalb des Herdbuchs gezüchtet.
Die Farbvielfalt der Skudden ist faszinierend! Eine solche Vielfalt hat keine andere einheimische Rasse.

Einige Farben sind sogar einzigartig! Die haben hier bei uns nur Skudden. So zum Beispiel "light badgerface". Das sieht auf dem ersten Blick der Farbe eines Kamerunschafes ähnlich, ist aber ein anderes Agouti Allel. Sie sind eindeutig von braunmarkenen Kamerunern zu unterscheiden.
Die nächsten Verwandten mit diesen Farben findet man auf den norwegischen Inseln bei den alten Villsau. Andere Farben findet man in Shetland, Schweden, Finnland, dem Baltikum....  Ein faszinierendes Erbe, das Skudden über lange Zeit bewahrt haben!

Der Genpool der herdbuchgeführten Skudden wird größer, wenn dieses Erbe nicht als Fehler ausgeschlossen wird.

Auch für die Verbände selber ist es vorteilhaft, diese Tiere nicht auszuschließen. Bisher konnten Tiere mit der falschen Farbe nicht in die Zucht. Egal wie gut sie waren. Die beste Skudde aller Zeiten wäre aufgrund der Farbe ausgeschlossen worden!
Und: Die Verbände haben mit der Farbe nicht nur die Tiere ausgeschlossen sondern auch die Leute, die gerade diese Tiere mögen.

Ein anderer Vorteil: Viele potentielle Mitglieder. Das sind nicht nur Mitgliedsbeiträge sondern auch "Stimmen". Es gibt wesentlich mehr Hobbyzüchter als Berufsschäfer. Die Verbände vertreten ALLE Schafhalter. Mehr Mitglieder bedeuten mehr Gehör - auch in politischen Fragen. Unsere Schäfer sterben aus! Unsere Hobbyhalter machen sich stark für ihre Kollegen, die das (haupt-)beruflich machen.
Und die Hobbyhalter profitieren vom Fachwissen, das die Verbände vermitteln.

Skudde light badgerface
Serafina, gekört mit 8/7/6. gescheckte lght badgerface Skudde

Die Bedeutung für die Zukunft

Der VDL hat den Grundstein gelegt dafür, daß mehr Skuddenzüchter im Verband züchten. Zum Vorteil für alle. Verband, Züchter und vor allem für die Skudden!
Mich freut natürlich sehr, daß der Brandenburger Verband die "bunten" aufgenommen hat! Diese Farben sind "alt" und "echt Skudde". Teil des Erbes.
Was jetzt anders ist, ist ihre Aufnahme in das Zuchtziel. Mit der klaren Vorgabe der Dokumentation! DAS finde ich wichtig!
Farbgenetik ist relativ einfach. Ein Schaf in einer bestimmten Farbe zu züchten, ist ein Klacks gegen die Herausforderung, eine gute Skudde zu züchten!
Wenn bestimmte Farben nicht zugelassen werden, werden sie auch nicht dokumentiert. Sie landen bei Skuddenfreunden außerhalb des Herdbuchs oder in der Truhe. Man kann schwerlich nachvollziehen, wer da was vererbt. Sind alle eingetragen, kann jeder züchten, was er mag. Die Informationen sind da.

Allerdings funktioniert Zucht im Verband als Konsens. Der Standard beschreibt nicht, was existiert sondern das, was man sich als gemeinsames Ziel setzt. Die Gemeinschaft der Züchter legt das fest. Gemeinsam.
In Sachsen wurde entschieden, vor allem weiße Skudden zu züchten. Braun und schwarz (einfarbig ungescheckt) ist zugelassen aber nicht das Ideal. Ich finde das schade aber mir gefällt die Begründung, die ich im persönlichen Gespräch auf der Körung erhalten habe:
Wir wollten das so.
Das ist OK. Keine Argumente wie "die Wollindustrie will weiße Wolle" (Ja. Aber keine Skuddenwolle. Kostendeckend kann man Skuddenwolle nur an Faserkünstler verkaufen und DIE wollen oft lieber bunt!)
Oder: "Das war schon immer so" (Stimmt nicht. Die allermeisten Quellen sprechen von melierten und gescheckten Tieren. Braun allerdings wird nicht erwähnt. Das gab es ganz sicher auch "schon immer" aber so selten, daß es nicht erwähnt wurde. Trotzdem sind sie im Standard. Und das ist richtig so!)
Zu sagen, daß man das als Zusammenschluss von Züchtern halt so will, ist OK für mich. Anders hätte ich besser gefunden. Aber DIE züchten ja Skudden. In DIESEM Verband. Die müssen das zusammen festlegen.

bunte Skudde im Herdbuch
Sofi, im Vorbuch. 
Weil Zucht im Herdbuch immer eine GEMEINSAME Zucht ist, ist die Beteiligung der Züchter wichtig! 
Was auch bedeutet, daß Züchter ihre Meinung sagen sollten! Gerade die, die NICHT im Verband sind aber dort durchaus Vorteile sehen (wie die Beurteilung der Tiere durch Experten und die Beratung durch Zuchtleiter) sollten jetzt vielleicht Kontakt aufnehmen. Falls sie bisher vor allem dadurch von Herdbuchzucht abgehalten wurden, daß sie eben die bisherigen Fehlfarben besonders gut finden. Das könnte zukünftig kein Hinderungsgrund sein. 
Verbände müssen aber wissen, was die Mitglieder (und potentiellen Mitglieder) wollen! Es geht ja nicht darum, daß ein Verband irgendetwas will, was die Mitglieder ausführen müssen. Wofür sie dann auch noch zahlen. Es ist ein Zusammenschluß von Züchtern. Die von der Erfahrung von Experten profitieren.  


Alle Bilder auf dieser Seite sind von Sigrid Heilmann, in deren Besitz die Tiere sind.