Dienstag, 13. März 2018

Die Schäfer brauchen Hilfe!

Heute war Demo in Berlin. Für die Weidetierprämie und den Erhalt der Schäferei.
Neulich habe ich dazu einen Artikel gelesen, der echt gut war. Jetzt wollte ich den teilen und find ihn nicht mehr.
Die Artikel, DIE ich gefunden habe, gefallen mir nicht. Deshalb in eigenen Worten. Ohne Zahlen und Fakten. Die gibt anderswo. Zum Beispiel beim Bundesverband der Berufschäfer

Hauptakteur des Artikels war Sven de Vries.  Verlinkt habe ich hier mal einen Artikel aus der TAZ.
Sven war mal Programmierer und wurde dann Wanderschäfer. Nicht nur aus Jux und Dollerei und nicht nur für ein paar Monate oder Jahre sondern ernsthaft. Mit Leib und Seele. Und mit Technik auf der Weide. Er zieht über die schwäbische Alb und twittert über sein Leben und seine Schafe.

Außerdem sieht er aus wie Catweazle! So 'ne "Type" ist pressewirksam. Und mit Twitter, Facebook und Co (Elektriktrick....) erreicht er Leute.

Die wenigen Schäfer, die wir noch haben, profitieren (hoffentlich) davon!
Vielleicht setze ich ihn hier zu sehr in den Mittelpunkt aber das ist eigentlich egal - Sven hat eine Online Petition gestartet für die Weidetierprämie. Seine Präsenz in den Medien könnte helfen, daß viele Leute aufhorchen bei dem Thema!

Um die Weidetierprämie ging es auch heute in Berlin.
Worum geht es da im Detail? Eine pro-Tierkopf Prämie für Schäfer. Es geht NICHT darum, kauzigen Aussteigern ihr Leben im Bauwagen zu finanzieren. Es geht um ein Erbe und um Zukunft.

Der Zusammenhang von artenreicher Kulturlandschaft und Schäferei ist komplex und den kann ich hier nicht wiedergeben. In aller Kürze: Schafe erhalten Kulturlandschaft. Und Kulturlandschaft ist etwas besonders.... Landschaften, die wir (mit unseren Nutztieren) seit vielen Jahrtausenden geformt haben. Die Natur hat sich daran angepaßt. Mit extremem Artenreichtum! (Wesentlich artenreicher als der Buchen-"Urwald"). Wer mehr wissen will, für den habe ich eine Buchempfehlung: Geschichte der Landschaft Mitteleuropas.
Ein Kulturerbe und ein Naturerbe: Pflanzen, Insekten, Vögel, Nager, Reptilien und diverse Säugetiere...

Schäferei ist Nostalgie. Aber nicht nur im Postkartenformat.... nicht nur der malerische Schäfer mit seinen Schafen und Hunden und der Weste mit den 52 Knöpfen für die 52 Weidewochen....

Schäferei ist nostalgischer Artenreichtum!
Die Subventionen in der Landwirtschaft dagegen sind auf Effektivität ausgerichtet. Auf Ertrag und Leistung.

Lammfleisch isst hier kaum jemand und Wolle heimischer Schafe ist ein Wegwerfprodukt. Geld kommt höchstens aus der Landschaftspflege. Weil diese Landschaft irre wichtig ist. Soweit, so gut!

Nun gibt es aber doll viel Geld für Flächen und wenig für Landschaftspflege (und DER Papierkram muß irre sein!) Wer Land besitzt, bekommt Geld. Wer das Land beweidet, guckt in die Röhre. Wer riesige Monokulturen mit Raps und Mais anbaut oder Silo macht für das Vieh im Stall, der bekommt aus dem großen Topf.
Wer sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr arbeitet, um seinen Schafen eine gute, traditionelle, tiergerechte Haltung zu bieten UND traditionelle Landschaft zu erhalten, der sieht davon nix. Die Schäfer besitzen das Land nämlich nicht (oder selten.)

Genau da setzt die Weidetierprämie an: Es geht nicht um zusätzliches Geld. Es geht um Umverteilung. Die EU Regelung sieht das vor. Die EU ist nämlich FÜR Förderung von Vielfalt. 22 Staaten machen das auch schon... die Bundesregierung setzt auf "Leistungsförderung".

So ganz prinzipiell.... es gibt Berufe, die aussterben. Braucht keiner mehr. Dann ist das halt so.  Aber bei der Schäferei sehe ich das anders. Das ist eine Nostalgie, die wir uns leisten sollten.

Nicht für Catweazle in seinem Bauwagen auf der schwäbischen Alb. Für Artenvielfalt und einfach nur für die Schönheit von ... Heidelandschaft, Trockenrasen mit Orchideen, Insekten und Vögeln und kleinen bunten Oasen in der Wüste riesiger Agrarmonokulturen und Betonwüsten...



Und irgendwie ist da noch mehr... noch mehr "Erbe"... Wer mit Schafen zu tun hat, kann nicht mehr anders.... das machen wir Menschen seit 10000 - ZEHNTAUSEND - Jahren.
Und deshalb gibt es noch ein paar Leute, die mit nem Stundenlohn von 6,20 - ohne Wochenende und ohne Urlaub mit und für die Schafe leben.

Petition #SchäfereiRetten

2 Kommentare:

  1. nicht zu vergessen, dass diese wunderbaren Tiere uns einen Rohstoff liefern, der richtig vielfältig ist. Der bei Entsorgung keine Umweltverschmutzung verursacht, automatisch nachwächst, uns wärmt und kühlt und uns rundum ein natürliches Gefühl gibt!

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  2. Danke für den prägnanten Artikel, Irina!
    Die Weidetierprämie würde dann - hoffentlich - auch eine fiese kleine Bürokratie-Falle für Bio-Schäfereien aushebeln: Bisher ist es nämlich so, dass Schäfer (und Schäferinnen, aber ich bleib mal faulerweise beim einfachen Maskulinum) K E I N E Bioprämie (offizielle Bezeichnung: Förderung im Rahmen von EU-AUM = Agrarumweltmaßnahmen) für Flächen erhalten, die mal mit EU-Mitteln erworben wurden. Und das sind viele Flächen, die die Naturschutzinstitutionen an die Schäfer weiterverpachten zwecks Landschaftspflege. Aber dafür gibt es wie gesagt keine Grünlandprämie. Und die Prämien sind heutzutage leider das, woraus Schäfer ihren Lebensunterhalt bestreiten.

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