Mittwoch, 5. Dezember 2018

Geschichten "richtig" erzählen

Es gibt Nachrichten, die sind unterhaltsam. Einfach gut erzählt. Andere sind unterhaltsam aber wirken ein klein wenig ... überspitzt. Manchmal berichten Journalisten die Fakten und übersehen den Witz. Und manchmal ist es andersrum.

Eine dieser Geschichten ist die von einer Brücke in Bremen. Das war ein Brüller! Die Brücke ist nicht mehr ganz so gut in Schuß, wie sie sein sollte. Nicht für den Verkehr, der da täglich zweispurig drüber fährt. Da mußte die Stadtverwaltung etwas unternehmen. Den Verkehr etwas eindämmen, damit die Brücke nicht bricht. Für sowas gibt es ja Vorschriften. Die Brücke hat zwei Fahrspuren in jeder Richtung und zur Hauptverkehrszeit sind die voll. Mit schweren Autos und noch schwereren LKW. Außerdem gibt es eine Fußgänger- und Radspur unter der Brücke.

Was tut nun die Stadt Bremen, um zu verhindern, daß die alte Brücke einstürzt? Sie halbiert diesen Fuß-/Radweg! Nicht etwa eine Ampel für den Autoverkehr oder die Sperrung einer Spur: Nein, halber Fußweg!
Abgesperrt mit Gittern, die mehr wiegen als hunderte Fußgänger. Beobachtet man, wieviele Radfahrer und Fußgänger die Brücke nutzen, ist sie nun deutlich schwerer als vorher!


Ein Schildbürgerstreich! Mal wieder ein Beispiel für sesselpupsende, realitätsferne Beamte!

So ging das durch's Internet.
Hahaha!
Diese Dödel!
Einmal kurz gelacht und dann die abstruse Nachricht geteilt.

Aber EIGENTLICH.... ist das eine Geschichte von ziemlich coolen Mitarbeitern in... was auch immer für einem Amt!

Alte Brücke. Nicht mehr ganz fit. Sicherlich eh nicht für unseren heutigen Verkehr konstruiert. Die besteht nicht mehr alle Sicherheitstests. Fast - aber nicht ganz.
Im dümmsten Fall ist die Brücke mal komplett voll: Würde man ALLES, was auf die Brücke passt, gleichzeitig draufstellen dann könnte es sein, daß sie nicht hält...
Auch eher unwahrscheinlich, weil solche Grenzwerte ja immer auf der sicheren Seite sind. Aber der berechnete Wert wird gaaaanz knapp überschritten. Und manchmal kommt es dumm auf dumm.... die Bremer Version der Love Parade auf dem Fußweg und oben ist gerade eine zufällige Häufung von LKW und in der Gegenrichtung ein Schwerlasttransporter.

Die eigentliche Geschichte ist die von einer Maßnahme, die völlig bekloppt wirkt (Gewicht auf der Brücke sparen, indem man einen von zwei Radfahren hinter statt neben den anderen zwingt. Wow!) aber in Wirklichkeit verdammt clever ist! Diesen extrem unwahrscheinlichen Fall, daß ALLES voll ist und die Brücke um ein paar kg über den Grenzwert kommt: DIE muß man verhindern!

Brücke zu schwer: Autospur sperren! Das würde man erwarten. Gibt täglich Stau und genervte Leute...
Oder: Halben Radweg sperren. Da fahren so wenige Leute, daß sie überhaupt nicht behindert werden von einer halbierten Spur. Aber es passen auch nicht mehr soviele drauf, daß das theoretische "worst case scenario" erreicht werden kann. Katastrophe verhindert. Ohne, daß irgendwer behindert wird. WOW!

Diese Nachricht von den Bremer Schildbürgern kommt mir immer mal wieder in den Sinn. Man kann sich so herrlich amüsieren - oder aufregen - über Nachrichten, die ins Weltbild passen. Witzig. Lächerlich. Diese Deppen!
Dahinter steckt fast immer MEHR. Manchmal muß man tief graben.

Wußte ich's doch, das sind Deppen ist ein Hinweis dafür, daß man zu wenig Ahnung hat. 

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