(Homer = der olle Grieche, nicht Homer Simpson)
Schafe sind ja alle irgendwie so "naturfarben". Von weiß bis schwarz und allerlei beige, braun, grau dazwischen. Offiziell gibt es da auch nur sehr nüchterne, deskriptive Bezeichnungen zum Eintragen der Farben ins Herdbuch.
Diese Bezeichnungen beschreiben nur den Phänotyp (wie sieht das Schaf aus), nicht die Genetik.
Für mich ist es einfacher und logischer, die Farbe eines Schafes nach dem zu bezeichnen, was vom GENOtyp sieht...
Das geht aber nicht jedem so. Vor Jahren war ich mal auf der Brandenburger Landwirtschaftsausstellung und habe mich zusammen mit Saskia mit jemandem über Farben beim Schaf unterhalten.
"Die Farbe kann man beim Lamm noch nicht erkennen!" sagte er. Und: "Wenn man die Farbe sehen will, muss man auf die Wolle gucken, nicht auf Kopf oder Beine!"
Uns ist die Kinnlade runtergeklappt...
Zusammen mit Saskia habe ich das Buch Bunte Schafe zur Farbvererbung bei Schafen gemacht. Wir gucken also mit einem Farbgenetikblick auf Schafe. Ein schwarzes Schaf ist für uns ein schwarzes Schaf. Völlig rille, ob die langen Wollhaare in der Sonne ausbleichen. Und deshalb gucken wir gerade auf das (noch nicht ausgeblichene) Lamm oder auf Gesicht und Beine, deren derbere Haare weniger ausbleichen. Viele Muster beim Schaf zeigen sich auch nur an Gesicht und Beinen.
Da muss man sich ein bißchen "eingucken".
Und dann gibt es Varianten von Farben. In einer Gruppe auf Facebook, in der es um bunte Skudden geht, ist mir aufgefallen, dass da Namen entstehen.
Ich dachte ja immer, das liegt daran, dass vor allem Frauen das einfach gerne machen. So hübsche Namen vergeben. Für feine Abstufungen. Ist das Türkis oder Petrol? Orange oder Apricot?
Heute habe ich ein Video gesehen, in dem es um Farbsehen geht. Und in dem Video kam etwas Interessantes auf! Im 19Jh ist jemandem aufgefallen, dass Homer ganz seltsame Farbbezeichnungen verwendet. Das weinrote Meer und die violetten Schafe... Und so wie es aussieht, wurde "blau" als Farbbezeichnung lange Zeit kaum verwendet. Vermutlich erst dann, als der Mensch blau färben konnte. Und mit Begriffen scheint die Unterscheidbarkeit einherzugehen. Nicht physiologisch. SEHEN konnte man (also die meisten) das schon vorher. Aber Farbsehen hat auch eine erlernte Komponente: Einsortieren und wiedererkennen und in einer Gruppe nach und nach einen Konsens finden, dass geht mit Begriffen einfacher. Oder überhaupt...
Bei Skudden gibt es manchmal eine besondere Art von braunen Lämmern. "Diese braunen, die so a bisserl dunkler sind als die normalen aber nicht so dunkel wie die schwarzen" taugt nicht für eine Konversation. Aber auch nicht, um unser Gehirn auf das Wiedererkennen der Farbe zu trainieren!
Mit einem Namen geht das besser! Bei den bunten Skudden hat sich dafür der Begriff "havana" eingebürgert. Wie die Katzen. Oder wie Zigarren (aber nicht die hellen sondern die dunklen, die aber nicht so dunkel sind wie....)
Im Vergleich: Ein "normal braunes" und ein schwarzes Lamm:
Ich habe übrigens bei Homers Beschreibung von violetten Schafen ein Bild vor Augen. Von einem Schaf, das wir heute vermutlich "grau" nennen würden. (Oder eines der Muster, die eine überwiegend graue Wolle machen).
Überhaupt schien man "früher", recht großzügig bei der Zuordnung von all dem gewesen zu sein, was irgendwie "blau" ist.
Quatsch! Violets (Veilchen) sind violett! Nicht blau!
Das man bei Pommernschafen zwischen grau, grau-blau, blau-grau und blau unterscheidet, hat seinen Urpsrung vielleicht auch in einer Zeit, als "Blau" noch nicht so festgelegt und eingeübt war... Zumindest bevor Leute mit blauen Wachsmalern aufgewachsen sind...
Für mich waren das ja erstmal alles verschieden dunkle Grautöne. Aber wenn man sich MIT den Bezeichnungen eingeguckt hat, dann ist ein dunkles Pommernschaf einfach mal blau. Auch wenn ein T-shirt in der gleichen Farbe bei mir anthrazit wäre...
Hier nun das Video (Mailab auf youtube ist übrigens generell empfehlenswert):
Schafe sind ja alle irgendwie so "naturfarben". Von weiß bis schwarz und allerlei beige, braun, grau dazwischen. Offiziell gibt es da auch nur sehr nüchterne, deskriptive Bezeichnungen zum Eintragen der Farben ins Herdbuch.
Diese Bezeichnungen beschreiben nur den Phänotyp (wie sieht das Schaf aus), nicht die Genetik.
Für mich ist es einfacher und logischer, die Farbe eines Schafes nach dem zu bezeichnen, was vom GENOtyp sieht...
Das geht aber nicht jedem so. Vor Jahren war ich mal auf der Brandenburger Landwirtschaftsausstellung und habe mich zusammen mit Saskia mit jemandem über Farben beim Schaf unterhalten.
"Die Farbe kann man beim Lamm noch nicht erkennen!" sagte er. Und: "Wenn man die Farbe sehen will, muss man auf die Wolle gucken, nicht auf Kopf oder Beine!"
Uns ist die Kinnlade runtergeklappt...
Zusammen mit Saskia habe ich das Buch Bunte Schafe zur Farbvererbung bei Schafen gemacht. Wir gucken also mit einem Farbgenetikblick auf Schafe. Ein schwarzes Schaf ist für uns ein schwarzes Schaf. Völlig rille, ob die langen Wollhaare in der Sonne ausbleichen. Und deshalb gucken wir gerade auf das (noch nicht ausgeblichene) Lamm oder auf Gesicht und Beine, deren derbere Haare weniger ausbleichen. Viele Muster beim Schaf zeigen sich auch nur an Gesicht und Beinen.
Da muss man sich ein bißchen "eingucken".
Und dann gibt es Varianten von Farben. In einer Gruppe auf Facebook, in der es um bunte Skudden geht, ist mir aufgefallen, dass da Namen entstehen.
Ich dachte ja immer, das liegt daran, dass vor allem Frauen das einfach gerne machen. So hübsche Namen vergeben. Für feine Abstufungen. Ist das Türkis oder Petrol? Orange oder Apricot?
Heute habe ich ein Video gesehen, in dem es um Farbsehen geht. Und in dem Video kam etwas Interessantes auf! Im 19Jh ist jemandem aufgefallen, dass Homer ganz seltsame Farbbezeichnungen verwendet. Das weinrote Meer und die violetten Schafe... Und so wie es aussieht, wurde "blau" als Farbbezeichnung lange Zeit kaum verwendet. Vermutlich erst dann, als der Mensch blau färben konnte. Und mit Begriffen scheint die Unterscheidbarkeit einherzugehen. Nicht physiologisch. SEHEN konnte man (also die meisten) das schon vorher. Aber Farbsehen hat auch eine erlernte Komponente: Einsortieren und wiedererkennen und in einer Gruppe nach und nach einen Konsens finden, dass geht mit Begriffen einfacher. Oder überhaupt...
Bei Skudden gibt es manchmal eine besondere Art von braunen Lämmern. "Diese braunen, die so a bisserl dunkler sind als die normalen aber nicht so dunkel wie die schwarzen" taugt nicht für eine Konversation. Aber auch nicht, um unser Gehirn auf das Wiedererkennen der Farbe zu trainieren!
Mit einem Namen geht das besser! Bei den bunten Skudden hat sich dafür der Begriff "havana" eingebürgert. Wie die Katzen. Oder wie Zigarren (aber nicht die hellen sondern die dunklen, die aber nicht so dunkel sind wie....)
Skuddenlamm Ruby, Züchterin Sigrid Heilmann |
Ich habe übrigens bei Homers Beschreibung von violetten Schafen ein Bild vor Augen. Von einem Schaf, das wir heute vermutlich "grau" nennen würden. (Oder eines der Muster, die eine überwiegend graue Wolle machen).
Überhaupt schien man "früher", recht großzügig bei der Zuordnung von all dem gewesen zu sein, was irgendwie "blau" ist.
roses are are red, violets are blue,....
Das man bei Pommernschafen zwischen grau, grau-blau, blau-grau und blau unterscheidet, hat seinen Urpsrung vielleicht auch in einer Zeit, als "Blau" noch nicht so festgelegt und eingeübt war... Zumindest bevor Leute mit blauen Wachsmalern aufgewachsen sind...
Für mich waren das ja erstmal alles verschieden dunkle Grautöne. Aber wenn man sich MIT den Bezeichnungen eingeguckt hat, dann ist ein dunkles Pommernschaf einfach mal blau. Auch wenn ein T-shirt in der gleichen Farbe bei mir anthrazit wäre...
Hier nun das Video (Mailab auf youtube ist übrigens generell empfehlenswert):
Für mich nehme ich da übrigens mit, dass es vielleicht wirklich stimmt: Frauen können im Allgemeinen mehr Farben sehen. Ohne tetrachromatisch zu sehen - einfach nur durch die Auseinandersetzung damit und der Verwendung von mehr Bezeichnungen....
Wieder was gelernt! Der Zusammenhang Sehen und Begriffe leuchte mir sehr ein. Hier bei uns fiel mir das auf, da mein Großvater nie die Farbe Orange bezeichnet hätte (er war, ebenso wie ich es bin, muttersprachlich Plattdeutsch). Orangen gab es zu seiner Kindheit halt nicht mal so. Auch bei meinen Eltern heißt die Farbe entweder Gelb oder Rot. Also Ringelblumen gelb - ich musste überlegen, was es denn hier natürlich in Orange gibt -. Erst ab meiner Generation ist Orange geläufig.
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