Samstag, 13. August 2022

Drake Queens

 „Na, Frau Biologin! Da waren wir wohl gerade Kreide holen, was?“

Ich brauche eine neue Blog-Kategorie für Sachen, die sie uns im Biostudium nicht gesagt haben! (Oder bei denen ich nicht aufgepasst habe …) Wie z.B. das mit der ungeraden Chromosomenzahl bei Hybriden, die deshalb eigentlich keine fruchtbaren Nachkommen haben können. Also das haben sie uns erzählt. Hat wahrscheinlich schon die Grundschullehrerin erzählt: Verschiedene Chromosomenzahl = unfruchtbare Nachkommen.*
Von den Ausnahmen hat keiner erzählt! Da hätte ich jetzt nicht soviel nachlesen und noch mehr nachdenken und aufmalen müssen, um das mit den fruchtbaren Kreuzungen aus Hausschaf (2n=54) und Argali  (2n=56) zu verstehen!

Was sie auch nicht erzählt haben, ist das mit den Enten! Und das weiß sogar mein Nachbar aus der Stadt, der meine weiße Henne für einen „Gockel“ gehalten hat!
OK, der weiß es auch nur, weil ich es ihm gesagt habe, aber jetzt weiß er es! Überhaupt erzähle ich das jetzt jedem:

Erpel ziehen sich im Sommer um! Frauenkleider. Und die Erpellocke werfen sie auch ab!

Egon, Benny und Kjeld im Winter:

Erpel Prachtgefieder
Erpel im Winterkleid

Und die drei Jungs jetzt:

Erpel Sommerkleid
Erpel im Sommerkleid

Vorne (rechts) Egon. Die anderen beiden kann ich nicht mehr auseinanderhalten. 

Ich habe mich nie gefragt, warum man im Sommer eigentlich keine Erpel sieht! „Die sind wohl irgendwo anders“ scheint mir da gereicht zu haben!

So geht man durch die Welt ... mit halbgeschlossenen Augen! So richtig guckt man erst hin, wenn es einen betrifft: Ohoh! Die Erpel kriegen komische Flecken! Und überhaupt - wohin sind all die Erpel verschwunden, mit denen sich die Olsenbande neulich noch um die Vorherschaft in der ‚Hood’ (dem Stück Bach vor'm Haus) gestritten haben? Alle da! Nur in Frauenkleidern als Drake Queens! 

Meine alte Nachbarin, die Hexe, ist solch unerwartetem Erkenntnisgewinn gegenüber viel positiver eingestellt! Die denkt nicht, dass sie das aber hätte wissen sollen. Die sagt: „Ach gucke an! Da hat die Frau Müller (so heißt sie nicht wirklich) wieder was gelernt!” Und dann freut sie sich, dass die Welt immer noch Überraschungen bereit hält!

Egon, Benny und Kjeld fangen übrigens so ganz langsam an, sich wieder ein „Prachtgefieder“anzulegen!



*
Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung gibt jedes Elternteil die Hälfte seiner Chromosomen weiter. Die sind in Paaren organisiert –von jedem Paar eins. Wer vier Chromosomen hat, gibt  zwei weiter. Vom anderen Elternteil auch zwei, macht wieder vier. Wenn das andere Elternteil aber sechs hat, gibt es drei weiter und der Nachkomme hat fünf. Das kann man für die nächste Generation nicht mehr aufteilen. Außerdem sind die Gene meist anders auf die Chromosomen verteilt und da fehlt dann was. Total logisch. Geht nicht. Keine fruchtbaren Nachkommen ist DIE Definition für die Artengrenze. 


1 Kommentar:

  1. Faszinierend! Wiki sagt, (bei Stockenten) heißt dieses "Weibchenkleid" dann Schlichtkleid. (https://de.wikipedia.org/wiki/Stockente) P.S.: Dass die wirklich interessanten Dinge weggelassen werden, beim "Unterricht" (egal wo), scheint Standard zu sein. Wie gut dass wir wenigstens als Erwachsene frei sind, all die interessanten Dinge selbst in Erfahrung (statt flachem "Wissen") zu bringen! :D Viele Grüße!
    (Und vielen Dank für all die Arbeit und Mühe mit den & über die Schafe/n hier!)

    AntwortenLöschen