Montag, 15. Juni 2015

Wollreisen

Ich hab's ja schon geschrieben: Shetland hat eine "reiche" Textilvergangenheit. Die hatte so ihre Hochs und Tiefs aber ist nie ausgestorben. Heutzutage ist das eine der Touristenattraktionen.
Wolle und Spinnen und Stricken und Weben hatte ja in den 80iger Jahre schon mal ein Revival aber während es damals gar nicht "ökig" genug sein konnte (mit Wolle ganz bestimmt von Nachbars Schafen - nachzuweisen durch die Kratzigkeit der Pullover und den "Resten" in der Wolle) ist das heutzutage anders. Dank myboshi sind selbstgehäkelte Mützen auch längst bei den Hippstern angekommen. Wer tiefer in die Materie einsteigt, landet früher oder später bei Ravelry. Das ist eine Internetseite, auf der sich Wollverrückte jeglicher Coleur finden. Jeder kann dort seine Strick- und Häkelanleitungen zur Verfügung stellen. Umsonst oder gegen Bezahlung. Man kann sich in Foren austauschen und findet ohne Ende Anregungen und Antworten auf Fragen. Ganz "typisch Internet" wird hier Wissen sehr freimütig geteilt. Wobei "umsonst" und "gegen Bezahlung" hier gar nicht in Konkurrenz stehen. Zumindest ist das mein Eindruck.
Dank Internet muß man auch nicht Nachbars Schafswolle verspinnen sondern kann sich Rohwolle vom Polwarth aus Neuseeland schicken lassen oder auch das, was hier "glittery merino" genannt wird: Aufbereitete Spinnwolle in tollen Färbungen und mit allen möglichen Zusätzen (oft glitzernd).
Man kann aber auch Nachbars Schafwolle verspinnen und heutzutage geht man da etwas anders ran. "Horses for courses" - die eine Wolle ist super zum Filzen, die andere für Teppiche und die nächste für Socken und Pullover. "Die Spinnerten" tauschen sich im Internet aus und probieren aus, was geht und was nicht. Der ein oder andere bekommt Spaß am Färben und auf der Suche nach "Projekten" für die vielen verschieden gefärbten Garne landet man dann vielleicht bei Ravelry in der Kategorie "Fair Isle".... Vermutlich geht es vielen anderen auch so wie mir: Ich hab das ausprobiert und fand das Ergebnis super. Wie allerdings die Strickerinnen hier in Shetland sooo produktiv sein konnten, ist mir ein Rätsel! Anderen fällt das vermutlich leicht und die denken sich dann selber neue Sachen aus und sind schnell so begeistert, wie ich fasziniert bin. Das Resultat ist oft das gleiche: Man muß mal nach Shetland und sich angucken, wo das herkommt!
über der Lehne eine Fair Isle Decke in Naturfarben. Design Kathie Davis

Kurz bevor ich losgefahren bin, wurde ich auf den Blog von Connie aufmerksam gemacht, die eine Reise in Sachen "Strick und Wolle" geplant hatte. Auf www.wockensolle.de kann man ihren tollen Reisebericht von Orkney und Shetland lesen.
Die meisten meiner Internetkontakte werden ja irgendwann zu ganz echten ....äääähh... "analogen" Begegnungen und auch wenn ich Connie nicht persönlich kenne, habe ich am ersten Tag in Shetland einen Zeitschriftenartikel über die "textile journey" gefunden, an der sie auf Shetland teilgenommen hat.
Die Zeitschrift ist ganz herrlich provinziell und der Artikel richtet sich eigentlich nur an Shetlander, die vielleicht ein Anlaufpunkt für solche Touren sein könnten aber ein Exemplar wird demnächst auf Reise nach Deutschland gehen. Inklusive der durchgedrückten Unterschriften diverser Shetlander und Besucher, die auf dem Zeitschriftenstapel ihre Bons unterschrieben haben....

3 Kommentare:

  1. Liebe Irina,

    nun habe ich den Weg auf dein Blog gefunden, irgendwie habe ich das nicht mitbekommen, aber es ist so spannend zu lesen was du alles gesehen, erlebt und gemacht hast...
    ja, "meine" vier Wochen waren einfach zu kurz.. ich muss da wieder hin, aber eher zum Stricken denn zum Schafe scheren!

    Wie schon das hier zu lesen ist, ich freue mich!

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  2. ach ja, ich habe ganz vergessen, das Magazin habe ich ja bekommen und mich sehr darüber gefreut!

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  3. Das hatte ich auf Deinem Blog schon entdeckt :)

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