Montag, 22. Juni 2015

typisch Shetland: Viechzeug


Shetland-Schafe kennt man ja.... das sind die kleinen mit der supertollen Wolle, die es in zig Farben gibt. Die Farben haben alle noch ihre alten Namen was ja vermuten läßt, daß die Farbe wichtig war. Oder es war wichtig, die Schafe zu unterscheiden.
Shetland-Ponys kennt man auch. Die sind auch besonders klein und haben reizende Fohlen.
Es gibt aber noch mehr Shetland Rassen. Da wäre zum Beispiel die Shetland Kuh. Ebenfalls nicht die größte aber nicht auffällig winzig (oder zwergwüchsig wie die Dexters).
Shetland-Enten - gibt es auch. Normale Entengröße würde ich sagen. Sehr hübsch schwarz-weiß.
Shetland-Gänse: Auch nicht winzig. Ganter weiß, Gänse bräunlich
Shetland-Hühner: Mit Haube und blaugrünen Eiern.
All dieses Shetland-Viechzeug findet man hier:


Auf der Farm von Mary und Tammie Isbister auf Trondra. Die beiden sind ganz große Klasse. Ihr Hof ist offen für Gäste - man kann nach Herzenslust umherstreifen und wenn Mary denkt, daß Kinder im Anmarsch sind, werden schnell Milchflaschen für die drei Flaschenlämmer aufgewärmt. Zum Glück war ich allein und mußte die Flaschen nicht mit Kindern teilen!
Shetlandlämmer sind ja noch eine winzige Stufe höher auf der Niedlichkeitsskala als Shetlandponyfohlen! Vielleicht teilen sie sich auch Platz eins.... sehr, sehr niedlich auf jeden Fall. Wenn man durch Yorkshire und Schottland nach Shetland fährt, ist man dran gewöhnt, das Schafe mit ihren Lämmern auf der Straße liegen oder am Rand grasen. Daß das hier oben Shetlandschafe sind, finde ich immer noch erstaunlich. Und diese winzigen, flitzigen Lämmer überall sind der Knaller!
Die meisten Hillbreeds machen etwas, was sich "hefting" nennt. Die sind quasi an ihr Territorium "angeheftet". Dort sind sie geboren, dort bleiben sie. Kauft man eine Farm, so kauft man die Schafe mit. Veränderungen bewirkt man nicht durch das Ersetzen der ganzen Herde sondern über Generationen durch die Auswahl des Zuchtbocks.
Farmer kommen und gehen aber "die Farm" ist eine Entität für sich. Deshalb wurde zum Beispiel im Lake District bei der Tup Fair der Champion-Bock mit dem Namen der Farm genannt. Der Züchter wurde auch erwähnt....
Auf den Western Isles und hier im Norden gibt es eigentlich kaum Farmen sondern "Crofts". Ich dachte ja erst, "Croft" wäre eine lokale Bezeichnung für ein Cottage - ein altes Häuschen. Aber Croft ist das Land. Das bearbeitete Land rund um das Haus (ob das ein Cottage oder ein Bungalow oder ein Wohnwagen ist, ist völlig schnurrps) und die Rechte an der Allmende, die mit dem Croft einhergehen. Crofts sind oft Nebenerwerbslandwirtschaften. Bzw. hat man dort sein Essen "gemacht". Geld kam aus anderen Quellen. Hier in Shetland meist aus der Fischerei und auch durch Strickwaren. Einige Crofter haben Spinnräder hergestellt, Tammie Isbistor baut Boote und ist Fiddle Maker. (Eine seiner Fiddles habe ich auf der Session in Lerwick gesehen - eine Spezialanfertigung mit Katzenkopf.)
Mary und Tammie hatten früher auch CheviotXShetland Kreuzungsschafe, mittlerweile aber nur noch reine Shetlander. Am Liebsten vom alten Typ, wie er sich vor allem auf der Insel Foula gehalten hat. Schafe, die sie von Foula geholt haben, sind in ihrer neuen Heimat immer gleich an die Westküste gelaufen und haben Richtung Foula geguckt. In der Ecke sind sie dann geblieben. Vielleicht haben Schafe also auch einen inneren Kompass? Shetland-Gänse auf einer anderen Insel anzusiedeln, hat dagegen nicht geklappt. Die kamen immer wieder zurück.
 
Mittlerweile ist Shetland ja vor allem "modern" und die Leute haben ganz normale Vollzeitjobs. Die Crofts werden trotzdem von den jüngeren Generationen bewirtschaftet. Man baut jetzt keine Gerste mehr an oder macht Heu aber die meisten haben einen Kartoffelacker und ein paar Schafe. Ich hab mir sagen lassen, daß das durchaus lohnt, weil die Shetlandschafe eben so "wartungsarm" sind. Wer hier zuzieht und eben kein Feierabendschäfer sein möchte, sondern einfach nur ein Haus mieten, der kann das natürlich machen. Bei registrierten Crofts hat die Crofting Commission mitzureden - da muß man dann eventuell "de-croften".  Je weniger Leute allerdings Schafe auf dem Berg haben, desto schwieriger wird das Zusammentreiben. Wartungsarm heißt ja nicht wartungsfrei und ein paar mal im Jahr müssen die Schafe auf der Allmende zusammengetrieben werden. Dazu braucht man Leute und Hunde.
Früher machte man das wohl auch als Gruppe, damit sich niemand an fremden Schafen bereichert. Das war wohl üblich und ist vielleicht einer der Gründe, warum Hunde in Shetland einen ganz anderen Stellenwert haben. Ohne Schafe durfte man "ganz früher" keinen Hund haben und wenn man mit Hund über eine fremde Weide gehen wollte, brauchte man zwei angesehene Bürger als Zeugen. Ansonsten mußte man eine Strafe zahlen und der Hund wurde gehängt! Das war im 17. Jh. Heute passiert einem das nicht. Ich hab gefragt!
Zum Thema Hunde: Der Shetland Sheepdog hat mit Shetland so wenig zu tun wie er ein Sheepdog ist. Es gab mal eine alte Hunderasse hier. Der Beschreibung nach eher vom Typ Islandspitz. In erster Linie ein Hofhund, der die Tiere vom guten Land rund um das Haus weggehalten hat.
Im 19. Jh wollten die Landbesitzer auch hier die "großen" profitablen Rassen einführen und mit den Schafen kamen Schäfer und Hunde aus Schottland. Der Border Collie hat den alten Schlag Hunde auf den Inseln sehr schnell verdrängt. Es gab eine Zeit lang einen "Shetland Collie", der vielleicht (vielleicht auch nicht) eine Mischform aus Border Collie und Shetland Hunden war. Die gibt es auch nicht mehr aber auf der Straße wurde meine Swift neulich als "bonnie Shetland Collie" bezeichnet!
Es gab Bemühungen, die alten Hunde als Rasse zu etablieren aber auf dem Festland entstannt unter dem Namen Shetland Sheepdog schnell ein Kunstprodukt in der Optik eines "mini-Lassie-Collies". Heutzutage gibt es die alten Shetlandhunde nur noch in der Erinnerung ("Meine Oma hat immer geschwärmt von dem Hund, den sie als Kind hatte! Das war die alte Rasse. Sowas gibt es heute gar nicht mehr!")
Ich hab ein tolles Buch über Shetland Breeds gekauft (indem auch des öfteren Tammie Isbister zitiert wird). Hab ich noch gar nicht richtig gelesen aber beim Durchblättern ist mir eine Passage ins Auge gesprungen über das gemeinschaftliche Einsammeln der Schafe, als noch jeder mitgemacht hat. Mensch und Hund:
"... As a result, what dogs lacked in quality was more than made up for in quantity and variety, from quiet working dogs to the small types with curly tails and loud mouths. While noise did not facilitate progress, it certainly enlivened proceedings. It sometimes evoked a variety of spontanious commands to which even the better trained dogs had not been accustomed to and consequently produced little results. Not unnaturally, human as well as canine tempers became frayed. This often resulted in some short, sharp observations on the alleged errors of the over enthusiastic or the ommission of the less interested handlers, which where usually responded to with equal gusto." (Aus "Shetland Breeds, 'little animals... very full of spirit': Ancient endangered and adaptable, Andro Linklater [et.al.] Nancy Kohlberg and Phillip Kopper, editors")



Der weiße Bock ist eher der "modernere" Typ Shetlandschaf, der braune ist aus Foula-Abstammung.

Der Puter gehört eigentlich nicht zu den Shetlandrassen aber das Hühnerhaus im Hintergrund ist sehr typisch. Alte Boote kann man immer noch zu irgendwas brauchen und so schnell hat man sonst kein Dach gebaut!





Wettervorhersage in Shetland: Change

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