The Tailor on the Loft ist eine Geschichte aus Irland. Ich kann mich gar nicht mehr richtig erinnern wie sie geht aber sie kommt mir immer mal wieder in den Sinn. Der Anfang der Geschichte beschreibt ein typisch irisches Cottage. Die eine Hälte DAS ZIMMER mit offenem Kamin und darin /darüber hängendem Kessel. Die andere Hälfte - die meist "die kleinere Hälfte" ist, ist abgetrennt. Oft der Stall. Der Wohnraum hat volle Höhe bis zum Dach, der abgetrennte Teil hat eine eingezogenen Decke. Da oben wird z.B. das Heu gelagert.
Wenn man heute ein Loft mietet, erwartet man ein bißchen mehr aber damals, als die Geschichte spielt, war das das Gästezimmer. Sollte mal jemand über Nacht bleiben. Zum Beispiel der wandernde Schneider.
Auch wenn die Geschichte in der guten alten Zeit spielt: Auch viele Jahre später - als ich in Irland war - war die Währung des Reisenden eine Geschichte. Oder "Scandal" - Klatsch und Tratsch. Wenn man in Irland trampte, hörte man dies und das. Zum Beispiel, daß der Fahrer gerade von einer Beerdingung kam. Der nächste Fahrer oder der Farmer, auf dessen Land man zelten möchte, hat vielleicht noch gar nicht gewußt, daß Sean Òg gestorben ist. Heute weiß er das vermutlich über Facebook aber damals war so eine Neuigkeit was wert. Man war im Gespräch und bekam Geschichten erzählt.
Der wandernde Schneider war ein grandioser Geschichtenerzähler. Er kannte viele, richtig gute Geschichten. Und damit war er immer willkommen. Auch in den Häusern auf seiner Route, in denen man keine Arbeit für ihn hatte, gab es Essen und Unterkunft und das ein oder andere Gläschen Potín - selbstgebrannten.
Aber wie bei jeder Währung: So ganz freiwillig gibt man die nicht her. Der Schneider wußte von jemanden, der noch mehr Geschichten kannte als er selber und von dem wollte er welche abhaben. Der hat sie ihm aber nicht erzählt. Also hat er sich ins Haus geschmuggelt und im Loft versteckt und hat sich einen ganzen Abend lang heimlich Geschichten angehört. Geschichtendiebstahl. Copyright infringement.
Ich mach mich hier keiner Urheberrechtsverletzung schuldig weil ich die Geschichte vom Schneider im Loft gar nicht mehr richtig kenne (ein guter Geschichtenerzähler wie besagter Schneider, merkt sich sowas beim ersten Hören) aber mir ist eine ganz klare Vorstellung von dem Haus im Kopf geblieben. Und gestern war ich in dem Haus. In Cregneash auf der Isle of Man. Das Haus war das alte Haus von Harry Kelly.
Ein kleines, weißgetünchtes Cottage, die Tür in der Mitte der Längsseite führt direkt in die gute Stube. Links von der Tür, abgetrennt mit einer Wand, die Schlafstube und darüber ein Loft.
Harry Kelly war wohl das, was man auf englisch "quite a character" nennt und auf deutsch "'ne echte Type". Das Bett in seiner Schlafstube war kein einfaches Bauernbett. Das war ein Bett mit Pfosten - ein four poster bed! Harry Kelly hatte gehört, daß auf the Calf of Man ein grandioses four poster bed zu versteigern war. Ganz was Schickes mit Baldachin und so.... Und da man den Transport damals wie heute mit einberechnen muß, erahnte er hier ein echtes Schnäppchen! The Calf of Man ist eine winzige Insel. Von der Hauptinsel getrennt durch den Sound of Man, der durch seine schnelle Strömung eine Überfahrt überaus schwierig macht. Harry hat sich also ein großes Dreimman-Ruderboot genommen und ist alleine damit rübergerudert. Er brauchte ja Platz für das riesige Bett. Mit dem Monstrum ist er dann wieder zurückgerudert, hat es mit Pferdekraft nach Cregneash gezerrt. Bis zu seinem Haus. Wo er dann festgestellt hat, daß das riesige Ding nicht durch seine winzige Tür paßt! Also wurden die Beine abgesägt. Reichte nicht. Also Baldachin ab. In meiner Vostellung hat er dann zentimeterweise die Pfosten runtergesägt, bis es paßte. Das Bett in seinem Haus ist nicht mehr wirklich ein herrschaftliches "four poster bed" - er schlief schon recht bodennah - aber immerhin hatte es noch vier Stumpen, die klarmachen, daß hier nicht in einer simplen Koje geschlafen sondern höchst edel genächtigt wurde!
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