...andere Sitten. Hier ist "Wandern" eine ernste Sache. Und mitnichten nur was für Rentner.
Wenn es so langsam später Nachmittag wird in Großbritannien und ich gerade einen schnuffeligen Schlafplatz gefunden habe - weit ab von allem (inklusive mobilem Internet) - und wenn ich gerade entspannt darüber sinniere, daß man sich hier nun wirklich nicht groß in die Büsche schlagen muß, sollte man mal müssen, dann wird der Platz noch mal richtig lebendig. Nach der Arbeit, noch in der schicken Bürokluft, fährt man raus und trifft sich auf eine kurze Runde. Die Bürosachen werden gegen Funktionsklamotten getauscht und selbst wer mit echt geländetauglichen Turnschuhen kommt, der zieht sich noch fix die "richtigen" Wanderschuhe an. (Außer mir fährt niemand mit Wanderschuhen Auto.)
Man darf auch fast überall gehen. Wer Inspektor Barnaby guckt oder moderne britische Krimis liest (bei Agatha Christi kommen die noch nicht vor), der kennt die "Rambler" (meist - zumindest einer - in der Rolle des Mordopfers). Die Ramblers: Die Vereinigung der Wanderer, die durchsetzt, daß altes und neues Wegerecht bestehen bleibt. Sollte die Rambler Vereinigung altes Wegerecht aufspüren, daß seit Jahrzehnten ungenutzt wurde, dann wird das sofort aktiv durchgesetzt. Mitten durch die Saat wenn es sein muß! (Wem das in die Nase fahren könnte, ahnt auch der Inspektor und man hat schnell seinen ersten Tatverdächtigen. War dann natürlich doch wer anders...)
Es gibt überall public footpaths und bridleways. Die Landbesitzer müssen Zu- und Abgänge stellen (das Tor kommt also nicht dahin, wo es für den Trecker gut wäre sondern dahin, wo der Pfad ist - es sei denn, man baut einen extra Übergang) und das Wegerecht darf nur für kurze Zeit und nur in ganz besonderen Ausnahmen verwehrt werden. Bridleways heißen so, weil man da sein Pferd am Zaumzeug (Bridle) mitgenommen hat. Da darf man also auch reiten. Und Radfahren. Obwohl Radfahrer hier einen viel schlechteren Stand haben. Alle anderen haben Vorrang und die Zugänge auf Bridelways sollen nicht unbedingt so gestaltet werden, daß Radfahrer ermutigt werden.... Auf den Footpaths darf man kein Pferd und kein Rad mitnehmen. Aber so "übliches Zeug" wie Kinderwagen, Rollstühle und Hunde. Hunde sollte man unter Kontrolle haben. An der Leine wäre gut.
In der Praxis heißt das, ich öffne einfach ein Tor zu einer Weide voll mit Schafsmuttern und kleinen Lämmern und spaziere da mit meinem Hund rum. Das ist total seltsam! Ich erwarte ja, daß jeden Moment der Besitzer kommt und mich anbrüllt! "Das solltest Du als Landbesitzer mal versuchen!" erzählt mir Jenny, die ich zu dem Thema ausfrage "die Wanderer brüllen direkt zurück!" Jenny ist Schafzüchterin und Biologin. Sie arbeitet im Naturschutz u.a. hat sie ander Wiedereinbürgerung des Bibers in Schottland mitgearbeitet. Also driftet unser Gespräch mal kurz weg vom Schaf und hin zum Naturschutz und ausgestorbenen Arten auf deren eigenständige Rückkehr man in Großbritanien ja nun nicht hoffen darf. Was bedeutet, daß es immer einen Schuldigen geben wird, sollte das aktiv eingebürgerte Tier mal einen Schaden anrichten. Und das wird es.
Jenny ist es auch, die mir erzählt, welchen Schaden die Fasane anrichten. Bis dahin war ich in meiner echt heilen Beatrix Potter meets James Harriot Welt. Total neidisch auf die tolle britische Natur. Aber die Fasane werden gezüchtet. Und "ausgewildert", damit man was zum Schießen hat. Derweil fressen die Fasane alles was so kreucht und fleucht.... Aber cool sind sie!
Aber zurück zum Wegerecht: Zusätzlich zu diesem gibt es noch Access Land. Das sind meist die Heiden, Moore, baumlosen Hügel auf denen man sich frei bewegen darf. Im Gegensatz zu den Wegerechtswegen herrscht hier tatsächlich für ein paar Wochen im Jahr Leinenzwang für Hunde. Jenny hält diese Access Regelung ohne vorgeschriebene Wege für sehr schlecht. "Wildlife likes people to be predictible"
Wald bzw. Forst ist aus dem Access Land meist ausgenommen und Trampelpfade sind oft als "nicht öffentlich" gekennzeichnet. Das gibt es ja wiederum in Deutschland sehr selten: Das man irgend'nen Weg im Wald nicht langlaufen darf!
Wenn es so langsam später Nachmittag wird in Großbritannien und ich gerade einen schnuffeligen Schlafplatz gefunden habe - weit ab von allem (inklusive mobilem Internet) - und wenn ich gerade entspannt darüber sinniere, daß man sich hier nun wirklich nicht groß in die Büsche schlagen muß, sollte man mal müssen, dann wird der Platz noch mal richtig lebendig. Nach der Arbeit, noch in der schicken Bürokluft, fährt man raus und trifft sich auf eine kurze Runde. Die Bürosachen werden gegen Funktionsklamotten getauscht und selbst wer mit echt geländetauglichen Turnschuhen kommt, der zieht sich noch fix die "richtigen" Wanderschuhe an. (Außer mir fährt niemand mit Wanderschuhen Auto.)
Man darf auch fast überall gehen. Wer Inspektor Barnaby guckt oder moderne britische Krimis liest (bei Agatha Christi kommen die noch nicht vor), der kennt die "Rambler" (meist - zumindest einer - in der Rolle des Mordopfers). Die Ramblers: Die Vereinigung der Wanderer, die durchsetzt, daß altes und neues Wegerecht bestehen bleibt. Sollte die Rambler Vereinigung altes Wegerecht aufspüren, daß seit Jahrzehnten ungenutzt wurde, dann wird das sofort aktiv durchgesetzt. Mitten durch die Saat wenn es sein muß! (Wem das in die Nase fahren könnte, ahnt auch der Inspektor und man hat schnell seinen ersten Tatverdächtigen. War dann natürlich doch wer anders...)
Es gibt überall public footpaths und bridleways. Die Landbesitzer müssen Zu- und Abgänge stellen (das Tor kommt also nicht dahin, wo es für den Trecker gut wäre sondern dahin, wo der Pfad ist - es sei denn, man baut einen extra Übergang) und das Wegerecht darf nur für kurze Zeit und nur in ganz besonderen Ausnahmen verwehrt werden. Bridleways heißen so, weil man da sein Pferd am Zaumzeug (Bridle) mitgenommen hat. Da darf man also auch reiten. Und Radfahren. Obwohl Radfahrer hier einen viel schlechteren Stand haben. Alle anderen haben Vorrang und die Zugänge auf Bridelways sollen nicht unbedingt so gestaltet werden, daß Radfahrer ermutigt werden.... Auf den Footpaths darf man kein Pferd und kein Rad mitnehmen. Aber so "übliches Zeug" wie Kinderwagen, Rollstühle und Hunde. Hunde sollte man unter Kontrolle haben. An der Leine wäre gut.
In der Praxis heißt das, ich öffne einfach ein Tor zu einer Weide voll mit Schafsmuttern und kleinen Lämmern und spaziere da mit meinem Hund rum. Das ist total seltsam! Ich erwarte ja, daß jeden Moment der Besitzer kommt und mich anbrüllt! "Das solltest Du als Landbesitzer mal versuchen!" erzählt mir Jenny, die ich zu dem Thema ausfrage "die Wanderer brüllen direkt zurück!" Jenny ist Schafzüchterin und Biologin. Sie arbeitet im Naturschutz u.a. hat sie ander Wiedereinbürgerung des Bibers in Schottland mitgearbeitet. Also driftet unser Gespräch mal kurz weg vom Schaf und hin zum Naturschutz und ausgestorbenen Arten auf deren eigenständige Rückkehr man in Großbritanien ja nun nicht hoffen darf. Was bedeutet, daß es immer einen Schuldigen geben wird, sollte das aktiv eingebürgerte Tier mal einen Schaden anrichten. Und das wird es.
Jenny ist es auch, die mir erzählt, welchen Schaden die Fasane anrichten. Bis dahin war ich in meiner echt heilen Beatrix Potter meets James Harriot Welt. Total neidisch auf die tolle britische Natur. Aber die Fasane werden gezüchtet. Und "ausgewildert", damit man was zum Schießen hat. Derweil fressen die Fasane alles was so kreucht und fleucht.... Aber cool sind sie!
Aber zurück zum Wegerecht: Zusätzlich zu diesem gibt es noch Access Land. Das sind meist die Heiden, Moore, baumlosen Hügel auf denen man sich frei bewegen darf. Im Gegensatz zu den Wegerechtswegen herrscht hier tatsächlich für ein paar Wochen im Jahr Leinenzwang für Hunde. Jenny hält diese Access Regelung ohne vorgeschriebene Wege für sehr schlecht. "Wildlife likes people to be predictible"
Wald bzw. Forst ist aus dem Access Land meist ausgenommen und Trampelpfade sind oft als "nicht öffentlich" gekennzeichnet. Das gibt es ja wiederum in Deutschland sehr selten: Das man irgend'nen Weg im Wald nicht langlaufen darf!
Hallo Irina, wollte dir mitteilen, toll deine Bericht, freue mich immer wennes wieder was Neues gibt. Spannend, weiter so. LG Ilonka
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenICH HATTE MICH SCHLIMM VERSCHRIEBEN.
Löschenich bin gerade dabei Skudden zu kaufen und habe dadurch Deinen Blog entdeckt, der mir sehr gefällt. Bisher wohnt bei mir ein Ouessantpärchen.