Montag, 18. Juni 2018

Schafschur - unterwegs

Wenn jetzt nicht noch eine unerwartete Anfrage kommt, dann ist die Schur-Reise-Saison jetzt zu Ende. Schade aber auch!
Hat sich alles spontan ergeben - nächstes Jahr plane ich das ein bißchen... und fahr ein bißchen weiter weg.
Nach nem Schafschur-Ausflug nach Norddeutschland kam erstmal ein Scherkurs in Brandenburg.

Die Organisation war spitze! Das Ambiente grandios (wunderbare, riesige alte Streuobstwiese mit romantischem Schäferwagen) und die bunten Skudden eine Augenweide!




Training mit einer Gruppe Erwachsener ist immer wieder spannend!

Schafsanatomie für Einsteiger: "Das hier nennen wir in der Fachsprache: den Bauch!" (Ne im Ernst: Ich erkläre da was über Wolle und Skuddenwolle im besonderen und über Skuddenbauchwolle im ganz besonderen...)


Nach etwas Theorie, einer Demonstration und einem Trockentraining waren die Teilnehmer dran. In Zweiergruppen. Einer schert und einer gibt dazu kluge Kommentare ab. Was vor allem den Sinn hat, daß man im Notfall eine helfende Hand parat hat. Und - ganz wichtig: Um das Mantra zu wiederholen "Nicht an der Wolle ziehen!" Das macht fast jeder intuitiv. Die Wolle etwas ziehen damit man sieht, wo man schneidet. Ganz blöde Idee. Damit zieht man die Haut in eine Falte und läuft Gefahr, da reinzuschneiden!

Viele der Skudden waren noch gar nicht soweit, daß man sie einfach scheren kann. Teilweise gab es nur eine hauchdünne Schnittkante. Skudden und andere alte nordische Rassen sind da etwas eigen. Sie haben noch einen Rest vom Fellwechsel und lösen die alte Wolle. Manchmal kann man sie sogar teilweise abziehen - raufen - aber normalerweise lösen sie die Wolle nur so, daß sich in der "schütteren" Kante wunderbar scheren läßt. Im alten Vlies dagegen ist es sowohl mit der Handschere als auch mit der Maschine eine Qual. 


Skuddenvliese kommen meist ganz wunderbar im Stück runter. 


Leider ist ein Tag viel zu kurz und wir hatten viel zu wenig Zeit für Themen rund um die Schur und die Wolle. Oder die Scheren an sich. Die jetzt technisch nicht gerade schwierig oder kompliziert sind aber viele tun erstmal nicht, so wie man sie kauft.


Ich hätte gerne am nächsten Tag gleich noch einen Scherkurs gemacht, um meine lange Liste an klugen Dingen umzusetzen, die ich mir notiert habe.

Was noch gar nicht drauf ist auf der Liste: Geeignete Kleidung! Schafschur - was ziehe ich bloß an?
Das mit den kurzen Hosen muß jeder selber rausfinden. Ganz blöd sind Hosen mit Cargotaschen. Und Hemden. Vor allem bei Schafen mit Hörnern. Aber manches macht man trotzdem. NOCH lassen sich Hemd und Hose flicken!


Was ich aber beim Durchgucken der Bilder gemerkt habe: Wenn man Zuschauer hat (oder gar fotografiert wird) sollte man bedenken, daß man die meiste Zeit vornübergebeugt steht!
Da ist es besser, man trägt ein hochgeschlossenes T-Shirt, das auch lang ist! Ich hab so einige Bilder mit tiefen Einblicken in Ausschnitte und den ein oder anderen "Pops mit String-Tanga". Was durchaus nett anzusehen ist aber ein wenig vom Thema ablenkt.

***

Nächster Halt war dann wieder Sachsen. Kein Kurs. Eine Bekannte hatte gefragt, ob ich ihr das an ihren Skudden zeige. Ist ganz was anderes als eine Gruppe Leute. Besonders gefreut hat mich, daß sie sagte: "Die Skudden mache ich jetzt immer mit der Handschere" (die meisten ihrer Schafe sind Rhönschafe und Coburger - die weit weniger Spaß machen beim Scheren als die kleinen Skudden!)


Im Null komma nix waren die Skudden ihren Pelz los und wir konnten gemütlich über "Schaf und die Welt" schwatzen bis spät in die Nacht.



Gleich um die Ecke wohnen ein paar Schafe, die von mir stammen. Shetland X Skudde Mixe. Die waren am nächsten Tag dran.

Man müßte sich eigentlich jedes Jahr zum Scheren treffen! So gemeinsam macht das noch mehr Spaß!


Die Wolle dieser Mixe ist echt spannend. Die meisten sind mehr oder weniger skuddenähnlich. Aber eine ist weder Shetland noch Skudde. Erinnert mich irgendwie an Gotland. So'n bißchen....


Und außer einer Menge Spaß und lecker Essen gab es noch was Tolles für mich:


Eine alte DDR Schafschere. Reichsbahnausbesserungswerk "Fritz Hecker". 6,65M. War vermutlich deren Artikel, mit dem sie die Pflicht zur Produktion von Konsumgütern erfüllt haben.
Die ist einfach schön! Und die haben sich auch echt was dabei gedacht! Die hat einen Haken, der ein Auseinanderspringen verhindert. Und auf der Klingenrückseite eine Kerbe, in die der passende Ring kommt, der sie zusammenhält. Und eine Daumenauflage. Die allerdings nur gut gedacht ist. Wenn man den Daumen da drauf legt, ist die Sehnenscheidenentzündung vorprogrammiert. Außerdem braucht die irre Kraft. Die haben da scheinbar alte Schienen verarbeitet. Allerdings denke ich, daß sie eher zum Pops ausschneiden genommen wurde statt zur kompletten Schur. Und für eingetrockneten Schafsdurchfall braucht man schon eine wenig Schmackes.

Bei Interesse an Handscherkursen könnt Ihr mich gerne kontaktieren. Entweder über mein Profil hier oder über kurs (at) flowingtide.de

2 Kommentare:

  1. Hier wäre noch eine "unerwartete Anfrage".3 Gute Schafe Nähe Dänemark.Was braucht es denn, um Dich "zu bekommen"?

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  2. Guten Morgen,
    ich bin auf der Suche nach einem Scherkurs und dabei auf deinen Blog gestoßen. Wo genau hast du den Kurs in Brandenburg gemacht? Hast du da eine Kontaktadresse für mich?
    Liebe Grüße
    Lisa

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