Dienstag, 3. Oktober 2017

Da müßte man mal ein Buch machen - Erkenntnisse über Self Publishing

"Da müßte man mal ein Buch machen..."
Bei dieser Überlegung ging es um ein Buch zur Farbvererbung bei Schafen. Ein Thema, das jetzt nicht sooo viele Leute interessiert. Weshalb "Verlag suchen" gar nicht auf der Agenda stand. Es ist ein Spezialisten-Thema, zu dem es einiges im Internet gibt. Aber es gibt auch Leute, für die ist das nix.
Die Informationen im Internet setzen Vorkenntnisse voraus. Oder sind sehr knapp gehalten. Und sind auf englisch. Was ein Hindernis sein kann.
Also: Man müßte mal ein Buch machen, das die Farbgenetik der Schafe ganz einfach erklärt. Für Leute ganz ohne Vorkenntnisse. Auf deutsch. Tolle Idee! Haben wir gemacht!
Jetzt ist es fertig und ich warte sehnsüchtig auf die ersten Exemplare. Der Probedruck liest sich ganz hervorragend im schönen Herbst-Sonnenschein!

Farbvererbung

Bei BoD kann man es schon bestellen. Amazon und Co folgen hoffentlich in den nächsten Tagen. Genau wie die Ebook Variante.... Countdown läuft!

Farbvererbung Schafe


Warum Self-publishing?
Keine große Auflage zu erwarten bedeutet, es rechnet sich nicht für einen Verlag. Aber es ist ein Herzensthema und ich schreibe das gerne ohne finanziellen Nutzen. Und es hat für mich ganz persönlich doch einen Nutzen: Ich habe das schon vielen Leuten erklärt. In Emails, PNs, Posts auf diversen Plattformen. Und fast immer in Zusammenhang mit farbgenetisch extrem interessanten Schafen. Wenn ich das EINMAL ordentlich aufschreibe, dann verstehen es vielleicht mehr Leute und bekommen mehr Spaß an dem Thema. Und ich bekomme mehr "Sparring-Partner". Außerdem habe ich gelernt, wo genau es hängt. Welche Vorgänge ich als Biologe als bekannt voraussetze. Die aber bei vielen Leuten einfach einen Knoten im Hirn verursachen.

Also: Wirtschaftlich nicht interessant aber mit einem kleinen, sehr interessierten Publikum. Herzensthema. EIN Grund diesen Weg zu gehen.

Aber eigentlich habe ich mir das gar nicht sooo überlegt. Irgendwann hab ich mal wieder mit Saskia über Skudden-Stammbäumen gebrütet und "man müßte mal...." wurde zu " Wollen wir?" und dann hab ich mal losgeschrieben. Mit einem nur sehr groben Plan, wie ich von A zu Z kommen will. Das kann ich am Besten.
Einfach mal loslegen bedeutet, man fällt öfters mal auf die Klappe und dreht viele Extrarunden, die es mit Erfahrung und Fachwissen über den Prozeß nicht gebraucht hätte. Die Lernkurve ist steil. Das Probieren macht irre viel Spaß aber wenn es dann "ordentlich" werden soll, steckt man hundertmal mehr Energie rein, als in den spaßigen Teil...

Die Manuskript-Erstellung war ganz schön unstrukturiert. Aber dadurch sehr flexibel. Saskia war nicht nur mein Sparring Partner für Farbgenetik Rätsel - sie arbeitet unter anderem auch als Lektorin für einen großen Fachbuchverlag. Das Buch ist für Leute ganz ohne Wissen über oder Verständnis von Farbgenetik bei Schafen. Keine wissenschaftliche Publikation. Aber doch "peer reviewed". Sowohl die Farbgenetik an sich als auch die Didaktik.

Nach dem ersten Grobentwurf haben wir überarbeitet und das didaktische Konzept umgeschmissen und danach noch unzählige Durchläufe gemacht. Da wir nicht in der Nähe wohnen, war der Austausch auch eine kleine Herausforderung. Da mußte es zwangsweise extrem strukturiert zugehen. Versionen, Anmerkungen, Diskussion, Änderungen, neue Version....Dann hat uns die Lust verlassen. Das ganze lag echt lange. In der Zeit ist einiges passiert und als ich gerade wieder Lust daran hatte, haben wir Leute getroffen, die uns mit ihrem Mißverständniss der Thematik beinahe schockiert haben. Das war Glück! Wir wären beide nicht darauf gekommen, daß man so schräg (nach unserem Verständnis) denken kann.


Nach dem Schreiben - Grafiken:
Die Idee, die Farbvererbung als Kartenspiel zu erklären, stand schon am Anfang. Und die Vorstellung, mal wirklich Spielkarten dafür zu machen, hat uns begeistert. Nur ist das gar nicht so einfach. Wie stellt man "Muster" dar, ohne "Farbe" zu verwenden? Bei Schafen gibt es zwei Grundfarben: Braun und Schwarz. Zeichnet man das Muster also in schwarz-weiß, suggeriert man die Grundfarbe Schwarz. Da ist die schöne Didaktik schnell für die Katz!

Zu den Karten und Grafiken gab es zig hingekritzelte Entwürfe.
Farbgenetik Schafe


Das mit den Mustern haben wir einfach erstmal ausgeblendet. Kommt Zeit, kommt Musterkarte.... aber vielleicht kann man die Grundfarbe (Braun oder Schwarz) einfach mit einer unnatürlichen Farbe darstellen? Wird das einfacher oder muß man dann gleich zweimal um die Ecke denken?

Farbgenetik Schafe

Saskia hat aus dem Text alle Stellen herausgepickt, an denen eine Grafik oder Tabelle helfen könnte. Das mit den Tabellen war auch so eine Sache... Saskia und ich können gut mit Tabellen...
Aber unser Ansatz war, das Thema (auch) für Leute zu erklären, die das mit Mendels Erbsen total verwirrend fanden. Vielleicht, weil da immer gleich Tabellen auftauchten und diese Punett Quadrate. Wer so nicht denkt, der verliert vermutlich die Lust - auch wenn man in die Quadrate lustige Schafe reinmalt. Leute denen das liegt, sollen aber auch nicht komplett verwirrt werden....

Farbgenetik Schaf
erste Skizzen - Farbbuch Schafe
Und welche Art von Zeichenschaf wollen wir überhaupt? Nach Saskias ersten Skizzen war klar: Solche! Ich find die so witzig!

Farbvererbung Schafe



Nach dem Schreiben - Satz und Layout:
DAS ist was, was Profis bei Verlagen gut können und was man sich als Quereinsteiger hart erarbeiten muß! Von Typographie bis Seitenaufteilung. Ich hab das so gemacht: Ich habe diverse Bücher durchgeguckt nach Beispielen, die mir gefallen und die ich furchtbar finde. Interessanterweise war mein liebstes non-fiction Buch eines im Selbstverlag. Einfach nur schön! Das abschreckendste Beispiel war aus einem großen Verlag. Warum schön? Warum abschreckend? Welcher Ästhetik will ich folgen? Erste Entwürfe in Powerpoint. Die Idee:
Wenige Grundlayouts für Seiten! Nur Text; Text und Grafik; Text, Grafik und Bild.

Nebenbei googeln über Typographie. Suche nach Schriften und Herausfinden, ob und wie man die "gewerblich" verwenden darf. Letztendlich sind es zwei deutlich unterschiedliche Schriften geworden. Lora als Serifenschrift für den Text. Sehr elegant. Und mit echtem kursiv. (Das habe ich vorher nicht gesehen... echtes kursiv!) Und dazu Sawasdee - als serifenlose, elegante und dezent witzige Schrift!
Welche Schriftgröße? Zeilenabstand? Absätze eingerückt oder mit Abstand zur vorigen Zeile?

Einfuchsen in Scribus (ein ziemlich nettes desktop publishing Programm). Wie macht man das mit Seitenrändern? Was sieht schick aus? Wie ist das mit inneren/äußeren Rändern nach Druck und Binden? Da geht innen ja was verloren. Wieviel? Wie lang sollte so eine Zeile sein? In Wörtern/Zeichen? Kann man in zwei Spalten schreiben? Welches Format sollte das Buch überhaupt haben? Was ist üblich?

Oh und dann noch der andere Kram... WO veröffentlichen? Guter Offsetdruck oder Print on Demand? Selber in Vorkasse treten, einen Verlag gründen, Versand organisieren etc. oder all das abgeben und dafür Digitaldruck in Kauf nehmen? Mit dem Bonus einer Ebook Variante. Das war uns deutlich sympathischer! Neue Dinge lernen und neue Sachen machen: Irgendwann ist auch mal Schluß!

2 Kommentare:

  1. books on demand wäre auch das gewesen, das als erstes im Hinterkopf bei mir aufgeschlagen wäre. Ich habe selber noch kein Buch veröffentlicht (ich bin zu feige und zu faul zum schreiben ;) ) Aber der Sohn eines Kollegen hat das gemacht. es gibt da wohl einige Hilfen (dachte ich) Wie viele Seiten mindestens, welche Seitenränder... Aber wie gesagt, angeschaut habe ich mir das noch nicht, weil wenn ich es nicht brauche, verbringe ich die Zeit lieber mit Wolle :D
    Hut ab, vor jedem, der sowas auf den Weg bringt! Ich werde ganz sicher einen Blick reinwerfen.

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  2. Und wie sich dieser Aufwand gelohnt hat! Ich bin so begeistert von Eurem Buch, dass ich mich entschlossen habe, auf meine "nur" weißen, braunen und schwarzen Skudden "Bunte Böcke" zu lassen. Ein Dickes Dankeschön an Dich und Euch für die wahnsinnig tolle Idee, die Mühe, den Mut und die Umsetzung! Es ist großartig geworden. Und hat mir, die ich Genetik und die doofes Erbsen in der Schule zum Gähnen fand, so viel Spass gemacht. Ich liebe die Karten und die Grafiken lassen mich immer wieder grinsen. Sie sind soooo cool!

    Liebe Grüße aus Rinteln - Britta.

    PS: Ein Danke auch an Christine F. für die bunten Böcke! Und an Karin H. für den Tipp, Euer Buch zu lesen!

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