Montag, 31. August 2015

Uist und Barra

Irgendwo müssen sie doch sein, die Hebridenschafe! Ich dacht mir, ich guck mal auf Nord und Süd Uist und Barra. Man munkelt... man mumkelt es gäbe da einen, der hat hundert Hebridenschafe! Finden konnte ich den nicht. Dafür habe ich Strände gefunden. Kilometerlange Sandstrände mit türkisfarbenem Meer. Ganz ohne Schafe und ganz ohne Menschen! Uist - vor allem Nord-Uist - ist traumhaft schön! Wo kein Strand ist, ist Moor und Heide. Zusammen mit dem Lied von Julie Fowlis, das fast pausenlos im Auto lief, war es fast nicht auszuhalten. So schön!








Donnerstag, 27. August 2015

A North Ronaldsay Yarn

Auf North Ronaldsay haben sie eine Mini Mill. Auf die war ich sehr gespannt. Die Mini Mill ist eine kleine "Wollmühle" - Wäscherei, Kardiererei, Spinnerei. Für den kleinen Bedarf. Hergestellt werden die auf Prince Edward Island in Kanada. Eine steht auch in Deutschland - die verarbeiten aber leider keine Skuddenwolle (sind, glaube ich, auf Alpaka spezialisiert).
Über so eine Mini-Mill denken einige Leute nach - z.B. auf verschiedenen Inseln in Shetland. Die eigene Wolle zu Garn verarbeiten, neue Jobs schaffen, Kontrolle über den Prozeß, alles lokal,....
DIe mini-Mill auf North Ronaldsay läuft seit fast 10 Jahren. Untergebracht ist sie im Lighthouse. Die Finanzierung dafür war eine spannende Geschichte - ich glaube, Billy Muir war da voll in seinem Element! Auch der Prozeß, die Mill in Betrieb zu nehmen und zu lernen, wie man welche Wolle am Besten verarbeitet und wie die ganzen Maschinen eingestellt werden müssen, war spannend zu hören. Da hatte ja keiner eine Ausbildung dazu oder Erfahrungen in einer großen Spinnerei.


Die Wolle der Schafe aus North Ronaldsay ist gar nicht so unähnlich der Skuddenwolle. Das sieht man beim Scheren am Besten. Die Muttern mit Lämmern sind da sicherlich nochmal etwas anders als die "Jungs" aber auch bei den Muttern hat man gut die Varianz gesehen. Einige mit viel Stichel- und Grannenhaar, andere mit ganz wenig....
Ein Teil der derberen Haare wird in einer der Mini-Mill Maschinen aussortiert. Der de-hairer ist sowas wie eine grobe Karde. Ein paar Walzen mit eher groben Metalhaken, die die Wolle von einer Walze auf die andere "bürsten". Die schwereren, dicken Haare fallen dabei runter. Das funktioniert ziemlich gut. 

Dienstag, 25. August 2015

North Ronaldsay

 Mit nur wenigen Tagen Verspätung schaffe ich es, das hier zu veröffentlichen... ab jetzt ist definitv Schluß mit Chronologie..... ich hab noch soviel über Shetlandschafe und über Woolen Mills und, und, und,.... Aber jetzt erstmal "neulich auf North Ronaldsay":
In meinem Notizbuch habe ich unter "Kontakte Orkney" notiert: North Ronaldsay - Billy Muir, weiße Haare, lacht viel, sowas wie der "Prime Minister", schönen Gruß von R.E. ausrichten.


Billy Muir


Gerade bin ich mit Billy durch die pechschwarze North Ronaldsay Nacht gefahren. Im Bagger. Billy hat ein wenig Ähnlichkeit mit mit Louis de Funes und ist mindestens so amüsant.
Als Lighthousekeeper von North Ronaldsay hat er  bis 1998 so manche Nacht die Musik seiner Lieblingsband (schottische Trad Musik) volle Kanne aufgedreht, während er gemacht hat, was so'n Leuchtturmwärter halt macht..... er hat einiges bewegt auf der kleinen Insel und hat dafür nen Orden von der Queen bekommen.
An einem der ersten Tage schleppt er mich zu einer Teilzeitbewohnerin - eine echte Lady von und zu und ihren Freunden. Unter anderem ein alter "oceanic explorer" - ein Schatzsucher, wie er selber sagt. Offiziell Unterwasser Archäologe. Wenn diese Leute so sind wie sie sind, weil sie sich in 30 Jahren angepaßt haben an North Ronaldsay, dann ist das eine echt abgefahrene Insel!
Spät am Nachmittag gehen Billy und ich dann Schafe scheren. Ist gar nicht so richtig das Wetter und eigentlich macht er das nur, um mir einen Gefallen zu tun. "Da geb ich ihr ein einfaches und dann kann se sagen, sie hat auf North Ronaldsay ein Schaf geschoren....." mmmhhh...
Die Schafe am Strand sind schon geschoren, die Muttern mit Lämmern auf den Weiden in-by sind noch dran. Eingepfercht wird, indem Billy mit seinem kleinen roten Autochen wie ein Irrer über die Weide kurvt. Spaß inne Backen....

Als wir dann anfangen bin ich echt froh, daß ich das mittlerweile ganz gut kann.... unsere ersten Schafe sind gleichzeitig geschoren ... danach ist er aber ein Eckchen schneller. Schert fünf wo ich vier schaffe. Ich überleg mir, ob das nicht die Rate ist, in der man hinter seinem "Gastgeber" zurückbleiben sollte, selbst wenn man schneller könnte.....

entspanntes Scheren

Die Schafe sind leicht wie Federn. North Ronaldsay Schafe leben am der Küste. Seit 200 Jahren umgibt eine hohe Mauer die Insel und hält die Schafe vom guten Weideland fern. Damals meinte der Laird - der Besitzer der Insel -  die Landwirtschaft müsse dringend modernisiert werden. Das alte Runrig System, nachdem Streifen von Land reihum getauscht werden (damit jeder gleichviel vom guten wie vom schlechten Land hat) fördert nicht gerade Verbesserungsmaßnahmen. Was ich dieses Jahr habe und gut pflege, hat im nächsten Jahr jemand anders. Der profitiert davon und ich bekomm olles Land.
Wichtiger als die Landwirtschaft war aber der Seetang. Damit ließ sich hier lange gutes Geld verdienen (als Dünger und für die frühe Pharmaindustrie) und darauf hat man sich verlassen. Als dieses Geschäft zusammenbrach, war es höchste Zeit für Veränderung. Das Land wurde fest aufgeteilt, es wurden Kühe gezüchtet und Getreide angebaut. Die Schafe blieben auf einem Streifen an der Küste. Ein bißchen Wolle und das ein oder andere Schaf für den Eigenbedarf. Diese Modernisierungsmaßnahme, die die Schafe wortwörtlich "außen vor" gelassen hat, hat eine der ältesten Schafrassen bewahrt. (Um diesen Titel streiten Soays und North Ronaldsays - Soays sind vermutlich älter aber es gab "Einkreuzungen" die es bei den North Ronaldsays nicht gab).
Die Schafe haben sich angepaßt. Wenig Gras, viel Seetang - North Ronaldsays haben einen anderen Metabolismus als normale Schafe - Kupfer ist auch ein Thema genau wie Arsen. Viel Salz, wenig Frischwasser. Ein Freß- und Ruherhythmus, der sich nicht nach Tag und Nacht sondern nach Ebbe und Flut richtet.
Ca. 1500 Schafe leben an der Küste. Der Sheep Court ist hier das "grazing committee". Zucht erfolgt nicht nach "Standard" oder Farbe oder Schlachtgewicht sondern eher nach Bauchgefühl und persönlichem Geschmack. Jeder schickt ein paar Böcke an die Küste - insgesamt vielleicht so 50 und wer, wann, mit wem Lämmer macht, ist Sache der Schafe. 

Meine Notizen: Lug Marks auf North Ronaldsay

Im Herbst mischt sich unter das Tosen der Brandung das Donnern der kämpfenden Böcke..... Diese Schafe sind etwas ganz besonderes und Billy Muir ist nicht nur ein Fuchs sondern auch ein geschickter Marketingexperte, dessen Herz ganz doll für die kleinen Schafe schlägt. Er hat sich zum Beispiel persönlich auf den Weg gemacht und hat Chefköchen im wahrsten Sinne das Fleisch schmackhaft gemacht. Erst in einem großen Hotel in Orkney, später bei den "Big Names" in London.




Samstag, 22. August 2015

Bilder von North Ronaldsay

Wenn man es geschafft hat herzukommen, läßt man schonmal absichtlich den Rückflug sausen....( der aber eh ausgefallen wäre...) was ist es herrlich hier! Bevor ich groß schreibe über North Ronaldsay und die Seetang fressenden Schafe, schonmal ein paar Bilder:






Montag, 17. August 2015

Was soll DAS denn sein?

"Was soll DAS denn sein?" sagt der Mann an der ersten Tankstelle in Kirkwall.
An der zweiten heißt es ganz entrüstet: "Wir sind nicht SO ein Laden!" Dabei gibt es da den ganzen üblichen Ersatzteil-Krempel, den man so an ner Tankstelle erwartet.....Der hatte SOWAS aber auch noch nie gesehen. Ich hab auch ganz bestimmt nix seltsames gesagt. Ich hab's gezeigt....


Wahrscheinlich fahren hier alle so moderne Autos, bei denen man gleich ganze Komponenten austauscht, wenn mal 'ne Sicherung rausfliegt. 
Hoffentlich ist North Ronaldsay so eine Insel wie Cape Clear oder Foula - ein Jurassic Park für Autos. Da gibt es SOWAS bestimmt noch!



Sonntag, 16. August 2015

Frustkauf

Suche ich schon lange. Irgend'nen halbwegs ansehnlichen Untersetzer, damit ich bei ganz, ganz miesem Wetter den Kocher auch mal im Auto anschmeißen kann.
Jetzt hab ich was mit Wortspiel! Und mit Puffin!

Samstag, 15. August 2015

North Ronaldsay



DA kommt man schwer hin! 2,5h Stunden mit der Fähre von Kirkwall. Wenn man Pech hat, dann kann man nicht anlegen und fährt wieder zurück. 
Wenn man noch mehr Pech hat, passiert am nächsten Tag das Gleiche!
Danach ist erstmal Schluß mit weiteren Versuchen. Die Fähre fährt nur an zwei Tagen in der Woche - daß sie es am nächsten Tag nochmal probiert haben, war ne Ausnahme.
Nach dem zweiten Versuch wird schnell über die Seite abgeladen....

Das erste Mal, daß ich sowas wie einen Reiseplan hatte: Kirkwall, North Ronaldsay, Trials in Nordschottland und dann zur "Champion of Champions" Show der Shetlandschafe in Lanark. Jetzt grübel ich gerade auf einem Alternativplan rum. Erst Trials, dann Show, dann North Ronaldsay? Oder auf die Trials verzichten? Sind nix dolles und davon gibt es ja noch mehr aber da sind ein paar Handler aus Shetland und das wär schon witzig, die zu treffen...
Das war gar kein schlechter Plan.... Ich lese jetzt erstmal meine Broschüre über North Ronaldsay Schafe und dann suche ich mir vielleicht ein Restaurant, wo es die zu Essen gibt!

hätte ich bestimmt über Amazon kaufen können....

Hast Du Katzen gesehen?

Was für eine komische Frage! Ich schwitze, mir läuft die Nase.... Magnus und ich scheren Schafe ... so nach der Hälfte der Schafe war unser Gespräch etwas eingeschlafen. "Hast Du Katzen gesehen?" ist da irgendwie ein seltsamer Neustart..... "Ne, hab ich nicht!" Magnus läßt sich noch ein bißchen darüber aus, wie nervig die sind und daß er froh ist, schon lange keine mehr gesehen zu haben. Danach hat's gar nicht mehr lange gedauert bis mir klar wurde, daß er über was anderes redet als über Katzen. Nämlich über Keds. Schaflausfliegen - Melophagus ovinus. Hab ich auch nicht gesehen und ich geh ganz schell noch mal meinen Part des Dialogs durch. Hab ich was gesagt wie "Wieso denn? Die sind doch niedlich!" oder "Wir haben ein paar in der Scheune - ich find die toll...."? Hab ich nicht gesagt. Puh!

Man kann mit so "Verhörern" aber auch echt lange Dialoge führen, OHNE daß sich einer wundert. Zum Beispiel mit Dorota, die auf ihrer eigenen Insel Highland Cattle und Shetland Schafe züchtet. Mein Teil des Dialogs drehte sich um das Thema "moving house" = "umziehen". Ja, ja. Das ist immer nervig. So von der Insel runter ganz ohne Fähre und dafür mit extra angeheuertem Schiff ist das bestimmt noch mal ne andere Hausnummer! Blabla, Smalltalk, ..... Ihr Teil der Konversation drehte sich um "moving cows" = "Kühe von der Insel runterbringen". Ist wohl auch nervig.....

Ein weiterer Verhörer hat sich schnell aufgeklärt. Ich wollte im Centre for Nordic Studies in Kirkwall Archäologen finden, die mir was zu Schafen sagen können. Man ließt immer, daß dort und dort Schafsknochen gefunden wurden und da gibt es bestimmt mehr Informationen dazu. Die Archäologen sind gerade alle im Urlaub und die gute Frau hat doch recht schnell mitbekommen, daß ich wohl nicht an Schiffen interessiert bin. Trotz meiner anscheinend seltsamen Aussprache kam ihr das irgendwann komisch vor. Vielleicht war es die Frage nach 13 oder mehr Schwanzwirbeln..... Zur Verdeutlichung meines Anliegens habe ich dann "gemäääääht" und sie hat "zurückgemääääht". Verständigung kann so einfach sein!

ganz ohne Verständigungsprobleme - und ganz ohne Bezug zum Thema....

Falls ich nix über Ponys schreibe. Shetlandpony. In Shetland.

Mittwoch, 12. August 2015

Die anderen Inseln: Yell, Unst, Fetlar

Ist ja nicht so, daß ich nix zu schreiben hätte über Shetland - ich komm nur nicht dazu. Muß ich alles nachträglich machen! 
Die nördlichen Inseln habe ich mir natürlich auch angucken wollen. Allerdings nur mal kurz für ein paar wenige Tage. Die Inseln sind gar nicht sooo sonderlich abgelegen. Man fährt zwar einmal ganz in den Norden des Mainlands aber dann erwartet einen eine sehr gute (ca. stündliche) Fährverbindung nach Yell. Will man nach Unst oder Fetlar, dann muß man Yell durchqueren und eine weitere Fähre nehmen.


Die drei Inseln liegen zwar nah beeinander aber sind komplett unterschiedlich. Yell wirkt wie ein einziges großes Moor. Auf Yell ist auch der nördlichste Pub Großbritanniens aber der wirkte sehr verlassen. Shetland hat einfach keine richtige "Kneipenkultur".



Von Yell stammt auch einer der größten Musiker Shetlands. "Peerie" Willie Johnson war ein begnadeter Gitarrist, der mit seinem Talent und seiner Liebe zum Jazz eben auf diese Insel geboren wurde. In Ermangelung einer wilden Jazz Szene hat er seinen Art Gitarre zu spielen auf die Musik Shetlands übertragen und die Musik entscheidend geprägt. Willie Johnsons ist 2007 verstorben aber er wird in höchsten Ehren gehalten. Aly Bain sagt über ihn, daß es so ein Talent nur alle 300 Jahre mal gibt. Auf Yell gibt es ein Peerie Willie Johnsons Memorial in der der Nähe seines Geburtshauses. Das ist schon echt am Ende der Welt! 


Auf Unst ist es deutlich grüner als auf Yell und die Leute sind scheinbar sehr engagiert, etwas auf die Beine zu stellen. Es gibt das Unstfest, ein Musikfestival, diverse kleinere Veranstaltungen und die vermutlich meistfotografierte Bushaltestelle Shetlands. Und einen netten Wanderweg durch das Hermaness Reservat bis zum nördlichsten Punkt. Als ich dort war, war auch gerade Shetland-Pony-Hengst-Körung. Da habe ich dann auch mal wieder Catherine getroffen. Catherine schreibt ihre Doktorarbeit (Anthropologie) über Shetlandponys bzw. über deren Züchter und die Zuchtentscheidungen. Außer auf Fair Isle (wo es keine Pony Zucht gibt) laufen wir uns fast überall über den Weg.
Der erste Schlafplatz auf Unst war genial - Strand, Vollmond, Schafe! 







Leider wurde das Wetter dann mies, so daß aus meinem "Anschlag" am nörlichsten Punkt nix geworden ist. Trotz zweier Anläufe.....



Nach Fetlar wollte ich eingentlich gar nicht fahren aber dann war ich doch ganz spontan ganz neugierig. Fetlar ist toll! Der "Garten Shetlands" weil zumindest ein Teil der Insel keinen sauren Moorboden hat sondern für Shetlandverhältnisse sehr fruchtbaren Boden auf Kalkgestein. Es gibt ein sehr nettes kleines Museum und sogar einen Laden. Als ich das erste Mal Shetland im Internet nachgeguckt habe, war dieser Laden gerade zu verkaufen/ zu verpachten.  Außerdem war bei denen im Garten mal eine Fernsehreportage, bei der Archäologen verschiedensten Hinweisen nachgehen (The Time Team? Irgendwie so hieß das....) In diesem Fall ging es um ein Wikingerhaus, daß sie dann auch gefunden haben. Nachdem der ganze Garten umgebaggert war. Weil das ein typischer Shetland-Garten war (Stückel Wiese mit Rutsche und/oder Schaukel für die Kinder), war das gar nicht so schlimm.
Der Laden hat einen gewissen osturopäischen/ sozialistischen Charme - ob das auch für das angeschlossene kleine Cafe gilt, habe ich nicht näher erkundet...

Auf Fetlar gab es auch einen tollen Schlafplatz am Strand. Der Vollmond hat eingeladen zu einer Nachtwanderung. Mit Blick auf Yell, Whalsay, Out Skerries und mit Bonxies!



Am nächsten Tag bin ich ganz unerwartet über Herdwickschafe gestolpert! Fetlar hat aber auch tolle, bunte Shetlandschafe! 




Wie es der Zufall so will, war eine Woche später Sheepdog Trial auf Yell und ich habe die Besitzer der Herdwicks kennengelernt. Abends bin ich dann statt zurück auf's Festland weitergefahren nach Unst. Da gibt es einen tollen Schlafplatz am Meer und am nächsten Tag hatte ich dann tatsächlich die Gelegenheit, einen Blick auf Muckle Flugga zu werfen und auf die beeindruckenden Baßtölpel-Kolonien!




Muckle Flugga


Dienstag, 11. August 2015

Walls and District Agricultural Show

Die Briten stehen ja auf Landwirtschaftsausstellungen. Wer Serien wie Inspektor Barnaby guckt, weiß das. Da werden dann die größten Gemüse prämiert und die besten gebackenen Kuchen, die leckerste Marmelade und natürlich das schönste Schaf und die schönste Kuh.
Diese Shows gibt es in ganz großer Ausführung wie die Royal Welsh Show oder die Royal Highland Show und in ganz kleiner Ausführung wie die Walls and District Show. 

Die dollen riesigen Gemüse sucht man hier vergeblich. In Shetland muß man Sachen im Polytunnel anpflanzen, die anderswo wie Unkraut wuchern. In Walls gibt es z.B die Kategorie "drei Ringelblumen" und es gibt eine große Trophäe für die "Best in Show" Kartoffel. Das "Best in Show" kenn ich sonst nur von Hundeshows. Da wird frisiert und gepudert und trainiert und jeder Hund in verschiedenen Gangarten gezeigt und anschließend in total unNatürlicher Showpose gestellt und ganz am Ende ist einer dann der beste Hund der Show. In Shetland ist das anders. Da gibt es einen Pferch und da werden die Hunde angebunden. Fertig. Da bleiben die Hunde dann auch den ganzen Tag und lassen sich von fremden Kindern (und Erwachsenen) streicheln. Es gibt zwei Kategorien: "Collies" und "Pets" was ich in diesem Fall übersetzen würde mit: "Hunde" und "Kuscheltiere".

Ich fand's herrlich! Bei den anderen Tieren wird das ähnlich entspannt gehandhabt. Wobei die Pokale für Schafe und Kühe ernster genommen werden. Ist eine prima Gelegenheit, Werbung für die eigenen Tiere zu machen. Auch wenn es für Shetlandlämmer kaum Geld gibt (10 Pfund für "store" Lämmer zur Weitermast im Herbst) und man mehr Geld mit Wirtschaftsrassen bzw. Kreuzungen macht, hat man hier sehr eindrucksvoll gesehen, wie wichtig die "richtigen" Shetlandschafe sind. Die sind hier die Grundlage der Schafszucht. Auf den Hügeln können die Shetlander von Luft und guter Aussicht ihr Lamm großziehen. Auf dem besseren Land und mit mehr Betreuung weiden die ShetlandXCheviot Kreuzungen (manchmal auch ShetlandXTexel) und auch wenn die etwas mehr an Futter brauchen, sind das richtig "toughe" Schafe und unglaublich gute Muttern. Der Terminal Sire ist dann meist ein Suffolk Bock und die Lämmer daraus sind beeindruckende "Brocken". Mehrere Farmer mit denen ich hier gesprochen haben und die alle möglichen Rassen und Kreuzungen probiert haben, halten einen Shetland Anteil von mindestens einem Viertel beim Muttertier für absolut notwendig, um unter hiesigen Bedingungen gute Schlachtlämmer zu produzieren. Und das sichert unter anderem die Existenz der reinrassigen Shetlander. Das andere Standbein ist tatsächlich die Wolle. Davon läßt sich auch in Shetland nicht leben aber es gibt einige Leute, die ihre Schafe nur für den Verkauf der Wolle haben (mit einem entsprechend hohen Anteil an Hammeln in der Herde und wenigen Lämmern).


Bei den Kühen gab es auch extra Kategorien für Shetland-Kühe und beim Geflügel war immerhin eine Shetland-Henne und ein Shetland-Hahn ausgestellt.
Bei den Hunden hätte es übrigens die Kategorie Shetland Sheepdog gegeben aber da hat keiner gemeldet. Ich vermute mal, daß Sheltie-Besitzer eher auf richtige Hundeausstellungen gehen..... Dafür gab es beim Gemüse einige Anwärter auf den besten Shetland-Kohl (Kale).
Bei den Shetland-Ponys wurde ein richtiges Brimborium veranstaltet. Mit Gangarten vorführen und Mähnenspray und so. Meine Pony-PhD Bekanntschaft war natürlich auch da und hat einige Ponys vorgeführt. Ansonsten waren fast alle in Walls, die ich so kennengelernt habe. Auch Leute von Foula, Fetlar und Papa Stour. Shetland ist schon recht familiär... 
Bild Mitte links: ShetlandXCheviot Mutter mit Suffolk Kreuzungslamm

Mittwoch, 5. August 2015

Buchempfehlungen



Ich hab ja gar keinen Platz für Bücher... Ich bin ja im "Pocketcamper" unterwegs und deshalb hab ich nur mitgenommen, was ich für nötig gehalten habe. Plus ein Minimum an Luxusgütern. In völliger Verkennung meines Reiseziels zum Beispiel "Sommerschuhe". Allerdings war gestern Sommer in Shetland und die Schuhe kamen zum Einsatz! Heute ist wieder "dicke Botten mit zwei Paar Socken" - Wetter.  

Mit Büchern war ich echt sparsam: Caroline Mendes "Das Islandschaf", das ganz druckfrisch pünktlich zur Abreise ankam und das ein reisefreundliches kleines "Heft-Format" hat (das konnte ich ja nicht ungelesen ein halbes Jahr rumliegen lassen, erst recht nicht, wenn ich auf Spuren der Wikingerschafe unterwegs bin) und "Women's Diaries of the Westward Journeys". Das habe ich in Denver gekauft und es enthält Tagebuchauszüge mit Hintergrundinformationen über Pionierinnen (heißen weibliche Pioniere so?) im Wilden Westen. Ich dacht, das könnte ganz passend sein auf Reise. Aber das paßt nicht - fährt immer noch ungelesen mit.
Andere Bücher haben mich unterwegs so angelacht, daß ich sie einfach mitnehmen mußte. Zum Beispiel "A Backwoodman's Year". Das gab es für ein Pfund in einem Second Hand Buchladen in Yorkshire und auf dem Cover lümmelt besagter "Backwoodsman" mit seinen zwei Hütehunden faul im Heidekraut. Kann man doch nicht liegenlassen!
Das Buch über Shetlandrassen aus dem Bookshop der Shetland Times  hab ich schon mal erwähnt, das ist super. Das gleichzeitig gekaufte Buch über britische Schafsrassen ein Flopp. (Ich wollte ein "was mäht denn da?" für Großbritannien)
Ein Buch habe ich auf einer Farm in den Borders gesehen und da ich kaum Hoffnung hatte, das in irgendeinem Buchladen unterwegs kaufen zu können, hab ich den Stau in der 4G-Internetzone zwischen Edinburgh und Glasgow für einen Ebook Einkauf genutzt.
Sehr empfehlenswert für "Schafsleute" und Großbritannienurlauber denen zumindest schon mal aufgefallen ist, daß es dort viele Schafe gibt und denen dieses Wissen nicht ganz reicht. Das Buch ist mit viel Fachkenntnis und Hintergrundwissen geschrieben. Der Autor richtet sich vor allem an diejenigen seiner Landsleute, für die Schafe und deren große Rolle in der britischen Geschichte ein völlig unbekanntes "Paralleluniversum" sind. Die Geschichte der Schafsrassen von den Kelten, Römern, Wikingern über den Wollreichtum des Mittelalters, die großen Züchter der Neuzeit bis hin zu den Entwicklungen unserer Zeit mit Gentests und Prämien für "schaflose Flächen". Counting Sheep von Philip Walling.
Ich mag ja Bücher lieber in echter, alter Buchform. Unterwegs hab ich einige schnuffelige altmodisce Buchläden gefunden, deren Sortiment ganz deutlich den Geschmack des jeweiligen Besitzers wiederspiegelt. Da der Pocketcamper eigentlich die Tardis ist und demzufolge innen größer als außen, findet meine wachsende Bibliothek immer noch Platz.
Das mit den Ebooks dagegen ist irgendwie zum Reflex geworden: "Hier ist Internet! Schnell einen Blogbeitrag hoch- und und ein Ebook runterladen!"
Das sind dann eher die Bücher, von denen ich schon wußte, daß es sie gibt. Wenn man von Yorkshire ganz angetan ist, muß man quasi James Herriot (der Doktor und das liebe Vieh) lesen. Die sind natürlich alle uneingeschränkt empfehlenswert. Auf modernere Bücher zum Thema "mein Leben auf dem Lande" hatte ich eigentlich keine Lust aber eins habe ich dann doch gekauft:
The Shepherd's Life von James Rebanks
Ich hab nen mauen James Herriot Abklatsch erwartet und war total angenehm überrascht! Das Buch beginnt mit einer immensen Wut (ganz 80er Jahre Nordengland) auf (unter anderem) "die Städter", die Besitzansprüche an den Lake District geltend machen, ohne die Farmer oder die Kultur der Landschaft überhaupt nur wahrzunehmen oder gar zu würdigen. Im Laufe des Buches bzw. der Jahre erweitert und vertieft sich nicht nur James Rebanks Blick auf die Dinge sondern auch die Wahrnehmung und Wertschätzung der Besucher. James Rebanks ist mittlerweile freiberuflicher Berater für das UNESCO Weltkulturerbe-Zentrum und arbeitet daran, daß Tourismus den Bewohnern der Regionen und ihrer Kultur zugute kommt. Vor allem aber ist er Herdwick-Züchter.
Da das Buch echt gut ist, kann ich jetzt auch schreiben, daß mir der Auto bekannt ist. Ich war ja auf der Tup-Fair im Lake District und da hat er "Hallo" gesagt und ich auch. Und jemand anders hat gesagt: "Das ist James, der hat ein Buch geschrieben"! 
Was man auf dem Monitor noch sieht: Ein Buch über Wikinger weil ich von denen gar nix weiß und ein kurzweiliger Krimi aus Ostfriesland: Mord in Greetsiel.


Pocket-Camper auf Skye