Mit nur wenigen Tagen Verspätung schaffe ich es, das hier zu veröffentlichen... ab jetzt ist definitv Schluß mit Chronologie..... ich hab noch soviel über Shetlandschafe und über Woolen Mills und, und, und,.... Aber jetzt erstmal "neulich auf North Ronaldsay":
In meinem Notizbuch habe ich unter "Kontakte Orkney" notiert: North Ronaldsay - Billy Muir, weiße Haare, lacht viel, sowas wie der "Prime Minister", schönen Gruß von R.E. ausrichten.
Billy Muir |
Gerade bin ich mit Billy durch die pechschwarze North Ronaldsay Nacht gefahren. Im Bagger. Billy hat ein wenig Ähnlichkeit mit mit Louis de Funes und ist mindestens so amüsant.
Als Lighthousekeeper von North Ronaldsay hat er bis 1998 so manche Nacht die Musik seiner Lieblingsband (schottische Trad Musik) volle Kanne aufgedreht, während er gemacht hat, was so'n Leuchtturmwärter halt macht..... er hat einiges bewegt auf der kleinen Insel und hat dafür nen Orden von der Queen bekommen.
An einem der ersten Tage schleppt er mich zu einer Teilzeitbewohnerin - eine echte Lady von und zu und ihren Freunden. Unter anderem ein alter "oceanic explorer" - ein Schatzsucher, wie er selber sagt. Offiziell Unterwasser Archäologe. Wenn diese Leute so sind wie sie sind, weil sie sich in 30 Jahren angepaßt haben an North Ronaldsay, dann ist das eine echt abgefahrene Insel!
Spät am Nachmittag gehen Billy und ich dann Schafe scheren. Ist gar nicht so richtig das Wetter und eigentlich macht er das nur, um mir einen Gefallen zu tun. "Da geb ich ihr ein einfaches und dann kann se sagen, sie hat auf North Ronaldsay ein Schaf geschoren....." mmmhhh...
Die Schafe am Strand sind schon geschoren, die Muttern mit Lämmern auf den Weiden in-by sind noch dran. Eingepfercht wird, indem Billy mit seinem kleinen roten Autochen wie ein Irrer über die Weide kurvt. Spaß inne Backen....
Als wir dann anfangen bin ich echt froh, daß ich das mittlerweile ganz gut kann.... unsere ersten Schafe sind gleichzeitig geschoren ... danach ist er aber ein Eckchen schneller. Schert fünf wo ich vier schaffe. Ich überleg mir, ob das nicht die Rate ist, in der man hinter seinem "Gastgeber" zurückbleiben sollte, selbst wenn man schneller könnte.....
entspanntes Scheren |
Die Schafe sind leicht wie Federn. North Ronaldsay Schafe leben am der Küste. Seit 200 Jahren umgibt eine hohe Mauer die Insel und hält die Schafe vom guten Weideland fern. Damals meinte der Laird - der Besitzer der Insel - die Landwirtschaft müsse dringend modernisiert werden. Das alte Runrig System, nachdem Streifen von Land reihum getauscht werden (damit jeder gleichviel vom guten wie vom schlechten Land hat) fördert nicht gerade Verbesserungsmaßnahmen. Was ich dieses Jahr habe und gut pflege, hat im nächsten Jahr jemand anders. Der profitiert davon und ich bekomm olles Land.
Wichtiger als die Landwirtschaft war aber der Seetang. Damit ließ sich hier lange gutes Geld verdienen (als Dünger und für die frühe Pharmaindustrie) und darauf hat man sich verlassen. Als dieses Geschäft zusammenbrach, war es höchste Zeit für Veränderung. Das Land wurde fest aufgeteilt, es wurden Kühe gezüchtet und Getreide angebaut. Die Schafe blieben auf einem Streifen an der Küste. Ein bißchen Wolle und das ein oder andere Schaf für den Eigenbedarf. Diese Modernisierungsmaßnahme, die die Schafe wortwörtlich "außen vor" gelassen hat, hat eine der ältesten Schafrassen bewahrt. (Um diesen Titel streiten Soays und North Ronaldsays - Soays sind vermutlich älter aber es gab "Einkreuzungen" die es bei den North Ronaldsays nicht gab).
Die Schafe haben sich angepaßt. Wenig Gras, viel Seetang - North Ronaldsays haben einen anderen Metabolismus als normale Schafe - Kupfer ist auch ein Thema genau wie Arsen. Viel Salz, wenig Frischwasser. Ein Freß- und Ruherhythmus, der sich nicht nach Tag und Nacht sondern nach Ebbe und Flut richtet.
Ca. 1500 Schafe leben an der Küste. Der Sheep Court ist hier das "grazing committee". Zucht erfolgt nicht nach "Standard" oder Farbe oder Schlachtgewicht sondern eher nach Bauchgefühl und persönlichem Geschmack. Jeder schickt ein paar Böcke an die Küste - insgesamt vielleicht so 50 und wer, wann, mit wem Lämmer macht, ist Sache der Schafe.
Wichtiger als die Landwirtschaft war aber der Seetang. Damit ließ sich hier lange gutes Geld verdienen (als Dünger und für die frühe Pharmaindustrie) und darauf hat man sich verlassen. Als dieses Geschäft zusammenbrach, war es höchste Zeit für Veränderung. Das Land wurde fest aufgeteilt, es wurden Kühe gezüchtet und Getreide angebaut. Die Schafe blieben auf einem Streifen an der Küste. Ein bißchen Wolle und das ein oder andere Schaf für den Eigenbedarf. Diese Modernisierungsmaßnahme, die die Schafe wortwörtlich "außen vor" gelassen hat, hat eine der ältesten Schafrassen bewahrt. (Um diesen Titel streiten Soays und North Ronaldsays - Soays sind vermutlich älter aber es gab "Einkreuzungen" die es bei den North Ronaldsays nicht gab).
Die Schafe haben sich angepaßt. Wenig Gras, viel Seetang - North Ronaldsays haben einen anderen Metabolismus als normale Schafe - Kupfer ist auch ein Thema genau wie Arsen. Viel Salz, wenig Frischwasser. Ein Freß- und Ruherhythmus, der sich nicht nach Tag und Nacht sondern nach Ebbe und Flut richtet.
Ca. 1500 Schafe leben an der Küste. Der Sheep Court ist hier das "grazing committee". Zucht erfolgt nicht nach "Standard" oder Farbe oder Schlachtgewicht sondern eher nach Bauchgefühl und persönlichem Geschmack. Jeder schickt ein paar Böcke an die Küste - insgesamt vielleicht so 50 und wer, wann, mit wem Lämmer macht, ist Sache der Schafe.
Meine Notizen: Lug Marks auf North Ronaldsay |
Im Herbst mischt sich unter das Tosen der Brandung das Donnern der kämpfenden Böcke..... Diese Schafe sind etwas ganz besonderes und Billy Muir ist nicht nur ein Fuchs sondern auch ein geschickter Marketingexperte, dessen Herz ganz doll für die kleinen Schafe schlägt. Er hat sich zum Beispiel persönlich auf den Weg gemacht und hat Chefköchen im wahrsten Sinne das Fleisch schmackhaft gemacht. Erst in einem großen Hotel in Orkney, später bei den "Big Names" in London.
Wow! Sehr schön! Ja, North Ronaldsay ist schon was ganz Besonderes!
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