Montag, 6. Juli 2015

Shetlandschafe - Foula-Schafe



Schafe Foula

Einmal quer durch Deutschland, einmal quer durch die Niederlande, 6 Stunden mit dem Schiff nach England, halb durch England und ganz durch Schottland bis in den nördlichsten Zipfel, mit der Fähre auf die Orkney Inseln, einmal übers Mainland, 7 Stunden mit dem Schiff nach Shetland, einmal rüber auf die Westseite und nochmal zwei Stunden auf 'nem Boot. Und schon ist man auf Foula! Die Schafe, die man dann sieht: Sehen aus wie, die bei uns hinter'm Haus stehen!

Was ich vorher gehört habe über Foula-Schafe:
Sie sind -
- der ursprüngliche Typ Shetland-Schafe
- klein und haben furchtbare Wolle
- viel bunter als Schafe auf dem Festland
Was den ursprünglichen Typ angeht, scheinen sich die meisten Leute erstaunlich einig zu sein. Ansonsten gibt es da durchaus geteilte Meinungen, wer denn nun die "richtigen" Shetland-Schafe hat. Mein Verständnis der Lage:
In Großbritanien außerhalb Shetlands, ist die Shetland Sheep Society zuchtbuchführend. "Das sind die richtigen Shetlandschafe". Es gibt alle traditionellen Farben, das Hauptaugenmerk liegt auf der Wolle (und den Farben). Über Schafe auf Shetland wird gemunkelt, daß man da mal alles mögliche eingekreuzt hat. Man würde immer mal so Hörner sehen, die wie "hinter die Ohren gekämmt" aussehen. Wie beim Scottish Blackface! (Das soll ich aber auf Shetland besser nicht so sagen)
In Shetland registriert man seine Schafe bei der Flock Book Society. Hier ist man der Meinung, daß ein Schaf nur dann ein Shetland Schaf sein kann, wenn es hier klarkommt. Seit fast hundert Jahren werden die Schafe im Flock Book rasserein gezüchtet. Ob bzw. in welchem Umfang man vor der Gründung andere Rassen eingekreuzt hat, scheint gar kein wichtiges Thema.
Im 19. Jh haben auch in Shetland die Landbesitzer versucht, am Reichtum durch Wolle zu profitieren und haben schottische Herden auf die Inseln gebracht und dafür das beste Land von seinen traditionellen Bewohnern "geräumt". Die Menschen sind größtenteils nach Kanada ausgewandert, die Schafe hatten nur noch die ganz rauhen Hügel zum Grasen.
In der Zeit ist man - vor allem in England - ganz neue Wege gegangen in der Schafzucht und hat einige neue Rassen kreiert. Und man hat den Heterosiseffekt für die Schafwirtschaft entdeckt der bewirkt, daß Hybriden aus zwei (geeigneten) fremden Rassen besonders gut gedeien und oft das Beste beider Eltern vereinen. Mit der Verwendung eines "terminal sires" konnte man schneller, einfacher, wirtschaftlicher und unter besserer Ausnutzung aller Landstriche Lammfleisch erzeugen für den rapide wachsenden Markt in den Industriestädten.
Einige englische Züchter haben mit ihren Erfolgen weltweit von sich Reden gemacht. Warum sollte man in Shetland nicht versucht haben, die kleinen Schafe zu "modernisieren"? Zum Beispiel mit Merinos - Shetlander waren immer schon in erster Linie Woll-Lieferanten. Ob man nun irgendwas eingekreuzt hat oder ob das Zuchtziel auf "modern" gerichtet wurde oder ob es ganz anders war und man sich einfach gar keine Mühe gegeben hat: Ein paar Leute in Shetland hatten den Eindruck, daß die Qualität der Schafe nachläßt und haben die Flock Book Society gegründet, um dem Einhalt zu gebieten. Der Fokus der Society liegt heute vor allem darin, gute Shetlandschafe für Kreuzungen zu liefern. Die Shetlander mit superguter (und recht gut bezahlter) Wolle sind die wartungsarmen "Bergschafe", die von oller Heide, guter Luft und fantastischen Ausblicken leben. Die Kreuzungstiere mit Cheviotböcken sind sowohl hier als auch in Aberdeenshire begehrt als Muttertiere von guten Schlachtlämmern. Dazu braucht man als Ausgangstiere eben "reine Shetlander von höchster Qualität."
Die Societies haben also einen ganz unterschiedlichen Fokus. Was für die Rasse nur gut ist.
Dann gibt es auf Shetland noch die Leute, die den "alten Typ" züchten. Oft sind diese Schafe bunt und meist leben sie ein rauhes Leben. Auch unter den großen "kommerziellen" Schafzüchtern gibt es einige, wie Maurice Laurenson, die auf den alten Typ schwören und die "neumodischen Flock Book Schafe" für verweichlicht halten.
Alle, mit denen ich gesprochen habe, waren sich einig: Wenn man denn jemand anderem zugestehen müsste, die "richtigen" Shetland-Schafe zu haben, dann den Leuten auf Foula. Man sieht den "Foula-Typ" aber nicht als (s)ein Zuchtziel. Und kommt damit leicht in einen Konflikt. Wenn das die "richtigen" sind und ich was anderes will, wie kann ich dann behaupten, Shetland-Schafe zu züchten? Beholfen wird sich dann damit, daß man eben "Shetland-Schafe nach dem Standard von 1927" züchtet.
Was nun aber den Foula-Typ ausmacht, ist eher nebulös. Oft assoziiert man mit den ursprünglichen Schafen auch ursprüngliche Wolle. Und meint damit Mischwolle mit langen Grannenhaaren. Dafür gibt es weniger Geld. Ob vom Woolbroker in Lerwick oder über's Internet von Handspinnern in Japan. Foula-Typ = Mischwolle = nicht schön? 
Foula Schafe

Was man auf Foula tatsächlich findet, sind Schafe, die eindeutig alle zu einer Gruppe/ einer Rasse gehören. Aber es gibt viele Varianten zum Thema. Ist nicht so, daß ich sehr ähnliche Varianten nicht auch auf dem Mainland oder in England gesehen hätte. Aber dort wird einem die Varianz eher als Makel beschrieben mit nachgelieferter Erklärung, warum man das Tier trotzdem behält. Hier auf Foula scheint die Varianz eher Teil des Themas.

Foula Schafe


Es gibt hier öfter Böcke mit schönen Hörnern (nach meinem Geschmack - also große, skuddenähnliche Hörner mit weitem Bogen) aber auch welche mit kleinen feinen Hörnchen oder ganz ohne. Es gibt Schafe mit längeren und mit kürzeren Schwänzen. Aber keine mit langen. Sind ja northern SHORT tailed sheep! Es gibt spitze und breitere Gesicher, kleine und größere Ohren. Es gibt fast alle Farben (meine Lieblingsfarbe katmoget hab ich hier noch nicht gesehen und die dunklen Gesichter der Northmavine Schafe - mirkface? - auch nicht). Und weil ursprünglich eben nicht bedeutet "einheitlich schlechte Wollqualität" sondern "große Varianz" gibt es auch die Wolle von superfein und einheitlich bis mischwollig in verschiedenen Varianten.


Foula Schafe
Nach meinem Eindruck paßt das einfach zu der Insel und ihren Bewohnern. Jeder behält die Tiere, die ihm oder ihr gefallen. Das können ganz klare, "objektive" Kriterien sein oder ganz einfach Bauchgefühl und Sympathie.
Einige halten ihre Schafe in eingezäunten Weiden, andere lassen sie gemeinsam auf der Allmende weiden. Es gibt auch ein Grazing Committee auf Foula. Das hat sich nach der Gründung auch einmal getroffen. Es wurde wild argumentiert und gestritten und seitdem gibt es das auf dem Papier. Der beste Platz für ein Kommittee auf Foula!
"Ich weiß gar nicht, wie die anderen das machen" sagte Magnus. "Ich frag auch nicht. Dann muß ich mir das anhören und sie werden es so erzählen, als wäre es der einzige Weg". Auf Foula macht man, was man für richtig hält und läßt anderen ihren eigenen Weg.


3 Kommentare:

  1. Das ist wieder hochinteressant, vielen Dank. Und bestätigt eigentlich, was ich von den Leuten aus der SSS auch kenne. Es gibt zwar den Rassestandard, wichtig ist aber vor allem, dass ein Schaf auf Shetland überleben könnte (ok, Foula ist dann wahrscheinlich noch die Steigerung...). Und auf keinen Fall wird auf Teufel komm raus auf feine Wolle gezüchtet. Das findet man eher in den USA.
    Und klar, gekreuzt wird auch immer mal gerne. Vor allem auch mit vom wolltechnischen her anderen interessanten Rassen, z.B. Blue Faced Leicester. Aber ich habe bei meinen bisher unbeabsichtigten Kreuzungen mit Black Welsh Mountain und Wensleydale Longwool ja auch schon feststellen können, was das für tolle Lämmer ergibt.

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  2. Die Einkerbungen in den Ohren sind zur Halter-Zuordnng, wie bei den Pferden auf Island?

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  3. Jau. Die Lug-Marks sind halterspezifisch.
    "Früher" gehörten Schafe, denen man beide Ohren abgeschnitten hatte, dem Landbesitzer. So war klauen und "Markierungen abschneiden" völlig sinnlos.

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