Vorwort: Ich freue mich riesig über diesen Gastbeitrag! Rauhwollige Pommersche Landschafe sind nicht nur eine schöne, alte, heimische Rasse - sie haben auch klasse Wolle! (Der Name ist beinahe schon Etikettenschwindel - weshalb sie unter Handspinnern immer noch so was wie ein Geheimtipp ist!)
UND: Für eine Rasse, die es "nur" in grau gibt, sind Pommern farbgenetisch unglaublich interessant! Über die "shades of pommern grey" bin ich auch mit Karin in Kontakt gekommen und habe dann mitbekommen, was sie tolles aus der Wolle macht!
Wer an Himmelfahrt im Weserbergland unterwegs ist hat Gelegenheit, frische Vliese ab Hof zu kaufen. Mehr dazu am Ende des Artikels!
Wir - Karin und Christoph - haben eine kleine Herde rauhwolliger pommerscher Landschafe (kurz: RPL), die im Weserbergland auf etwa 250 m ü NN wohnt. Hier grasen sie auf den Weiden rund ums Dorf, am Waldrand und pflegen die Landschaft.
Für die Pommern haben wir uns damals entschieden, weil wir ein genügsames, robustes Schaf gesucht haben, das gute Muttereigenschaften zeigt.
Da haben wir voll ins Schwarze getroffen! Und dann kam noch der Jackpot hinzu: Wolle, die sich toll verarbeiten lässt und von Natur aus unterschiedlich grau ist.
So entstand jahrelang ein handgesponnenes Kleidungsstück pro Winter.
Jede dieser Fasern hat ihre eigene Struktur: mit Mark oder ohne, mit Krimp oder Wellung oder ohne. Ziemlich verwirrend. Ziemlich chaotisch.
Wichtig ist eigentlich nur das Ergebnis:
a) am Schaf: die Mischwolle schützt vor Wind und Wetter!
b) für die Nachnutzung durch den Menschen: die Mischwolle lässt sich wunderbar verarbeiten – sie fließt ins Spinnrad – und sie wärmt den Pulloverträger genauso gut wie die Vorbesitzer!
Dabei fühlt sie sich weicher an, als der Name vermuten lässt. Früher hieß die Rasse „Grauwolliges pommersches Landschaf“ und einige der heutigen Züchter gehen wieder zu dieser Bezeichnung über.
Ein Blick ins Vlies von Brunhilde, hier noch als Jungschaf, zeigt nicht nur, wie sich das Grau aus hellen und dunklen Fasern zusammensetzt. Man sieht auch, wie sich zwischen den unterschiedlichen Fasern Luftkammern bilden, die das Schaf isolieren. Die Langhaare (Überhaar) sind vor allem im Spätsommer und Herbst deutlich zu sehen, wenn sie über die kürzere Unterwolle herausgewachsen sind. Sie liegen wie ein Regenmantel über dem Vlies, wie man auf dem nächsten Bild sehen kann: Bella und Nokia nach einer Regennacht im Spätsommer 2017. Zum Winter hin und vor allem bis zur Schur im Frühjahr hat die Unterwolle dann an Länge zugelegt und erreicht gut 80% der Länge des Überhaars.
Wir verarbeiten (und verkaufen) die Pommernwolle aus der Flocke, vom kardierten Vlies und als maschinell versponnenes Garn. So gibt es viele Möglichkeiten, den Kleiderschrank zu füllen!
Hier sind ein handgesponnen und handgestrickter Pullover und einer aus maschinell versponnener Wolle, der auf der Strickmaschine gestrickt wurde. Der dunklere Teil ist jeweils aus Lammwolle gefertigt. Mir gefiel das Design gut, nur der zuerst gefertigte handgesponnene Pullover war im Büro zu warm. So entstand dann ein zweites Exemplar in Nadelstärke 2,5.
Die vier linken Stränge sind die Grundlage für den handgesponnenen Pullover von oben. Im Hintergrund ein Jungschaf und die im August (2015) frisch geschorenen Lämmer.
Graue Wolle mit verschiedenen Pflanzen gefärbt – eine Experimentierreihe aus dem letzten Winter. Die (zum Teil) vorpigmentierte Wolle der Pommern ergibt etwas gedämpfte Farbtöne. Der darunterliegende Pullover hat den ursprünglichen Grauton der Wolle!
Wer Lust auf Pommernwolle bekommen hat, findet uns auch im Netz unter: www.rauhwoller-in-rinteln.de.
Hier sind noch Bilder der Vliese vom letzten Jahr zu sehen.
Mehr Informationen zu den Pommern und eine Züchterkarte (vielleicht ist ja ein Züchter in deiner Nähe, der auch noch was abzugeben hat?) www.ig-pommernschafe.de
Die Wolle der Pommern wird in der Zucht hoch bewertet, aber noch schöner ist es, wenn sie nach der Schur auch in gute Hände geht. Das Verarbeiten von heimischer Schafwolle ist ein Beitrag zur Unterstützung und Wertschätzung der Arbeit, die die Schäfer leisten!
Zum Schluss ein Rückblick auf die sortierte Wolle von 2017- mit Vorfreude auf die nahende Schur.
Karin Höller
UND: Für eine Rasse, die es "nur" in grau gibt, sind Pommern farbgenetisch unglaublich interessant! Über die "shades of pommern grey" bin ich auch mit Karin in Kontakt gekommen und habe dann mitbekommen, was sie tolles aus der Wolle macht!
Wer an Himmelfahrt im Weserbergland unterwegs ist hat Gelegenheit, frische Vliese ab Hof zu kaufen. Mehr dazu am Ende des Artikels!
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Faszination Rauhwolliges Pommersches Landschaf
Pommernschaf - Strickwolle in verschiedenen Grautönen |
Wir - Karin und Christoph - haben eine kleine Herde rauhwolliger pommerscher Landschafe (kurz: RPL), die im Weserbergland auf etwa 250 m ü NN wohnt. Hier grasen sie auf den Weiden rund ums Dorf, am Waldrand und pflegen die Landschaft.
Für die Pommern haben wir uns damals entschieden, weil wir ein genügsames, robustes Schaf gesucht haben, das gute Muttereigenschaften zeigt.
Da haben wir voll ins Schwarze getroffen! Und dann kam noch der Jackpot hinzu: Wolle, die sich toll verarbeiten lässt und von Natur aus unterschiedlich grau ist.
So entstand jahrelang ein handgesponnenes Kleidungsstück pro Winter.
Rauhwollige Pommersche Landschafe |
Die Rasse
Die Pommern sind eine der vielen alten, vom Aussterben bedrohten Rassen. Sie stammen (u.a.) vom Zackelschaf ab, das einst in Europa sehr verbreitet war, damit sind sie recht außergewöhnlich.Die Farbe
Außergewöhnlich sind auch die Farbe (schwarz mit grauer Wolle) und die Wollstruktur (Mischwolle). Die Grautöne können jede Nuance von silbergrau bis fast schwarz haben und bieten – ungefärbt – schon ein tolles Spektrum. Die einzelnen Wollfasern sind schwarz oder weiß – die Zusammensetzung ergibt den Grauton.Unter der Lupe: Das lebendige Grau der Pommernwolle |
Die Lämmer
Die Lämmer der RPL werden schwarz geboren. Kopf und Beine der erwachsenen Tiere bleiben schwarz und die Wolle wird (unterschiedlich) grau! Die Schafe haben häufig ein inniges Verhältnis zu ihren Lämmern und wenn die Jungschafe nach der Lammzeit wieder zur Herde stoßen, begrüßen sich die wieder zusammen geführten Familien.
Die Wolle
Das Vlies besteht zudem aus unterschiedlichsten Fasern – wenigen dicken und sehr dünnen und vielen im mittleren Bereich der C-Wollen (C-Wolle: 30-37 µ) – mal mit Tendenz zum etwas feineren B (nicht so erwünscht beim Züchter) mal mit Tendenz zum etwas gröberen D (nicht so schön für den Pulloverbesitzer). Die einzelnen Fasern gehören verschiedenen Kategorien an: Wollhaare, Langhaare, Kurzhaare- bei den Pommern kommen noch Modifikationen hinzu: langwachsendes Kurzhaar und wolliges Langhaar. – (mehr dazu: Gunhild Kurt, Skudden und Pommern haben besondere Vliese, in Schafzucht 9/2008)Jede dieser Fasern hat ihre eigene Struktur: mit Mark oder ohne, mit Krimp oder Wellung oder ohne. Ziemlich verwirrend. Ziemlich chaotisch.
Wichtig ist eigentlich nur das Ergebnis:
a) am Schaf: die Mischwolle schützt vor Wind und Wetter!
b) für die Nachnutzung durch den Menschen: die Mischwolle lässt sich wunderbar verarbeiten – sie fließt ins Spinnrad – und sie wärmt den Pulloverträger genauso gut wie die Vorbesitzer!
Dabei fühlt sie sich weicher an, als der Name vermuten lässt. Früher hieß die Rasse „Grauwolliges pommersches Landschaf“ und einige der heutigen Züchter gehen wieder zu dieser Bezeichnung über.
Vlies Brunhilde |
Ein Blick ins Vlies von Brunhilde, hier noch als Jungschaf, zeigt nicht nur, wie sich das Grau aus hellen und dunklen Fasern zusammensetzt. Man sieht auch, wie sich zwischen den unterschiedlichen Fasern Luftkammern bilden, die das Schaf isolieren. Die Langhaare (Überhaar) sind vor allem im Spätsommer und Herbst deutlich zu sehen, wenn sie über die kürzere Unterwolle herausgewachsen sind. Sie liegen wie ein Regenmantel über dem Vlies, wie man auf dem nächsten Bild sehen kann: Bella und Nokia nach einer Regennacht im Spätsommer 2017. Zum Winter hin und vor allem bis zur Schur im Frühjahr hat die Unterwolle dann an Länge zugelegt und erreicht gut 80% der Länge des Überhaars.
Pommernschafe - Regen macht ihnen nichts aus |
Wir verarbeiten (und verkaufen) die Pommernwolle aus der Flocke, vom kardierten Vlies und als maschinell versponnenes Garn. So gibt es viele Möglichkeiten, den Kleiderschrank zu füllen!
Pullover aus Pommernwolle |
Hier sind ein handgesponnen und handgestrickter Pullover und einer aus maschinell versponnener Wolle, der auf der Strickmaschine gestrickt wurde. Der dunklere Teil ist jeweils aus Lammwolle gefertigt. Mir gefiel das Design gut, nur der zuerst gefertigte handgesponnene Pullover war im Büro zu warm. So entstand dann ein zweites Exemplar in Nadelstärke 2,5.
Pommernwolle - grau kann ganz schön 'bunt' sein! |
Die vier linken Stränge sind die Grundlage für den handgesponnenen Pullover von oben. Im Hintergrund ein Jungschaf und die im August (2015) frisch geschorenen Lämmer.
pflanzengefärbte Pommernwolle |
Graue Wolle mit verschiedenen Pflanzen gefärbt – eine Experimentierreihe aus dem letzten Winter. Die (zum Teil) vorpigmentierte Wolle der Pommern ergibt etwas gedämpfte Farbtöne. Der darunterliegende Pullover hat den ursprünglichen Grauton der Wolle!
Die Schur 2018
Demnächst steht die Schur an, an Himmelfahrt verkaufen wir von 11:00-14:00 Vliese ab Hof in Rinteln.Wer Lust auf Pommernwolle bekommen hat, findet uns auch im Netz unter: www.rauhwoller-in-rinteln.de.
Hier sind noch Bilder der Vliese vom letzten Jahr zu sehen.
Mehr Informationen zu den Pommern und eine Züchterkarte (vielleicht ist ja ein Züchter in deiner Nähe, der auch noch was abzugeben hat?) www.ig-pommernschafe.de
Die Wolle der Pommern wird in der Zucht hoch bewertet, aber noch schöner ist es, wenn sie nach der Schur auch in gute Hände geht. Das Verarbeiten von heimischer Schafwolle ist ein Beitrag zur Unterstützung und Wertschätzung der Arbeit, die die Schäfer leisten!
Schur 2017 - Rauhwoller in Rinteln |
Zum Schluss ein Rückblick auf die sortierte Wolle von 2017- mit Vorfreude auf die nahende Schur.
Karin Höller