Wir haben so schrecklich viel Zeug! Ab und an gruselt es mich, daß wir soviel Zeug haben! Das meiste ist ja echt sinnvoll - Werkzeuge und Maschinen und ... Spielzeuge. Spinnrad und Instrumente, die irgendwer hier mal ausgesetzt hat. Und 'ne schöne alte Holztür, die für unser Haus viel zu groß ist und ein altes Klavier und tolle alte Sessel, die man eines Tages mal neu beziehen lassen könnte und ein Stapel charmanter 70iger Jahre Gartenstühle, die man vielleicht auch mal wieder brauchen könnte. Falls man mal wieder 'ne Gartenparty machen sollte.
Wir haben zum Glück 'ne große Scheune, in der der Kram fast untergeht....
Ich hätte ja lieber nur soviel, daß es in den Subaru paßt.... Jetzt ziehen meine Eltern um und.... da ist Zeug über. Voller Willensstärke sind wir da heute hingefahren!
Und haben extrem sinnvolle Beute mitgebracht! Eine Heuraufe und zwei E-Netze zum Beispiel! Genauso sinnvoll aber nicht ganz mein "Beuteschema": Geschirrspüler und Herd.
Voll mein Beuteschema: Krempel! Krempel ist was anderes als Zeug. Krempel ist Zeug für die Schatzkiste! Krempel ist völlig sinnlos und voller Erinnerungen oder Geschichten!
Krempel voller Erinnerungen:
Ein alter Beutel aus der Zeit, als meine Eltern einen Musikladen hatten. Da hatte man als Jugendlicher immer mal "Ladendienst"... da hab ich mich mal an 'ner Geige versucht und war vollkommen entsetzt, wie schrecklich eine leere Seite klingen kann! NICHT mein Instrument! Dank der britischen Soldaten mußte man da auch ab und an englisch reden. Oder einfach die Schublade mit den Gitarrensaiten aufmachen. Meistens wollten die Briten Gitarrensaiten (oder haben die einfach aus lauter Verzweiflung gekauft, weil sie ihren wahren Kaufwunsch nicht rüberbringen konnten! Ich hab so die Vorstellung, daß die einen nach dem anderen geschickt haben, um diese Klavierpartitur von Rachmaninow zu kaufen und jeder kam mit Gitarrensaiten zurück!)
Im Musikladen hat mir auch mein Bruder beibringen wollen, wie nützlich Computer sind. Ich habe unter Anleitung ein "Telefonbuch" gemacht. "Da mußt du dann nur den Namen eingeben und der Computer gibt dir die Nummer aus!" Stunden hab ich da Befehle getippt am C64. Mit dem Ergebnis, daß der Computer die Telefonnummern meiner Freunde ausspucken konnte. Allerdings nur die, die ich auswendig wußte.... andere hatte ich nicht zur Hand.
Vor dem Musikladen gab es den riesigen Spielzeugladen. Auch mit Ladendienst. (Und frühem interkulturellem Training. An katholischen Feiertagen kamen Lipper zum Shoppen nach Schaumburg. Und natürlich die Briten. Ich weiß nicht, wer fremdartiger war..... Die Briten haben zumindest erstmal probegespielt! Und Tricks fürs Leben gab es auch: Wenn man zur Inventur die Schräubchen der Märklin Modeleisenbahn zählen muß, hilft eine Waage ungemein!)
Aus der Zeit stammt die Mütze. Diese Mützen hatten mein Bruder und ich immer zu tragen, wenn wir irgendwo in Menschenmassen unterwegs waren. Dazu gab es strikte Instruktionen, wie man sich verhalten muß, wenn man verloren geht. Die Mütze und der ohrenbetäubende Pfiff meiner Mutter (auf den die ganze Familie und alle Haustiere konditioniert waren) sind wohl der Grund, daß ich nie verloren gegangen bin. Als ich nicht mehr ganz so niedlich war, haben meine Eltern das effiziente Training bestimmt oft bereut! Da fällt mir gleich noch eine Erinnerung ein: Erster Tag im Studium. Ganz weit weg von Zuhause - im wilden Osten. Einer der Professoren sprach mich an mit: "Sagen Sie mal - sind sie die kleine Puppenböhme?" (Puppenböhme hieß der Spielzeugladen, seitdem mein Opa seine Seefahrerkarriere an den Nagel gehängt hat, um einen Spielzeugladen mit Puppenklinik aufzumachen) Ja! Und jetzt habe ich die Mütze, um es zu beweisen!
Apropos niedlich: Ich hab auch Krempel mitgenommen aus einer Zeit, in der ich total niedlich war! Ein Glas voller Sand von den Bahamas und ein Nacktbild von mir am karibischen Strand.... Das Bild vom Bild ist unscharf genug, um es hier zu zeigen!
Ich glaub, da war ich gerade in der Schule. 1980? Und wie alles in unserer Kindheit, war es ein riesiges Abenteuer! Ich habe soviele Erinnerungen an diesen Urlaub! Wir waren in einer Tropfsteinhöhle mit ganz, ganz vielen Fledermäusen. War das toll! Es gab Massen an riesigen Landkrabben und wir haben Dinosaurierknochen gefunden! Zumindest waren wir davon überzeugt. Ein Wal war wohl nicht abenteuerlich genug. Wir waren an dem Strand, an dem Kolumbus das erste mal Land betreten hat nach seiner Ozeanüberquerung (und wir haben eine Coca Cola Flasche gefunden! Daran hat er bestimmt erkannt, daß er in Amerika ist!)
Tauchen waren wir natürlich auch. Da brauchen sich Eltern später nicht wundern, wenn man eine große Klappe hat: Das Mundstück von der Tauchflasche muß man erstmal in so einen kleinen Kindermund reinkriegen! In einer meiner Schatzkisten müßte auch eine ganz kleine Tritonmuschel sein. So schön! Überraschenderweise kam da ein knallbunter Einsiedlerkrebs raus. Der mußte sich dann leider eine neue Bleibe suchen!
Und noch 'ne Erinnerung habe ich von der Reisevorbereitung. Da haben mein Bruder und ich etwas entdeckt, was wohl mit sollte. Ein großer "Plastikapfel" voll mit kleinen grünen Stäbchen. Wir waren total neugierig, was das wohl ist. Roch nach Apfel. Wir dachten an Badezeug und haben probiert, ob es in Wasser schäumt. Tat es nicht.... wir haben alles mögliche ausprobiert und sind nicht drauf gekommen, was es ist: Kaubonbon mit Apfelgeschmack! Was hab ich mich geärgert! Wir hätten die ganzen Dinger auf einmal wegfuttern können! Statt erst im Urlaub auf Zuteilung!
Das Glas voll Sand mußte einfach mit! Das ist kein Zeug, kein sinnloses. Das sind Dinosaurierknochen und Korallen und Abenteuer und der unglaubliche schwülwarme Duft tropischer Inseln!
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