Freitag, 19. Februar 2016

Tunes in Kirkwall

In Kirkwall hatte ich das ein oder andere déjà-vu. Das fing damit an, daß ich Stunden auf dem Boot zugebracht habe, um überhaupt in Kirkwall anzukommen. Am nächsten Tag auf's nächste Boot, um nach North Ronaldsay zu fahren... leider erfolglos! Stunden an Bord... um dann wieder in Kirkwall anzukommen. Am nächsten Tag... das gleiche Spiel...raus aufs Meer für ein paar Stunden und dann Ankunft in.... Kirkwall....

Es war wohl meine Bestimmung, am Samstag Abend dort zu sein. Für die Session im Reel! Was für eine Nacht! Bizarr!

Als ich zur Kneipe kam, war die Tür zu und das Licht aus. Dabei war ich gar nicht zu früh... eine halbe Stunde später war immer noch abgeschlossen und dunkel.... Aber: Da kam ein Musiker mit Instrumentenkoffer und ging hintenrum! Dem bin ich hinterher! (Ja, ich folge fremden Menschen mit Instrumentenkoffern... Außer vielleicht dem Typen mit dem Cello-Koffer...)
Hinten ging's rein - in eine fast leere, dunkle Kneipe. Ein großer Stuhlkreis wartete recht bedrohlich auf Musiker. Gruselig! Und es blieb gruselig.... ein zahnloser orkadischer Blockflötenspieler, der nicht geredet hat. Und ein junger Fiddler, der auch nicht geredet hat. Ein Shetlander der - wer hätte das gedacht? - auch nicht sprach. Später allerdings schon. Da bekam ich einen langen Vortrag über Musik in Shetland und daß die Iren verschiedene regionale Musikstile haben und was da so die Unterschiede sind (da wollte er gar nicht mehr aufhören). Ein etwas älteres Paar, daß bei jeder Gelegenheit ein amüsantes Liedchen angestimmt haben (mit jeweils x-tausend Strophen), eine leicht verrückt wirkende alte Frau, die die übrigen Chancen genutzt hat, um auf dem Klavier klassische Stücke zu spielen. Eine schüchterne englische Box-Spielerin, die sich irgendwo versteckt hatte und immer mal einen Morris Tune gequietscht hat.
Irgendwann fiel dem (neuen) Barmann auch auf, daß er gar kein Licht angemacht hat. Es kamen noch ein paar weitere seltsame Gestalten: Der Banjospieler, der wie eine Nähmaschine gespielt hat. Taktaktaktaktak.... Keine Chance herauszuhören, was er denn wohl spielt. Manchmal hat aber einer der anderen Musiker ein Stückchen erkannt und mitgespielt. Mit "Übersetzungshilfe" konnten plötzlich alle einsetzen!

So ganz langsam wurde der Abend besser. Es kamen noch einige richtig gute Musiker (die sogar zwischen den Tunes geredet haben!) und es hat richtig Spaß gemacht! Ich habe Melinda und Bob wiedergetroffen. Die beiden sind ursprünglich aus Montana und haben irgendwann beschlossen, ihren Traum zu leben: Mit dem Fahrrad (und Gitarre und Fiddel) für ein Jahr oder länger durch Schottland und Irland (und wo es sie sonst so hintreibt) zu reisen. Auf der Suche nach Musik.
Außerdem war Fährmann Mike da, der mir erklärt hat, warum das mit der Fähre nach North Ronaldsay so ein elendes Pech war (also nix mit den diversen Verschwörungstheorien, die ich bisher als Erklärung gehört hatte.)
Noch später kam eine Horde junger Fiddler und hat übernommen. Mit irre schneller schottischer Fiddelei. Technisch perfekt aber nicht so die Musik, der ich normalerweise gerne zuhöre. Noch ein Pint und etwas wildes Gefiddel war zum Abschluß dieses Abends aber genau richtig!

Auf North Ronaldsay gab es dann auch noch ein paar Tunes - sogar Morris Tunes ;)
Davon gibt es aber keine Aufnahme. Und aus Kirkwall gibt es nur diese eine:


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