Sonntag, 7. Juni 2015

Fähre fahren!

Fähre ist ja nicht gleich Fähre! Zumindest, was die Preise und was den Umgang mit Hunden angeht. Auf die Isle of Man zum Beispiel zahlt man ein Vermögen. Ohne Rabatt für Inselbewohner. Spontan buchen kostet extra. Hund kostet auch extra. Darf dann aber in die Hundelounge! Auf der Fähre vom Kontinent bleibt der Hund im Auto oder kommt in den Hundeknast, der "Hundehotel" genannt wird.
Auf die Hebriden zahlt man fast nix, Hund zahlt wirklich gar nix und an Bord darf er auch.
Die Bewohner bekommen auch hier keinen Rabatt aber bei 30 Pfund pro Auto und 6 Pfund pro Person ist das vermutlich Ok. Dafür gibt es dann 1,5h Stunden Überfahrt. Wenn die Fahrt nicht gestrichen wird. Was zwischen der Isle of Skye und Isle of Harris erstaunlich oft vorkommt. Wenn man es geschafft hat, auf eine fahrende Fähre zu kommen, erwartet einen in Tarbert ein nettes Hafenörtchen und eine unglaubliche Landschaft - wie auf dem Mond!
Der Abfahrthafen in Stornoway auf der Isle of Lewis dagegen wurde mir als enttäuschend beschrieben. Ich fand die Stadt allerdings gut. Nicht schnuffelig, nicht bunt oder romantisch sondern eine graue kleine "echte" Stadt. Mit dem coolsten Tweedladen überhaupt! Eine Rumpelbude sondergleichen!

Auf der Fähre von der Isle of Lewis nach Ullapool war es dann richtig luxuriös! Toll! Eigentlich hätte es auch free wifi an Bord gegeben. War aber kaputt.


Angekommen sind wir im sonnigen Ullapool. Sehr reizend. Wirklich! 


Anfangs hat mich Schottland ja nicht so angesprochen. Alles schick und grandios und genau wie in zig Reiseberichten aber .... na ja.... eben wie erwartet. Nur unerwartet voll.
Ich wunder mich ja immer, warum Deutsche im Ausland keine anderen Deutschen sehen wollen und sich freuen, wenn sie nicht als solche erkannt werden. Aber so richtig viele und so richtig lange möchte ich weder Deutsche noch Schotten sehen..... und es sind ganz schön viele Wohnmobile und Campervans und Autos unterwegs. (Schottland hat auch echt wenig Straßen. Da wird es ganz schnell eng, auch wenn eigentlich keiner da ist....)
Sobald man eine Fähre nimmt (oder auch zwei) verliert sich das alles auf ein gutes Maß. Man trifft mal wen! Schön! Wie geht's?
Auf den Straßen der äußeren Hebriden gibt es meist nur eine Spur und immer mal "passing places". Erstaunlich, wie flüssig man da auch mit Gegenverkehr fahren kann! Obwohl der Gegenverkehr jetzt nicht soooo doll ist... 
Wenn man auf die Landkarte guck, gibt es Straßen, die muß man einfach fahren. Nicht unbedingt als Radfahrer aber wenn man eine kilometerlange, kurive Straße sieht, die einfach so als Sackgasse endet, mit einem Strand am Ende: Da muß man doch lang! Und da ticken viele Leute mit Vans ähnlich! Also stehen da außer mir noch drei Vans. In Schottland darf man ja überall langlaufen und überall campen. Außer bei Leuten im Garten und in der Kläranlage und so. Wenn genug Campervan-Leute auf ihre Landkarten gucken und sich sagen: "Da! In diese lange Sackgasse fahren wir!" dann bauen die Anwohner irgendwann ein Klohäuschen dahin. Fertig. Keine Absperrung - nicht mal für hohe Wohnmobile, kein Eintritt, kein Parkverbot über Nacht. Dabei gibt es hier keinen Laden, kein Café und keine Chance, Geld an uns zu verdienen. Außer mit der honesty box im Klohäuschen!
Den einen Campervan habe ich die Nacht drauf wiedergetroffen. Auf einer winzig kleinen Insel, die mit Lewis durch eine Brücke verbunden ist. Die Bewohner von Bernera haben in den 50ern gedroht, die Klippen auf beiden Ufern zu sprengen, wenn sie keine Brücke bekommen! Da gab es dann eine. Dank Brücke ist die Insel noch bewohnt. Sie gehört dem Typen, der als Vorlage für die Figur von James Bond gedient hat. Ein Schwerenöter, der jahrelang im Dienste ihrer Majestät unterwegs war. Prinz von Dalmatien ist er angeblich auch und er wohnt in einem Crofthaus auf seiner Insel. Ich bin sicher, ich habe ihn getroffen. Am nördlichen Ende der Insel ist ein Friedhof am Strand und dort fuhr ein Jaguar vor. Nicht gerade das übliche Auto hier..... der Fahrer war auch eine "Type", die der Vermutung nicht widersprochen hat. Allerdings nicht mit dem Aussehen von Sean Connery. Eher so exzentrisch, wie man sich den Prinz von Dalmatien, der in einem Häuschen auf Bernera wohnt, so vorstellen könnte.
An diesem Strand wurden vor einiger Zeit eisenzeitliche Häuser ausgegraben.Die wurd Jetzt en untersucht, vermessen, dokumentiert, Kleinkram kam ins Museum und dann wurde alles wieder eingegraben. Das macht man heutzutage so. Wie beim Geocache. Haben zukünftige Archeologen auch noch mal ihren Spaß. Etwas abseits der Ausgrabungsstätte hat man aber hier eines der Häuser nachgebaut. Auch, um zu testen, wie die fehlenden Strukturen wohl ausgesehen haben könnten - wie das ganze "funktioniert" hat. Jetzt sitzt da täglich dieselbe Frau aus dem nächsten Dorf im Rauch vom Torffeuer und erzählt den Touristen von ihrer Insel, auf der ihre Familie "schon immer" lebt. (Leider hat sie das nicht mir erzählt, denn auch diese Frau hat mal Feierabend. Zum Glück war das nette Paar aus dem anderen Campervan schon früher da und hat mir bei einem Gläschen Wein berichtet.)
Und wieder ein Stück abseits von diesem Haus-Nachbau und von dem Friedhof steht ein Klohäuschen. Ohne honesty box - steht ja schon eine im eistenzeitlichen "figure of eight house" und vermutlich wollen die Anwohner nicht unverschämt wirken....


Von den Klohäuschen habe ich keine Bilder. Geht ja eigentlich auch um Fähren. Die Fährleute mögen mein Auto fast noch lieber als ich. Die Einweiser auf Deck bekommen ein breites Grinsen, wenn der "Pocketvan" die perfekte Größe für ihr "Fähr-Tetris" hat. "That's a great wee van!" haben sie bisher alle gesagt :)


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